Riesenmaschine

15.04.2007 | 00:19 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Nothing beats rock


Foto: Meme!, Lizenz
Das ist natürlich Unsinn, Papier schlägt Stein, eine wenig intuitive Regel, die auf die chinesische Antike zurückgeht. Und sonst würde ja jedes Spiel unentschieden Rock zu Rock ausgehen, wie in der Seinfeld-Folge "The Stand-In". Wie man wirklich Rock-Paper-Scissors (RPS) spielt, das legt seit Mitte des 19. Jahrhunderts der World RPS Club in Toronto fest – ehemals in England gegründet, um die Ausübung von RPS "for honour" zu garantieren, diente das Kinderspiel doch ansonsten zur Beilegung von ernsthaften gesetzlichen Zwistigkeiten, für die sich sonst keine Lösung finden liess. Oder für die man sich sonst umständlich hätte duellieren müssen. Im Orient lief der Vorgang interessanterweise andersherum ab, und Streitigkeiten bei RPS führten zur Erfindung von ganz neuen Kampfsportarten. Man erkennt daran, dass es Sinn macht, die taktischen Feinheiten des nicht-transitiven Spiels zu beherrschen. Im Mittelpunkt der RPS-Strategie stehen die zahllosen Gambits, dreistufige Wege zum Sieg, beispielsweise "The Avalanche" (3x Rock), ein "relentless and devastating offensive manoevre", für Anfänger vielleicht nicht zu empfehlen. Und wenn man das alles beherrscht, so wie Superstar Bob "The Rock" Cooper, vermeidet man nicht nur körperliche Auseinandersetzungen, nein, man gewinnt möglicherweise auch viele tausend Dollar bei der RPS-Weltmeisterschaft und zahlreichen anderen internationalen Turnieren. Oder zumindest Ruhm und Ehre, zum Beispiel am 14. April beim Turnier der Kappa-Sigma-Fraternity des MIT. Moment, das war ja gestern.


14.04.2007 | 14:25 | Anderswo | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen anziehen

Die Eier von Fred Meyer


Die Brüste von Madonna
Vor einem Monat wurde in Hongkong die erste H&M-Filiale Ostasiens eröffnet, was mit zwei Meter hohen Brüsten von Madonna beworben wurde, deren 'M by Madonna'-Kollektion hier zeitgleich Weltpremiere hatte. Das brachte rund 1.000 Leute auf die Beine, auch weil man den Klamotten-Discounter in Asien für eine exotische (=europäische) Nobelmarke hält. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch die Lage des vierstöckigen Ladens: Die Queen's Road in Central ist eine der teuersten Adressen auf Hongkong Island, vergleichbar der Fifth Avenue in New York, wo H&M seit dem Jahr 2000 seinen amerikanischen Flagshipstore hat. Es standen aber auch deshalb viele Leute Schlange, weil sie dem Gerücht geglaubt hatten, Madonna käme selber. Am Ende kam nur ihr Trenchcoat. Dafür eröffnete vor zwei Tagen Ersatzmadonna Kylie Minogue persönlich den ersten H&M in Shanghai und stellte dabei ihre "H&M Loves Kylie"-Beachwear-Linie vor. Die beiden Eröffnungen sind insofern bemerkenswert, da H&M hier letztlich wieder nach Hause kommt. Vor rund 30 Jahren wurde in Hongkong das erste H&M-Produktionsbüro eröffnet, noch heute kommt 60 Prozent des H&M-Anziehzeugs aus Asien. Jetzt können endlich auch die Chinesen die Produkte kaufen, die sie Jahre lang mühselig hergestellt haben.


Die Eier von Fred Meyer
Das ist auch deshalb erfreulich, weil es energiesparend ist. Ein Teil der H&M-Klamottentonnen zumindest muss nicht mehr um den halben Globus verfrachtet werden. Andererseits kann man sicher nicht nur im Hongkonger Stadtteil Tai Koo Shing unten in der City Plaza, und zwar genau im UNY Supermarkt (eine japanische Kette), Eier kaufen, die von Fred Meyer stammen, 20 Stück für umgerechnet rund 2 Euro. Fred Meyer klingt wie der Name eines Massenmörders, ist aber nur der einer amerikanischen Supermarkt-Kette aus ursprünglich Portland, Oregon, die zu Kroger Co. gehört, dem fünftgrössten Einzelhandelskonzern der Welt. Natürlich fliegt man Freddie & Krogers Eier direkt aus den USA ein, denn auf dem langen Schiffstransport würden sie verderben. Energieverbrauchsmässig wird also insgesamt gar nichts besser. Eher bleibt es so mittel. Mal sehen, ob das auf die Dauer reicht.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


