29.05.2007 | 01:10 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren
Es sind jetzt Löcher im Mars. Mehrere Jahrtausende blickt man ehrfurchtsvoll zu ihm auf und erklärte blutige Kriege, wenn er es befahl, zuletzt im März 2003. Genau vier Jahre später, im März 2007 entdeckte man dann die Löcher im Mars: Dena, Chloe, Wendy, Annie, Abbey, Nikki und Jeanne. Seitdem sind eben Löcher im Mars. Noch ist nicht klar, ob die Löcher auch von rotem Käse umgeben sind, klar scheint jedoch, dass viel Leid hätte vermieden werden können, wäre die Wahrheit früher ans Licht gekommen. Ein Krieks- nein, Kriegsgott mit Löchern drin? Undenkbar. Braucht man hochaufgelöste Bilder von Löchern? Was für eine Frage. Die Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiters sorgen für Aufklärung über die Loch-Topologie und zeigen wundervolle quasirunde Öffnungen in 100-Meter-Format in der ansonsten makellos unordentlichen Oberfläche. Man hegt nun die Vermutung, es handele sich gar nicht um Löcher, sondern um Höhlen, die also nicht notwendigerweise über ein Austrittsloch auf der Gegenseite verfügen. Höhlen statt Löcher – und schon ist der Kriegsgott nur angeschossen, aber nicht besiegt. Der Pazifist muss sich einen anderen Planeten suchen. Es sind jetzt Löcher im Mars.
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28.05.2007 | 18:39 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt
 1000-Watt-Fön (Foto: Bathroom Graffiti)Lange wurde die Riesenmaschine-Serie "Tipps für einfallslose Designer" vernachlässigt, es ist Zeit für ein Update. Zu Philippe Starcks gewehrförmigen Lampenfüssen, der Wodkaflasche in MG-Form, dem Bass in MG-Form und dem Vibrator in Revolverform sind mittlerweile ein Fön in Revolverform und eine Fernbedienung in Revolverform hinzugekommen. Liebe Designer, ja, es herrscht Krieg an mehreren Stellen der Welt. Aber erstens darf ein Designtrend dann als amtlich tot gelten, wenn er im Föndesign angekommen ist, und zweitens gibt es da draussen mittlerweile weiss Gott zeitgemässere Kriegswerkzeuge, den aus Seife geschnitzten Flugzeugträger zum Beispiel. Tipp aus der Kriegstrendforschung: Bis auf weiteres stattdessen beim Klassiker "Flecktarndesign in alles einbauen" bleiben, damit kann man überhaupt nichts falsch machen, Flecktarn wird für immer schön und modisch bleiben.
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28.05.2007 | 12:00 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
SOFIA heisst jetzt Clipper Lindbergh und absolvierte einen ersten Testflug ohne grössere Probleme. Clipper Lindbergh also. Bei Clipper Lindbergh (ein herrlicher Name übrigens) handelt es sich um eine Kollaboration zwischen NASA und Deutschland: ein zweieinhalb Meter grosses Infrarotteleskop, das, man glaubt es kaum, von einem normalen Flugzeug aus Sterne, Planeten, Galaxien, Nebel, das ganze Zeug eben, ansehen wird. Es operiert quasi auf halbem Wege zwischen Erde und Weltall, was für Infrarotastronomie vollkommen ausreicht – IR-Strahlung wird im Wesentlichen von Wasserdampf verschluckt, der sich netterweise unterhalb 13 km aufhält, der vorgesehenen Flughöhe von SOFIA, ups, Clipper Lindbergh. Clipper Lindbergh ist damit der direkte Nachfolger des in einer Erdumlaufbahn geparkten Infrarotsatelliten Spitzer, der nächstes Jahr langsam seinen Geist aufgeben wird. Aber vergleichen Sie bitte selbst: Spitzer vs. Clipper Lindberg, also bitte. Abgesehen vom Namen noch ein Vorteil: Ab 2009 oder so werden Infrarotastronomen, die schlüssig begründen können, was sie mit Clipper Lindbergh Sinnvolles beobachten wollen, zu diesem Zweck in der Stratosphäre herumgeflogen. Ins richtige Weltall lassen sie einen ja doch nie.
