Riesenmaschine

20.05.2007 | 23:58 | Anderswo

Neues von Graniph


Rainbow Stein (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Swan Typo (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Psychedelic Butterfly (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Bis der 2007er Jahrgang der Riesenmaschine-Palimpsest-T-Shirts aus der Druckerei kommt, dauert es noch einige Tage. Vertreiben wir uns so lange die Zeit mit einem Blick auf die neue Kollektion des japanischen Labels Graniph, das schon gelegentlich Gegenstand unserer Berichterstattung war: Wieder hat der anonyme Designer seinem Hang zum Deutschtum freien Lauf gelassen, wobei der Instinkt die fehlende Sprachkenntnis mehr als kompensiert. Erneut gelingen ihm bizarr schillernde Motive, erratische Findungen, getragen von existentieller Leichtigkeit und romantischer Tiefe. Manches ist leicht zu lokalisieren, etwa als Goethe-Zitat. Einiges scheint direkt aus der Sphäre des Tourismus übernommen. Einiges weist Tocotronic-hafte Sloganqualität auf. Anderes wirkt dagegen wie das Gestammel Demenzkranker. Nie jedoch entsteht der Eindruck kompletter Wahllosigkeit, man habe es gar mit einer transkulturellen Manifestation des Infinite monkey theorems zu tun. Immer wieder stellt sich eine frappante Kongruenz zwischen Signifikat und Signifikant her. Das Shirt namens Crack Skeleton zeigt, was es vorgibt zu zeigen, nämlich "gekreuzte Knochen". Das Shirt Helvetica benutzt als Schrift für den Aufdruck "Helvetica" die Schrift Helvetica (über die im übrigen gerade ein Dokumentarfilm in Umlauf ist, aber das gehört nicht hier hin). Und, als wenn es noch eines Beweises für die Germanophilie des Hausdesigners bedurft hätte, findet sich im Sortiment auch ein Shirt namens German Logo. Allerdings ist dessen Aufdruck ausnahmsweise auf Englisch.


20.05.2007 | 14:28 | Anderswo | Alles wird besser

Fernbedient


Tut das nicht weh? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Beim Dyson Design Award 2007 fielen zahlreiche Erfindungen positiv ins Auge, u.a. sah man dort eine Kreuzung aus Fahrrad und Rucksack und einen gutaussehenden Stuhl namens Emotion, der "sekundäre" Zwecke erfüllt, zum Beispiel als Ablageplatz oder Rennfahrzeug. Aber darum soll es hier nicht gehen. Stattdessen erfand Angelene Ozolins ein zweiteiliges Gerät namens Assure Flow (via Medgadget): Zum einen hätten wir da ein Ventil aus drei konzentrischen Röhren, zwei davon aus Nitinol, einem shape memory metal, das je nach Temperatur oder Druck hart (Austenit) oder weich (Martensit) wird. (Interessant, oder?) Dieses Ventil wird, das ist der wichtige Teil, in die Harnröhre eingesetzt und tut dort das, was ein Ventil so tut: Es lässt ab und zu Dinge durch. Und zwar, wenn man den zweiten Teil von Assure Flow ins Spiel bringt, eine technisch schlichte Fernbedienung mit USB-Port und Speicherfunktion, damit kein, ähm, Tropfen verloren geht. Insgesamt also eine 100%ig dichte, fernbediente Blase, für alle, die das nicht alleine hinkriegen. Auf die ganzen üblichen Scherze mit Behinderten, Inkontinenz und Verlegen von wichtigen Kleingegenständen soll hier grosszügig verzichtet werden.


