17.04.2007 | 03:24 | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Alle tauchen plötzlich auf. Die Zimmermänner mit ihren gruseligen Klapphornversen, Vashti, die schottische Ziegenhirtin, nach 35 Jahren mit einer Ode an den Hasen. The Stooges, Throbbing Gristle, die wellerlosen Jam, die Geisterplatte Chinese Democracy von GnR (hat schon 5 Rezensionen bei Amazon), alle wollen sie auch noch mal etwas vom Kuchen. Die schönsten Wartezeiten sind bekanntlich die sehnsuchtsarmen, die man nicht als solche wahrnimmt, weil mit einer Fortsetzung zu rechnen man längst aufgegeben hat.
So auch bei Philipp Quehenberger. Nachdem er 30 Jahre gewartet hat, veröffentlicht er nun endlich sein Debut. Verehrt von Sonic Youth, Sunn O))), Merzbow und Franz West begründet der fies aussehende Musiker seine Absenz mit den vielen so genannten Geisternoten in seinem antipuristischen, manischen Freejazztechnohybrid: "Wenn man vier Töne im richtigen Rhythmus spielt, hört man den fehlenden fünften." Ahnend wohl, dass das für das Ohr des einfachen Mannes auf der Strasse zu kompliziert ist, verzichtete er so lange auf Veröffentlichungen, auch, "weil niemandem die Musik gehört, früher hat die Kirche bestimmt, was erlaubt ist und was nicht, heute machen das die Kunsttheoretiker und Cultural-Studies-Typen." Klar, dass man sich von solchen Eierköpfen nicht auch seine Geisternoten zerlegen lassen möchte.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Manchmal braucht es eben ein bisschen länger
16.04.2007 | 21:35 | Anderswo | Sachen anziehen | Listen
 Bauhaus Hongkong, gleich neben Joy Division, ChinaDer international erfolgreichste, deutschstämmige Markenname ist mit an SgW Bauhaus. Eine europäische Baumarktkette mit Zentrale in der Schweiz nennt sich bereits seit mehr als vierzig Jahren so; interessanter Weise darf sie nicht den Untertitel "Home Store" führen, denn das wurde ihr vom amerikanischen Konkurrenten Home Depot verboten. Bauhaus aber kann jeder heissen: Eine britische Post-Punk- bzw. Prae-Gothik-Band, ein Polstermöbelhersteller im Nordosten Mississippis, eine amerikanische IT-Firma, ein Buchcafé in Seattle, eine Immobilienfirma in Montenegro.
In Hongkong trägt die vor Ort grösste Kette für Casual Wear den klaren deutschen Namen. Hier werden Hosen- und Kleiderstücke von berühmten Bauhaus-Designern wie Walter Levis', Mies Sixty oder Hannes Chip & Peppers verkauft, und zwar auch mit Hilfe eines internetbasierten Retail Management Systems (Net-RMS). So weiss man in der Bauhaus-Zentrale sofort, wenn in einer Filiale die Kandinskys aus sind. Der zweiterfolgreichste internationale deutsche Marke aber ist mit an ngSgW Bräu- bzw. Brauhaus. Am unpopulärsten scheint gegenwärtig Die Kochmützen zu sein. Dieser Name ist international nur einmal vergeben, und zwar an ein deutsches Restaurant in Peking. Wer einem Amerikaner auch nur einmal beim Versuch zugehört hat, den Namen auszusprechen, weiss auch ganz genau, warum.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wiedergutmachungsbäckerei
16.04.2007 | 13:21 | Anderswo | In eigener Sache
 "Knut" (2007) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ähnlich ansatzlos, wie The KLF im Februar 1992 das Musikbusiness verlassen haben – wenn auch vermutlich nicht so spektakulär –, wird die Zentrale Intelligenz Agentur am morgigen Dienstag den Kunstbetrieb betreten, und zwar im Kontext und auf Einladung der Sondershow Open Space auf der Art Cologne. Als Abgesandte werden Nadine Freischlad, Holm Friebe, Lars Hubrich und Sascha Lobo dort fünf Tage lang die "Capitalistic Realism Lounge" bilden, eine Mischung aus Richters, Polkes und Luegs 1963er Performance Leben mit Pop – Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus und Baumbachs und Avignons Friendly Capitalism Lounge. Sprich: Sie werden dort live arbeiten, was und wie sie es in der Zeit ohnehin tun würden und müssten, und den jeweiligen Zwischenstand ohne Rücksicht auf Privatsphäre und NDAs an die Wand werfen.
Zudem wird "Das Geschäftsjahr 2006/2007" (Hubrich/Lobo/Freischlad) als Videoinstallation während der gesamten Laufzeit zu sehen sein. Inspiriert von Bernd Cailloux' Roman Das Geschäftsjahr 1968/69 wird darin das frenetische ZIA-Jahr 2006 dokumentarisch rekapituliert, aber auch nachgezeichnet, wie der Höhenrausch des Erfolges im Sommer 2007 zum Auseinanderbrechen der Firma führte. Der Film kann dort als handgebrannte, -signierte und limitierte DVD erworben werden (Auflage: 100 Stück, 20 Euro).
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) "Ausgesetzte Stofftiere" (2007) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Von Dienstag an wird zudem die Wandinstallation "Knut", bestehend aus 4.000 Post-it-Zetteln entstehen. Zugegeben, die Idee hatten schon andere, mit Elvis und Donkey Kong anstelle von Knut, sie ist aber zumindest "so noch nicht gemacht worden" (Preis auf Anfrage).