28.05.2007 | 02:21 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Joachim Lottmann (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Sie hier ist vemutlich die beste Website der Welt – wenn man in Nordkorea wohnt. Aus der Kopfzeile tropft eine Träne, "Melodie von Mobiltelefon" funktioniert leider nicht, braucht ja auch keiner, "Musik" hat vorbildliche Titel, vor allem in der Kindersektion, die selbst Margot Honecker zum Weinen gebracht hätten ("Der Persimonenbaum am Küstenposten", " Oh, du Schimmel an jenem Tag", "Greiskraut-Salat – ein Zeichen seiner Pietät"), die aber alle gleich klingen. Unter "Charakter Zimmer" gibt es kostenpflichtige animated gifs, die man aber auch einfach so runterladen kann, offenbar ein Geschenk des koreanischen Volks an die darbende Welt. Des Weiteren gibt es leere "Einkaufsroller", ein nicht anklickbares Werbebanner für die Automarke "Hwipharam" und "zugkräftige Filme" mit irren Plots ("Jeder weiss davon, dass das Schilaufen von einer hohen Stelle aus nach einer niedrigen stattfindet. Leider sollten Marderhund, Katze und Bär im Schilaufen die Flaschenkürbisse in einer hohen Stelle pflücken. Wie gelang dies aber dem Marderhund?"). In punkto Kreativität sucht diese Webseite ihresgleichen, allenfalls Rainald Goetz kann da derzeit mit seinem Vanity Fair Blog mithalten, momentan in seinem heroischen Kampf gegen den "Lügeneimer" Joachim Lottmann. In seiner Pfingstansprache schreibt er davon, wie sich Lottmanns Gehirn langweilen würde, wenn in der Umwelt nicht Irrsinn zugange wäre, ihn, Goetz, mache es allerdings verrückter als sein "Innenhirnirrsinn" vertrage. Deshalb kämen sie auch nie und nimmer zusammen, so wie der Nord- und der Südteil Koreas, der Flaschenkürbis und der Marderhund.
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27.05.2007 | 13:12 | Supertiere | Fakten und Figuren
 Kreuzung aus Chimäre und Kindchenschema (Foto: Claf) (Lizenz)Soll man Kreaturen herstellen, die zwar Menschen sind, aber sich ein bisschen so benehmen wie Schweine? Brauchen wir Pferde mit sechs Beinen und Horn auf der Nase? Und ist es angebracht, Mäusen abstraktes Denkvermögen einzubauen? Hell, yes! Einen kleinen Schritt in Richtung dieser rundumverglasten, idiotensicheren Fortschrittsverherrlichung ging in den letzten Wochen das britische Königreich, und zwar im Rahmen einer spektakulären 180-Grad-Wende beim Thema Chimärenforschung, jetzt ausführlich im Technology Review des MIT besprochen. War es im Dezember für englische Politiker noch vollkommen unvorstellbar, den Einbau menschlicher Gene in tierische Zellen oder umgekehrt zeitgemäss und konvenient zu finden, und wurde so die Zentaurenzüchtung durch ein rigoroses Verbot um Jahrtausende zurückbefördert, regte sich alsbald Protest (aber auch Zuspruch, wie das immer so ist), und zwar vor allem, weil die britische Forschung es auf keinen Fall verdient hätte, keine Meerjungfrauen produzieren zu dürfen. Nun also der Ansatz von Kehrtwende in Form eines Gesetzesänderung. Besonders daran interessiert: Zwei Gruppen in London und Newcastle, die Hybridembyros herstellen wollen, in dem sie menschliche Zellen in Kuh- oder Kanincheneier injizieren (jawohl, Kaninchen legen Eier, voll verwirrend). Anderswo, jedoch aus naheliegenden Gründen nicht in Deutschland, gibt es das alles natürlich schon, Schimären aus Mensch, Kuh, Schwein und Affe im embryonalen Stadium spriessen aus amerikanischen Laboren, zetteln Weltkriege an und nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Man sollte dazusagen, dass dies in erster Linie zur Bekämpfung von ekelhaften Krankheiten geschieht, und gar nicht so sehr zu unserer Unterhaltung. Seltsam.
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SO GEHT'S:
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- Nebensächliches behirnen
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- Cato der Ältere
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"Bedevilled", Cheol-Soo Jang (2010)
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