14.04.2007 | 04:56 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Nanocooking


Mehl, Zucker, Wasser, Öl (Foto: baraskit.se)
Minimalismus ist der Gang der Welt. Und zwar, weil Minimalismus die vorwärtsgerichtete Kleinmachung der Welt, also eine Art post-antizipierte kopernikanische Wende darstellt, wobei man sich sicher auch andere hirnrissige Erklärungen ausdenken könnte, wenn man auf sowas steht. Jedenfalls: Minimalismus ist der Gang der Welt. Da stimmt es froh, dass uns die Russen in Schweden zeigen, wie man Minimalismus gekonnt mit dem schon oft beschworenen Untergang der Küche verbindet: Pancakes lassen sich nämlich vollkommen ohne Herd und Pfanne herstellen, alles, was man braucht – Spritzbesteck, Feuerzeug, russische Kreditkarte, Löffel, Wachtelei – hat der durchschnittlich originelle Stadtbewohner ohnehin ständig dabei. Die übersichtliche Bilderserie, die man sich wohl wird ansehen müssen, räumt nicht nur mit dem oft propagierten Vorurteil auf, Mehlspeisen "gingen nur in Lines", sondern demonstriert zudem, dass im Kleinen keinesfalls Unordnung und Chaos liegt, wie es uns manche neumodische Atomphysik beibringen möchte. Bleibt die Frage, warum man bei konsequenter Ausweitung dieser Methoden verhungern würde. Weil der menschliche Leib im Gegensatz zum Geist von Grössenwahn beherrscht wird?


13.04.2007 | 17:38 | Was fehlt | Sachen kaufen | Sachen anziehen

T-Shirts, noch jemand?


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man kann Blogs ja bekanntermassen mit allen erdenklichen Themen füllen, Kryptozoologie zum Beispiel, oder Tintenfischen und es ist fast ein Wunder, dass es noch kein Blog für Super-Mario-T-Shirts gibt, wo doch praktisch täglich neue auf den Markt kommen. Neulich oder so eins mit Magritte-Motiv, in wenigen Stunden ein neues Mario-Kart-Shirt und demnächst ein besonders grazil gezeichnetes, dazu kommen die Klassiker, vom Che-Mash-Up über das reichhaltige Angebot von 80sTees bis zur 175-Dollar-Variante von Dolce & Gabbana.

Doch was ist noch besser als ein T-Shirt mit Mario-Motiv? Richtig, ein T-Shirt mit Mario-Motiv, das von einem Riesenmaschine-Logo überdruckt wurde. Wie man ebenfalls so ein Logo auf sein T-Shirt bekommt, und dafür muss vorher nicht mal ein Mario drauf sein, konnte man bereits vor rund zwei Wochen erfahren. Und wer noch dabei sein möchte, möge sich bitte beeilen, denn Sonntag endet die Einsendefrist.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Noch mehr T-Shirts für noch mehr Leser


13.04.2007 | 12:00 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Kennst du das Land, aus dem das Erbarmen kommt?


Wie hiesse dieses Auto, hiesse es anders? (Foto: Namco)
In dem japanischen Autorennspiel Ridge Racer darf der Spieler mit der Zeit bessere, schnellere Autos fahren. Die PSP-Version startet mit einem ziemlich lahmen Wagen namens "Âge Prophetie", der von einer Frauenstimme vorgestellt wird: "Âge – hergestellt in Frankreich". Fährt man schnell genug, dringt man zum "Kamata Skykid Fiera" vor ("hergestellt in Japan"). Die USA sind mit dem "Danver Bayonet" vertreten, Italien mit dem "Bisonte" von "Assoluto".

Diese Marken klingen auf eine eigentümliche Art vertraut, aber eigentlich auch gar nicht. Der Âge könnte ein Renault sein, der Kamata ein Toyota, der Danver vielleicht ein Dodge. Wenngleich diese japanischen Markengenerika frei erfunden sind, so verweisen sie doch qua Assosziationskontext auf ihre realen Vorbilder – aber ohne dass teure Lizenzgebühren fällig würden.

So grübelten also japanische Spieldesigner über der Frage: Wie hiesse ein BMW, wenn er nicht BMW hiesse? Und sie fanden eine Antwort. Hat man das Spiel nämlich zur Hälfte durch, verkündet die Frauenstimme die neueste Errungenschaft: "Gnade – hergestellt in Deutschland".


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"The Rage", Robert Kurtzman (2007)

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