Riesenmaschine

04.05.2006 | 11:15 | Was fehlt

Auf der Suche nach dem verlorenen Dings


Schlechte Verstecke: Schlechtes Versteck Nr. 103.083.124 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie man verschwundene Gegenstände in 12 einfachen Schritten wiederfindet, wird hier von Prof. Solomon, dem Autor anderer nützlicher Standardwerke wie "Japan in a Nutshell" und "How to Make the Most of a Flying Saucer Experience" beschrieben (zuletzt gesehen bei Cool Tools). Der wichtigen Regel 10 zufolge etwa entfernen sich Gegenstände selten weiter als 50 cm aus ihrem angestammten Revier. (Diese Regel gilt nicht für verschwundene Fahrräder. Verschwundene Fahrräder sind in einem Umkreis von 500 Kilometern um den Ort zu suchen, an dem man sie zuletzt gesehen hat.)

Wer sich mit Prof. Solomons eher meditativem Ansatz ("It's not lost. You are.") nicht anfreunden kann und nie irgendwas anderes verliert als Golfbälle, wird vielleicht mit dem Golfballfinder glücklich, der Golfbälle nicht per RFID, sondern visuell aufspürt – vorausgesetzt, es sind mindestens drei ihrer Golfballdellen zu sehen. Und wer auf Prophylaxe setzen will, sei auf unsere Lösungsvorschläge Festbinden bzw. ständige Überwachung durch die Findemaschine verwiesen. Besitzlosigkeit ist natürlich auch eine Lösung.


04.05.2006 | 04:59 | Alles wird besser

Mückencup in Magdeburg


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vom 13.5. bis 14.5. wird in Magdeburg wieder der Mückencup veranstaltet. Das, was über Ostern im italienischen Rimini unter dem bombastisch mussoliniesken Motto "Der Wille, der Wahnsinn, die Unbesonnenheit, die Fröhlichkeit", aufgezogen wurde, wird hier, wie der Name schon sagt, im etwas kleineren Massstab stattfinden. Auf einem Spielfeld, dessen Breite sich durch das Berühren der Fingerspitzen bei ausgebreiteten Armen der Spieler ergibt (die einzige anthropomorphistische Sportart), wird das einigermassen friedliche Ultimate Frisbee gespielt, so friedlich, dass man ganz ohne Schiedsrichter auskommt. Die Spieler sind selbst dafür verantwortlich, Fouls sowie Linienverstösse anzuzeigen, und regeln ihre Meinungsverschiedenheiten demokratisch untereinander. Eine Scheibe stimmt offenbar milder als ein Ball. Und auch der Hund kann mitspielen. Und was spielt man im Juli in Söhnstetten? Genau, die verwandte Sportart Discgolf, unter Insidern wegen der Klopfgeräusche an den Bäumen salopp Tok Tok genannt. Magdeburg, Söhnstetten, der Sommer und Du.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Korfball kann kommen

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


03.05.2006 | 16:25 | Zeichen und Wunder

Virtuelle Knackfolie im Test


Schlecht versteckte Botschaft (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nach fünf Jahren Pause ist es mal wieder Zeit, die auf dem Markt befindlichen Knackfoliensimulatoren einem sauberen, aktuellen Vergleichstest zu unterwerfen. Wie jeder weiss, ist das Knacken von Knackfolie ein wesentlicher Bestandteil der Adoleszierung von Schimpansen und anderen bedrohten Arten. Auch wenn Simulatoren sowohl ökologisch als auch logistisch enorme Vorteile gegenüber echter Knackfolie aufweisen, können sie grossen psychischen Schaden anrichten, wenn sie akustisch und haptisch ungenügend an die Realität angepasst sind.

Leider ist das Testfeld geprägt von Stümpertum und Nachlässigkeit. Der Perpetual Bubblewrap beispielsweise ist zu klein, erinnert optisch eher an Wassertropfen, knallt wie Korken von Aldisekt und hat ausserdem so eine unangenehm schräge Perspektive. Noch schlechter macht es irgendein No Name Bubblewrap; er sieht aus wie billig gerenderte Brandblasen und klingt wie eine Registrierkasse aus dem Spielzeugkaufmannsladen. Ausserdem ist ein Countdown eingebaut, vollkommen falscher Ansatz, denn wer will sich beim Knackfolienknacken schon hetzen lassen? Das ist eine ruhige, kontemplative Tätigkeit. Die Simulation vom Fachvertrieb Sealed Air ist akustisch und optisch deutlich näher an der Wahrheit, aber leider auch mit Wettbewerbscharakter. Kann man nicht machen, aber trotzdem immerhin Platz drei im Vergleich. Der Bubble Wrap Simulator von KwikGames besticht durch eine schön digitalisierte Pappunterlage. Leider ist die Knackfolie selbst sehr lieblos und klingt eher wie ein Frosch im Todeskampf. Absolut lächerlich auch der Virtual Bubble Wrap, der mit Knackfolie soviel Ähnlichkeit hat wie das Internet mit einem Abgasfilter. Sowas sollte wirklich verboten werden.

