Riesenmaschine

13.04.2007 | 01:51 | Alles wird besser | Was fehlt

Toll: Alles jetzt noch besser

Wo nimmt man bloss die Energie her? Eine gute Frage, nicht nur, wenn man gerade einen Staat zusammenlötet, keine Ahnung von Kernspaltung hat und auch keine Kohle im Vorgarten findet. Sondern zum Beispiel auch, wenn man eine Lampe im Dunkeln betreiben will, ein Internet in Guatemala, ein künstliches Mini-Gehirn im Zeh oder eben ein simples EEG-Fernglas, wie es bald mit jedem Soldaten mitgeliefert wird. Und Prof. Wang, im Bild nicht gut zu sehen, mit 2348 Zitaten aber einer der am meisten zitierten Autoren der Welt, weiss die Antwort: Solange man keine Lust auf Staatengründung hat, liefert er die Energie einfach (naja, nicht ganz so einfach) aus einem Gewirr aus winzigen Spezialkabeln, die, wenn man sie biegt, Energie produzieren. Wackelt man nun ein wenig an diesem Piezo-Kabelsalat, so stossen ab und zu ein paar dieser verbogenen Kabel an elektrische Kontakte, und laden dabei ihre Energielast hocherfreut ab. Die Folge: Ein Strom fliesst, das Ziel allen Strebens. Prof. Wang sagt, man muss nur laufen oder Blut zirkulieren lassen oder etwas ähnlich Unerhebliches tun, und schon funktioniert es. Ein EEG-Fernglas über Nanokabelwirrwarr aus dem Strom des Blutes mit Strom zu versorgen – wie alle genialen Ideen ist auch diese total naheliegend. Und wie alle Wissenschaftler ist Prof. Wang zunächst skeptisch: "Wir müssen das Kabelwachstum besser kontrollieren." Gut gesagt, unkontrolliertes Kabelwachstum wäre in der Tat noch schlimmer als Mangel an Energie.


12.04.2007 | 14:50 | Supertiere | Alles wird besser

Einen Fisch mögen


Nicht Patrick Duffy, nicht unter der Dusche, trotzdem unmöglich, ihn nicht zu mögen: ein Fisch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als Bobby Ewing 1985 starb, sorgte ein Aufschrei der Empörung unter seinen Freunden für seine atemberaubende Wiederauferstehung unter einer Dusche. Dieser legendäre Erfolg, der bis heute Fernsehfans den Mut gibt, gegen alle Vernunft den geldgebenden Irren, die über Fernsehprogramme entscheiden, ins Handwerk meistern zu wollen, war schon der zweite Meilenstein für Bobby-Darsteller Duffy, dessen kurzlebige Fernsehserie "Der Mann aus Atlantis" zwar nach 18 Folgen eingestellt, aber immerhin auch als erste amerikanische Serie überhaupt in der Volksrepublik China gezeigt wurde. Vermutlich leuchtete der Führung damals die revolutionäre Tatsache ein, dass Duffy sich in der Serie bewegte wie ein Fisch im Wasser. Wie Patrick Duffy zu sein, ist natürlich nicht nur für Chinesen erstrebenswert, weswegen die Entwicklung des neuartigen LikeAFish-Tauchsystems, das den von Tauchern benötigten Sauerstoff direkt aus dem Wasser herauszentrifugieren soll, doch bitte zügig voranschreiten soll, damit wir alle unserer Wiedererweckung unter einer Dusche ein kleines Stück näher rücken.


12.04.2007 | 00:12 | Essen und Essenzielles

Ich kaufe ein "C"


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sich mit Wein, Whisky oder Zigarren auskennen – geschenkt. Wer auf Laber-Events brillieren will, muss Begriffe wie "Serifen", "Durchschuss" und "Kerning" locker aus sich herausgleiten lassen. Kaum etwas befriedigt das Distinktionsbedürfnis so sehr wie Fonts. Peter Praschl mag schöne Fonts so sehr, dass er die Besucher seines Weblogs bei jedem Reload mit einem von 178 (Quelle: Seitenquelltext vom 11.04.2007) zufällig ausgewählten Fonts begrüsst. Einen Font besonderer Güte hat Robert Bolesta entwickelt, er besteht aus 46 Supermarkt-Hackfleischpäckchen und stellt einen gelungenen Gegenentwurf zu all den glitzy und curvy Fonts der Neuzeit dar. Von nahezu existenzialistischer Tragweite ist, dass hier en passant Dingen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum eine Art von Unsterblichkeit verliehen wurde.

