12.05.2007 | 16:17 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)An mehreren ernstzunehmenden Stellen im Internet, zum Beispiel auf der Kosmologie-Halde von Berkeley, kann man nachlesen, dass es, sollte man in ein Schwarzes Loch fallen und den Ereignishorizont bereits überschritten haben, gar nichts bringt, seine letzten verbliebenen Raketen abzufeuern. Im Gegenteil, so steht dort, die Raketen würden einen wegen der seltsamen Umstände nur noch schneller der Singularität im Innern des Lochs entgegentreiben. Man kann seiner Zukunft, dem Zentrum des Lochs, nicht weglaufen, egal, in welche Richtung man rennt. Trying to avoid the center of a black hole once you've crossed the horizon is just like trying to avoid next Thursday.
Das Letzte stimmt zwar schon, das mit den Raketen jedoch gar nicht. Wie man jetzt nachlesen kann, verlängert der Einsatz von Raketen die Überlebensdauer im Innern des Schwarzen Lochs (Verlängert! Na also!). Unverantwortlich, dass jahrelang gegenteiliger Unsinn herumerzählt wurde, wievielen Menschen hätte geholfen werden können. Es wird also dringend geraten, nach dem Malheur, dem versehentlichen Fall ins Loch, alle Raketen zu feuern, die man noch hat, damit man mehr Zeit hat, Notrufe per SMS abzusenden, die natürlich erst in unendlich vielen Jahren jemand empfangen wird. Danach wird man dann durch gravitative Gezeitenkräfte in Stücke gerissen und schliesslich durch den Aufprall in seine Einzelatome zertrümmert.
12.05.2007 | 08:10 | Supertiere
Die Namenssuche gehört zu den schwierigsten Teilen der Projektarbeit. Ob Weltrettungsmaschine, Shoppingportal oder Lendenprodukt, es benötigt einen wohlklingenden, mitreissenden Bezeichner. Wie wäre es denn mit Orvet oder Lución? Unverbraucht und schick! Padalec hingegen ist sicher weniger geeignet. Aber Slowworm (mit double-double-U) und Blindschleiche sollte niemand auf diesem Planeten heissen müssen, schon gar kein harmloses Wesen aus dem Garten.
 Die meisten Schleichen sterben einsamer als Koppis. (Foto: hagwall) (Lizenz)Das wir in Tetrapod Zoology (wieviele Beine, junger Freund?) lesen, dass die grössten Tiere dieser Gattung ausgerechnet aus den Ländern kommen, in denen sie vom Volksmund am meisten verhöhnt werden, wird somit niemanden überraschen und wir können die Anstrengung der langsamen Schleiche nachvollziehen, wenigstens bei der Grösse punkten zu wollen. Nicht jeder will ja auswandern, weil er zum Beispiel Hitler heisst. Die kürzlich gegründete Encyclopedia of Life, die jeder Tierart auf dem Planeten eine Website verpassen soll, wird derart Elementares hoffentlich beachten und endliche faire Namen für alle Tiere einführen. Slepúch krhký!
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11.05.2007 | 19:13 | Supertiere | Fakten und Figuren
 Nichtfickende, gutaussehende Rotarier. Wunderbare Welt. (Abbildung: Diego Fontaneto/Public Library of Science) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Es mag dem biologischen Laien durchaus wie eine Wissenschaftsgroteske anmuten, aber die emotionalen Verwicklungen und anatomischen Verfaltungen des Sexualtriebs sind dem Evolutionsbiologen eine notwendige Voraussetzung für evolutionäre Entwicklung, Anpassungsfähigkeit, und letztlich also fürs Streben des gemeinen Protoplasmas nach Höherem – wenn man denn überhaupt der Ansicht ist, dass der evolutionäre Prozess irgendwohin strebe und nicht vielmehr nur wurstle. Der dem Geschlechtsgewese unterbaute Austausch von Genen nämlich sei es, der die Abspaltung von Spezies erst ermögliche, und damit die Anpassung des Geschöpfs an die Nischenexistenz. Ficken, mit anderen Worten, ist gut fürs Geschäft, nicht nur kurzfristig wegen Kindermacherei, sondern auch auf lange Sicht.