Wie es richtig geht, zeigt wieder einmal der Klassiker unter den Knackfoliensimulatoren, der Original Virtual Bubblewrap, Testseriensieger seit Erfindung der künstlichen Realität. Sattes, variables Qualitätsknallen, grosse, realistische 3D-Noppen und ausserdem der frenetische Manic Mode, bei dem man nicht mal klicken muss, um in Ekstase zu geraten. Trotzdem diesmal nur Platz zwei, denn ein polnischer Newcomer knackt genauso, nur grösser und ganz ohne überflüssigen Schnickschnack wie Zähler und Uhr – aber trotzdem mit Manic Mode! – und bietet somit reines, puristisches Knackfolienglück. Testsieger also Polen, das ohnehin viel näher an der Realität ist als alle anderen Länder.


03.05.2006 | 11:16 | Berlin | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Knotenkunst und Ampelart


Baugerüstballon, Brunnenstrassenampel, Berlin (beides) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man nicht gerade aufmerksamen, aufgeschlossenen, analytischen Auges durch die Stadt geht, bekommt man schnell den Eindruck, dass es nur zwei Arten von Streetart gibt: Zum Einen aufwändige, bunte Sprühkunstwerke von Menschen, die die Schrift in allen Variationen feiern, denen die Sprache aber offenbar nicht so wichtig ist. Zum anderen unaufwändige, unbunte Gesprühsel von Menschen, die mit der Kulturtechnik Typographie geradezu hospitalistisch repetitiv umgehen und überall ihr Kürzel hinschreiben. Aber Graffiti und Tags sind schon lange nicht mehr die einzigen Erscheinungen, mit denen die Jugend die Gestaltung der öffentlichen Flächen aus der Hand von Staat und Kapital in die eigenen Hände nimmt. Neben den inzwischen ebenfalls allgegenwärtigen Stencil Art findet auch das Cut Out immer mehr Anhänger. Zu diesen vier grossen Stilrichtungen gesellen sich immer mehr Varianten hinzu, wie etwa kleinere und grössere Installationen.

Zwei schmucke Ideen sind hier zu sehen. Während der live actiongeknotete Ballon bisher auf schlechten Rummelplätzen der Erbauung von Kindern und debilen Erwachsenen diente, entwickelt er als dreidimensionaler Tag ein urbanes Eigenleben von sympathischer Flüchtigkeit, weil er zwar sehr auffällig, aber auch sehr leicht zu entfernen ist. Die zwei Punkte und der Strich auf der Ampel dagegen dürften längeren Bestand haben, wenn das Ampelamt sie nicht entfernt. Diese Entdeckung war übrigens das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit, dass ein gelber Smiley für positive Gefühle sorgte.

Dieser Beitrag ist dem jüngst zu Ende gegangenen Internationalen Anti-Graffiti Kongress des Vereins Nofitti gewidmet.


03.05.2006 | 02:19 | Supertiere

Der geklaute Videohund


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im äusserst empfehlenswerten Buch Musikzimmer vergleicht der Autor Diedrich Diederichsen die Vorzüge von Musique Concrète wie etwa dem Baulärm vor seinem Fenster mit echter und böswilliger akustischer Umweltvermüllung wie "Sweet dreams are made of this", "Sledgehammer", "Lemon Tree" und "Fernando". Und nachdem sich die eigene Gänsehaut wieder entspannt hat, springen einen topaktuell die Allerunausstehlichsten aus dem Fernseher an: Bon Jovi. Nun beweist diese Ausgeburt der Hölle, dass sie ja nicht nur weder eine musikalische noch visuelle Ahnung hat, sondern dieses Manko auch noch durch plumpes Plagiieren wettzumachen gezwungen ist. In ihrem neusten Video zum Nichtlied "Who says you can't go home" nimmt ein Autofahrer einen autostoppenden Plüschhund mit, in dem ein Mensch, vermutlich ein Furry, steckt und allerlei Schabernack treibt. Und das ist ziemlich genau die Idee des fünf Jahre alten, unglaublich komischen Videos "60 Miles an Hour" von New Order, nur dass dort ein irrer Bär eine arme Anhalterin mitnimmt. Die Idee mit dem Hund haben sie aus Daft Punks bzw Spike Jonzes Meisterwerk "Da Funk" übernommen, ein einsamer Immigrant, der traurig und mit gebrochenem Bein durch New York humpelt.
In einer der anrührendesten Geschichten in seinem Buch beschreibt Diederichsen das von Oswald Wiener aufgezeichnete, phrasierende Gejaule hungriger und angeketteter Hunde. "Kultur", so meint er, beginne "mit der Anerkennung von Begabungshierarchien". Und danach wären dann Bon Jovi kulturell eindeutig unter den Hunden angesiedelt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der gute Hund

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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