(Gesehen bei boingboing.net.)


11.04.2007 | 14:26 | Berlin | Zeichen und Wunder

Konferenz mit Rückkanal


Das Empörium spricht zurück (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Re:Publica-Konferenz in der Berliner Kalkscheune hat begonnen, und, da mit über 700 Teilnehmern die deutsche Bloggerszene quasi geschlossen angetreten ist, werden die Inhalte ausführlich in allen anderen Blogs nachzulesen sein. Wir wollen an dieser Stelle lediglich eine Format-Innovation loben, die eine gelungene Mischung aus Onkel Milgrams Open Mike, Jim Avignons SMS-Orakel (derzeit nicht in Betrieb) und dem Crawl auf Viva2 darstellt: Die Möglichkeit, Vorträge live und anonym per SMS zu kommentieren, was dann als bunte Sprechblasen-Kaskade auf die Leinwand gebeamert wird (hier auch als Livestream für zu Hause). Die bisherige Ausbeute – "CH3ap VIagRa!", "Ich geh mal um blog!" und "Die 43 bitte zum Leergut, das Band ist voll!", um nur eine repräsentative Auswahl wiederzugeben – sollte nicht unmittelbar pessimistisch stimmen. Schliesslich muss auch diese Sniper-Kommentarfunktion wie jede neue Kulturtechnik erst noch erlernt werden.


11.04.2007 | 10:25 | Anderswo | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Wiedergutmachungsbäckerei


Der Böse, Brecht's Bar, Hongkong

Angestelltenschliessfächer Bäckerei "Das Gute", Hongkong
Der böseste Deutsche aller Zeiten ist nicht wegzukriegen aus dem globalen Gedächtnis. Nicht durch noch so viele Imagekampagnen der Bundesregierung oder den Export von Juli Zeh nach China. Durch Spiegel-Artikel schon gar nicht. Hier sieht er mit Hakenkreuzaugen auf die Gäste einer Szene-Bar in Hongkong herab. Wie das gemeint ist, ist nicht hundertprozentig deutbar. Die von Hongkongern geführte Bar heisst Brecht's; das Bildnis des guten Menschen aus Augsburg ziert die Speisekarte (Erdinger Weissbier, Hoegarden, Stella Artois). Ein paar Meter weiter hängt Mao an der Wand, in ähnlicher Manier karikiert wie der Führer. Besäuft man sich im Brecht's also totalitarismustheoretisch? Wahrscheinlich ist das nicht. Eher soll die Bebilderei komplette Craziness signalisieren, die vollhippe Libertinage oder so was. Das glauben jedenfalls seine Besucher.

Der böse Deutsche kann aber nicht überall sein. In Hongkong stellt sich ihm "Das Gute" entgegen, eine deutsche Bäckerei mit zwei Filialen, eine davon im traditionsreichen Western Market. "Das Gute" repräsentiert das neue, grüne, eben grundgute Deutschland, das, weil es anders kaum geht, auf Werbetafeln auch gleich und ausschliesslich in der grünsten aller Sprachen beworben wird: "Die Natur ist unser Vorbild. Rezepte nach traditioneller Herstellung mit reinem Quellwasser und naturbelassenen Getreide." Serviert werden – zu Erdinger Weissbier – klassische deutsche Gerichte wie "Angel Hair with Korean Beef & Vegetable", zu kaufen gibt's "Brot wie aus dem Berchtesgadener Land." Das kommt gut an, auch bei Engländern, die allenfalls die vermeintlich falsche deutsche Rechtschreibung bemängeln. Doch halt, "wie aus dem Berchtesgadener Land"? Stand eben dort nicht einst ein einsamer Berghof? Arrgh, da ist er wieder, der Böse. Einfach nicht wegzukriegen aus dem deutschen Image, nicht in Asien, nicht auf der ganzen Welt. Auch nicht in tausend Jahren.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Deutsch China

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


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