Riesenmaschine

09.09.2005 | 00:51 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Vom Untergang der Riesentiere


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zusammenfassend muss ganz klar festgehalten werden, dass Tiere früher offenbar viel größer waren als heute. Als Beispiel sei hier das Wollnashorn genannt, dessen bis zu zwei Meter langes Doppelhorn die zeitgenössischen Kollegen beinahe zu Miniaturnashörnchen degradiert. Dies deutet darauf hin, dass der kürzlich vorgestellte Trend zur Riesenhaftigkeit zumindest in der Tierwelt eher nicht so gut ankommt. Aber warum? Warum verschwanden die Supertiere am Ende der Eiszeit, zeitgleich mit dem Erscheinen des Menschen? Die Antwort ist so überraschend wie verwirrend: Wir wissen es nicht. Einige von uns sehen wie immer den Menschen als Hauptschuldigen: Der Mensch hat so vieles zerstört, Hiroshima, den tropischen Regenwald, die Ozonschicht, warum nicht auch die Megafauna? Andererseits muss man als Urmensch entweder größenwahnsinnig oder anderweitig geisteskrank gewesen sein, um ernsthaft ein Wollnashorn angreifen oder gar ausrotten zu wollen. Nein, viel wahrscheinlicher scheint uns (eine rein subjektive Einschätzung), dass die Riesenhaftigkeit selbst für ihren Untergang verantwortlich ist. Wer würde einem Tier wie dem Wollnashorn einen Hang zur Überheblichkeit vorwerfen? Wer würde sich mit einem zwei Meter langen Doppelhorn nicht für unantastbar halten? Und wer würde ziemlich tief im Sumpf einsinken, wenn die Eiszeit dann mal vorbei ist? Und obwohl so vieles ungeklärt und rätselhaft bleibt, so kann man zumindest spekulieren, dass zwei Tonnen Lebendgewicht nicht in jeder Situation einen Vorteil darstellen. Ein bisschen Mitleid ist am Ende eines langen Riesentiertages sicher angebracht.

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08.09.2005 | 22:31 | Supertiere | Alles wird besser

Treffpunkt Schreckenshorn


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Wie viel schöner ist es doch, sich am Bahnhof statt am ServicePoint am Schreckenshorn (Eobasileus, siehe Abb.) zu verabreden. Hier denkt die Bahn fortschrittlich und kundenorientiert, und auch in die Gestaltung des Schreckenshorntreffpunkts sind neuere Erkenntnisse aus der Stadtplanung eingeflossen. Statt herkömmlicher "Berühren verboten"-Schilder wird hier soziale Raumkontrolle durch Gestaltung praktiziert. Territorialisierung und Personalisierung des Raums wirken, so hat man herausgefunden, auf potenzielle Täter abschreckend, und hier sagt eine Umrandung aus Rindenmulch dem Seh- wie dem Geruchssinn unmissverständlich: "Bürger, hier wohnt das Schreckenshorn. Übersteige die wenige Zentimeter hohe Barrikade aus zusammengerollter Jute nur aus wirklich gutem Grund." Wir sind noch ein wenig unentschlossen, ob wir dieses Verfahren dem neuen Trend zur Höflichkeit vorziehen wollen, aber ein Fortschritt ist es auf jeden Fall.

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08.09.2005 | 20:48 | Supertiere | Alles wird schlechter