Auftritt die Gattung Rotaria aus der Klasse der Rädertierchen, und ein Gegenbeweis. Die Gattung umfasst nämlich, einer neuen Studie in der Public Library of Science (PLoS) zufolge, an die 400 Arten, denen allen gemein ist, dass sie das männliche Geschlecht und die sexuelle Vermehrung abgeschafft und die Jungfernzeugung zur gesellschaftlichen Norm erhoben haben (sofern Rädertiere zur einer Gesellschaft im Luhmannschen Sinne überhaupt fähig sind), und das vor der Aufteilung der Gattung in derart viele Arten. Wer braucht da noch Sex (oder Männer), fragt die PLoS-Kommentatorin wenig provokant, dabei ist doch die viel interessantere Frage, warum die rotierenden Damen trotzdem so verteufelt gut aussehen: ein evolutionäres Rätsel.
11.05.2007 | 09:33 | Anderswo | Was fehlt | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt
 Looks so falsch but feels so richtig (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Gut zehn Jahre, nachdem die "Fette Fraktur" unter viel "Aber, aber..." von Grafikdesignlehrern und teils spitzen Schreien von Kreativdirektoren durch grelle Farbgebung, experimentelle Handhabung und harsche Dekontextualisierung faktisch entnazifiziert wurde, haben die Typomanen von House Industries die Weiterentwicklung der längst wieder im Mainstream angekommenen gebrochenen Schriften in Angriff genommen. Die gestern erschienene Schrift Blaktur ist eine zackige gotische mit dekorativ-mutwilligen pseudo-diakritischen Punkten, die anderswo auf der Welt beim Betrachter offenbar ein fritziges Bratwurstfeeling erzeugen. Sie kommt nicht nur zum denkbar lustigsten Zeitpunkt, erwägt doch gerade die Zeitung für Deutschland, ihre Titelschrift abzuschaffen – sondern auch mit einem "umlaut randomizer" und Alternativ-Schnitten, deren offene Versalien und Lang-s sich für die Hausindustriellen so anfühlen wie "a bunch of archaic letter forms that only a 16th century German papal scribe could decipher". Nun fehlt eigentlich nur noch eine aufgebohrte Version des umlaut randomizers, die auch ein bis drei getürmte diakritische Punkte oder zwei unterhalb der Grundlinie erzeugt – fertig wäre der perfekte Zeitgeistfont für deutsche Nationalisten mit Kufiya, die Brot- und Pideschrift für die Fans von Fler und Bushido.
Dieser Beitrag ist ein Üpdate zu: Ünd mörgen die gänze Welt
11.05.2007 | 01:28 | Fakten und Figuren
 Die Angst des Tors vor dem Schlechtwetter. (Foto: itsgreg) (Lizenz) Wenn eine Kugel auf einen zugeflogen kommt, hat man nicht viel Auswahl. Man kann ihr ausweichen wie Neo, oder stehenbleiben wie Handkes Tormann, die Pille fangen, und hoffen, dass sie nicht zu bitter ausfällt. Jahrelang stand Handkes Fussballer sprichwörtlich aber unbelegt für das Gefühl, das man hat, wenn man auf einen Lampenpfahl zuläuft und sich nicht entscheiden kann, ob man links oder rechts vorbeigehen soll. Unbelegt, weil die subtilen Vorgänge in diesen Sekunden vor dem Strafstoss nie sorgfältig untersucht wurden. Eine neue Studie macht damit jetzt Schluss, und belegt, dass der Tormann in der Regel nicht genau in der Mitte des Tors steht, ohne das selbst zu wissen, und dass auch dem Schützen dieser Unterschied zwischen linkem und rechtem Zwischenraum zwischen Torpfosten und Tormann zwar nicht bewusst wird, wenn er nur klein genug ist, er aber dennoch mit grösserer Wahrscheinlichkeit in diese – wenn auch von allen Beteiligten unbemerkt – breitere Lücke schiessen wird. Man wird aber deshalb nun weder die Fussballregeln ändern, noch Handkes Roman wiederlesen müssen.
(via Mixing Memory)
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"Iron Man 2", Jon Favreau (2010)
Plus: 37, 40, 80, 93, 96, 103, 112 Minus: Gesamt: 7 Punkte
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