Am Mittwoch zwischen 15 und 18 Uhr besteht die Möglichkeit, einen Slot Original-ZIA-Gehirnstrom zu einem Thema oder einer Frage eigener Wahl zu buchen. (Ausgabe als PDF und gedrucktes Protokoll, gestempelt und signiert, 15 min: 30 Euro, 30 min: 50 Euro).
Am Donnerstag um 17 Uhr findet die Lesung "Best of Spam" statt: gesammelte Highlights aus unseren Spam-Ordnern.
Für Freitag wird Joachim Lottmann erwartet, um mit Eindrücken von der Messe live vor Ort sein neues Tazblog Auf der Borderline ... zu füllen.
Am Samstag um 17 Uhr schliesslich wird erstmals ein Bild aus Holm Friebes Serie "Ausgesetzte Stofftiere" meistbietend versteigert (Foto auf MDF-Platte, 50cmx75cm, ab 600 Euro).
16.04.2007 | 03:38 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
 Berlin vom Internet aus gesehen (13bit) (Credit: NASA/Goddard Space Flight Center)Als im April 2004 Cisco anfing, mit Internet-Routing per Satellit herumzuspielen, war es relativ klar, dass es kaum drei Jahre dauern konnte, bis das US-Militär die Technik in die Finger bekommt. Und siehe da, kaum drei Jahre später bekommt das US-Miltär die Technik in die Finger. Im Fiskalbericht des Pentagon für 2007 frugal als "New start: Satellite internet resource allocation capabilities" ausgewiesen, handelt es sich bei dem Programm nicht nur um die geschätzt dreiundachtzigste Neudefinition des Akronyms IRIS ("Internet Protocol Router in Space"), sondern ganz eindeutig auch um die glasklare Andeutung einer goldigen Zukunft. Zwar verstehen wir nichts von C-band und Ku-band und ihrer Interkonnektion, aber das macht auch nichts, denn als Resultat wird offenbar durch die Space-Router alles schneller, erst für das US-Militär, und dann, wie immer etwas später, auch für uns folgsame US-Militär-Groupies. Das kann man sich auch anschaulich erklären: Bisher funktioniert das Internet in einer gekrümmten Ebene, nämlich auf der Erdoberfläche. Lädt man das Netz ins All hoch, so bildet es in der Folge eine dreidimensionale Kugelschale rings um den Globus, und wie immer, wenn man eine Dimension zuschaltet, wird dadurch der Verkehr verbessert (andere Beispiele: zweispurige vs. einspurige Strasse, Doppelstockbetten, Mathematikolympiade dritter Preis). Wir wagen hiermit die Voraussage, dass es nur noch zwei Jahre dauern wird, bis es endlich soweit ist mit dem Kugelschalennetz. Was danach einzig noch fehlt, ist das Ausfüllen des unschönen internetlosen Bereichs im Innern der Erde. Um dagegen vorzugehen, müsste man lediglich den Planeten aushöhlen – falls das noch nicht geschehen sein sollte.
15.04.2007 | 20:02 | Berlin | Alles wird besser
 So sieht es anderswo erst in 15 Jahren aus (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Berlin, dieser stadtgewordene Schlendervogel, der arbeitslose Flaneur unter den Metropolen, der Ort, wo unsagbar viel los ist oder sogar loser, Berlin, die pure Urbanität 24/6 (montags Ruhetag). In Berlin arbeitet praktisch niemand normal, alle sind Künstler oder Webdesigner, sind dritteltags in der Verwaltung tätig oder haben einen omninösen Forschungsauftrag. Menschen mit Internetanschluss verdienen zusätzlich Geld mit Texten für Trend- und Gesellschaftsmagazine, die man aber nicht selbst schreiben muss, denn wer in einen Trendbezirk zieht (alle ausser Zehlendorf), bekommt von der Kulturbehörde drei Artikelrohlinge zugeschickt: "Underground – Nightlife in Berlin, "Underground – junge Kunst in Berlin" und "Underground – Unterschicht in Berlin", dazu gibt es eine Software, die Zufallsadjektive in den Text einpflegt, jeder tausendste Baukasten-Artikel wird als Anreiz automatisch im Spiegel veröffentlicht. Berlin ist ein glorreiches, wunderbares, sich selbst erhaltendes System des Nichtstuns und des professionellen Herumlungerns.
Aber warum leistet sich die Bundesrepublik eine so teure soziale Plastik, dort, wo andere Länder ein kräftig pochendes ökonomisches Herz haben? Weil Berlin ein Experiment zu Gestaltung der Zukunft ist. Wo Millionen Menschen beschäftigungslos jeden Tag aufeinanderprallen, ergibt sich Neues und Neustes, dort treffen veraltete Lösungen auf Probleme von morgen, und heraus kommen Dinge wie dieser Mülleimer mit Internetanschluss, an dem man seine E-Mails abrufen kann: Die Berliner Antwort auf das grösser werdende Spamproblem.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- fortfahren
- Ritter Sport (schon immer)
- in Reimen reden (Stab)
- Überlebenspartner Schöller-Eiscreme
SO NICHT:
- im Dunkeln in einer Pfütze stehen und dabei an den Rändern leuchten
- Holzwegweiser
- Schorf
- Ford fahren
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Marie Antoinette", Sofia Coppola, 2006
Plus: 2, 3, 14 Minus: 1, 2, 3, 10, 13, 15, 27, 36, 37, 38, 41, 51, 61, 75, 93, 107, 110, 112, 121, 123, 127, 132 Gesamt: -19 Punkte
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