Horntier Trug Trughörner


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Das Arsinotherium ist der tiergewordene Spruch "Nichts ist, wie es scheint". Wer von uns hätte nicht auf einen Urvater des Nashorns getippt? Nicht ganz, Seekuh und Elefant sind die heute bekannten Enkel dieses tapsigen Geräts. Von der Seite (siehe Foto) scheint das Arsinotherium ein großes Horn vor sich herzutragen. In Wirklichkeit sind es zwei nebeneinanderstehende Hörner. Weiterhin sehen eben diese Hörner äußerst bedrohlich aus. Sie sind aber (nicht nur in der Nachbildung) hohl und waren damit wohl vollkommen ungeeignet für Jagd und Revierkampf. Und auch der Name ist eine heimtückische Täuschung für den arglosen Betrachter. Mit leicht fäkaler Neugier stürzt man sich auf die Interpretation des Begriffs, übersetzt ars dann jedoch nicht englisch, sondern lateinisch irgendwie mit "Kunst" und liegt aber auch hier völlig falsch. Das Arsinotherium ist nämlich nach der ptolemäischen Königin Arsinoe benannt. Ein komplettes Schummel- und Verwirrungstier also, wahrscheinlich deshalb auch über den ganzen Erdball verbreitet. Mit Lüge, Täuschung und Betrug konnte man offenbar schon vor 65 Millionen Jahren reüssieren. Das ist umso trauriger, weil dadurch ein Nachfolgebuch von Wickert möglich geworden ist ("Der Ehrliche war schon immer der Dumme").

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08.09.2005 | 20:03 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Komische Vögel


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Wenn jemand durch Übertreibung aufzutrumpfen versucht, dann ganz eindeutig die Urzeit, bzw. eigentlich alle Epochen mit -zän hinten. Das hier gezeigte Tier, ein Diatryma, ist ein bis zu zweieinhalb Meter großer Vogel mit einem völlig überdimensionierten Schildkrötenkopf. Der angeflanschte Riesenschnabel diente diesem Rennvogel als gemeine Hacke. Er fraß unter anderem Pferde (ein Vogel, der Pferde frisst, das ist doch purer Irrwitz, Freund Darwin, vielleicht handelt es sich beim Diatryma auch um eine Guerilla-Kampagne der Anhänger von "Intelligent Design", so was kann man doch nicht ernsthaft herbeievolutionieren). Als die Urzeit nach diesem Amoklauf der Übertreibung wieder zu sich kam, schämte sie sich offenbar etwas und baute dann gewissermaßen als Konzessionsentscheidung die Flügel (Bildmitte) an, deren erschütternder Kleinwuchs jeder Zwergamsel als Suizidgrund ausreichen würden. Dieser Riesenvogel lebte 20 Millionen Jahre (62 Millionen v. Chr. bis 42 Millionen v. Chr.) und starb dann aus. Der engste heute noch lebende Verwandte des Diatryma sind nicht Strauß oder Emu, sondern die Kranichvögel. Deren größter Vertreter wiederum, der bis 350 Kilo schwere Terrorvogel, war ein Zeitgenosse des Diatryma und mindestens ebenso unangenehm: er tötete Antilopen per Fusstritt. Ein Glück, dass die Evolution inzwischen auch älter und bescheidener geworden ist und sich auf sympathische Kreationen wie den Baumoktopus verlegt hat.

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08.09.2005 | 19:25 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Im Zeichen des Riesenfaultiers


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Das Riesenfaultier birgt eventuell die Antwort auf die Frage, warum alle diese Tiere im Berliner Ostbahnhof herumstehen: Die Firma wolterdesign.de ist offenbar vorwiegend im Stadtmarketing tätig und stellt jene Tiere her (wir berichteten), die in den letzten Jahren wie eine bunt bemalte Pest weltweit die Innenstädte befallen haben. Vor ungezählten Stadträten mag Herr Wolter das Riesenfaultier als Identifikationsfigur und Maskottchen für die entspannte Großstadt angepriesen haben, seine Größe (mehr Werbefläche) gelobt und dafür plädiert haben, die mangelnde Begeisterung der Einwohner für Arbeit und Steuernzahlen vom Bug zum Feature umzudeuten. Vom Ende der Normalarbeitszeit wird er geredet haben, davon, dass Erwerbsarbeit nicht länger alles sei, und von der Umverteilung von Arbeit und Zeit im 21. Jahrhundert. Auch der Andrewsarchus, der Säbelzahntiger und das Schreckenshorn ("Niedlichkeit ist over") sind vermutlich Remittenden konservativer Kommunen, die lieber mit einem klassischen Fisch oder Elefanten auf Nummer Sicher gehen wollten. Lieber Herr Wolter, wir hätten das Riesenfaultier sehr gern statt der langweiligen Bären gehabt, ehrlich. Aber uns fragt ja keiner.


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