20.05.2007 | 02:25 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Käferkuchenschlacht

Dass Insekten zu den finstersten Hervorbringungen der natürlichen Weltprozesse gehören, ist der Standpunkt dessen, der innerlich selbst hart ist wie ein Chitinpanzer, und fortwährend mit tausend Beinchen und Fühlern nach Dingen sucht, die er besudeln und in den Schmutz ziehen kann, kurz, der selbst ein niederes und verdammenswertes Seelenungeziefer und inneres Insekt vorstellt. Trotzdem aber der fühlende Mensch also seinem krabbelnden Bruder freundlich und interessiert gegenübertreten sollte, wenn er zum Beispiel als Lebensmittelmotte aus dem halb gegessenen Müsli aufsteigt, fällt ihm das nicht immer leicht. Hat man indes gesehen, wie Wespe und Konsorten auch mal mit kleinen Kuchensachen beworfen und beschämt werden, statt dieselben uns aus eigenem Antrieb vom Teller wegzulüpfen, und uns womöglich auch noch zu stechen dabei, fallen einem Grundhöflichkeit und Gleichmut dem Reich der Insekten gegenüber wieder so leicht, wie es die gute Sitte erfordert.

Man muss den Film allerdings abschalten, ehe ganz am Ende die Kleintierschinderei als Werbevehikel für kleine Telefone erkennbar wird. Man übertrüge sonst noch den Krabbeltierekel auf diejenigen, die einem klebrige Werbebotschaften ins Gesicht schleudern wo man nur einen kleinen Rundflug machen wollte, und der schöne Höflichkeitszugewinn welkte wieder dahin.


19.05.2007 | 23:11 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Langeweilelehre


5. Leave out illustrations.
Durch das Improbable Research Blog erfahren wir von einem nützlichen Beitrag des dänischen Limnologen Kaj Sand-Jensen zum wissenschaftlichen Fortschritt: "How to write consistently boring scientific literature" enthält neben einer gar nicht mal so langweiligen Anleitung in zehn Punkten auch wertvolle Informationen über das Wimpertierchen Cafeteria roenbergensis, so benannt nach seiner Gefrässigkeit und kulinarischen Wahllosigkeit (und dem Fundort Rønberg). Von derlei Scherzen bittet Sand-Jensen Abstand zu nehmen, denn "... [it] shows lack of respect and will prevent us from ever forgetting the names". Sobald unsere Wissenschaftsredakteure Scholz, Schreiber und Krause die zehn Ratschläge vollständig durchdrungen haben, ist hoffentlich auch hier Schluss mit platten Tektonikscherzen, Spott über Tiernamen, frivolsten Vereinfachungen und quälender Selbstreferenzialität.


19.05.2007 | 14:16 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Nasenglasen


Fünfzig Dollar sind nicht zu viel für ein Glas mit Nasenloch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sprichworte können manchmal auch irren. Der Lauscher an der Wand zum Beispiel zieht sich beim Versuch, seine eigene Schande zu hören, in der Regel Halsschmerzen und Verspannungen zu, manche scheitern beim Schandehören gleich ganz. Die Ohren nämlich sind zu nah am Kopf angebracht. Umgekehrt ragt die Nase dann wieder zu weit von ihm weg. Das ist zwar gut, sonst könnte man die Menschen nicht so leicht an ihr herumführen, es ist aber auch schlecht, denn sie kommt einem so dauernd in die Quere, ein hin und wieder beklagter, aber selten ernstlich angegangener Weltmissstand. Danken muss man daher Hammacher Schlemmer, den selbsterklärten Anbietern des Unerwarteten, für ihr Weinglas mit Nasenausfräsung. Endlich kann man beim Weintrinken seinen Zinken in eine Glaskerbe stecken, wie Gott sich das beim Schöpfungskonzeptpapier ja ursprünglich mal gedacht, aber dann später in der Werkstatt vergessen hatte. Wenn jetzt noch was erfunden würde, mit dem man den Zwischenraum zwischen Ohr und Wand überbrücken kann, rückte unsere Schande endlich in hörbare Nähe.


... 154 155 156 157 158 [159] 160 161 162 163 164 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Armband am Fuss (outlaw!)

- Kurtschatovium

- Urlaub vom Ach

- Sand im Getriebe der Wüste sein

*  SO NICHT:

- Würzwurzeln

- Delphin-Strategien

- Diamant mit Karate erkaufen

- verwirrende Amtshandlung


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Extinction", Miguel Ángel Vivas (2015)

Plus: 1, 10, 33, 56, 80, 111, 117, 123, 127, 153, 158
Minus: 1, 38, 134, 141
Gesamt: 7 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV