Riesenmaschine

15.08.2007 | 15:45 | Anderswo | Effekte und Syndrome

Lonely old Slogan


Weil es geht (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Mutter aller Slogans, Nikes "Just do it", war noch echte abendländische Wertarbeit. Erfunden wurde die pointiert anstifterische Botschaft angeblich 1988 in einem Meeting von Dan Wieden von der Agentur Wieden & Kennedy. Noch immer erfreut sich die Tagline hoher ungestützter Bekanntheit, obwohl Nike sie längst nicht mehr benutzt und statt dessen heute das deutlich blassere "Quick is deadly" im Schilde führt, wenn es darum geht, die World-of-Warcraft-Generation mit Carl Schmitt'schen Ideen noch vertrauter zu machen.

Ein internationaler Gassenhauer jüngeren Datums, das impertinente "I'm loving it" bzw. "Ich liebe es" von McDonald's, wurde bereits neumodisch in China gefertigt, und das nicht nur aus Kostengründen, sprich: weil die Werbetexter im Land der aufstrebenden Mitte so billig wären, dass man kurzerhand Legionen auf ein Thema ansetzen kann, in der Erwartung, dass nach dem Infinite Monkey Theorem am Ende schon was Brauchbares dabei sein wird. "Die Chinesen haben uns einfach umgehauen, so ausdrucksstark und fröhlich waren die", sagt Marketingchef Larry Light, und der muss es wissen, schliesslich klingt schon sein Name gut ausgedacht.

Allerdings birgt diese Art der global distribuierten Billigproduktion von Marketing-Ideen die gelbe selbe Gefahr wie die von Plastikspielzeug: dass am Ende Makulatur herauskommt. Diese Erfahrung musste kürzlich etwa der Eistee-Weltmarktführer Lipton machen, dem man das nur von weitem und im Dunklen an Nikes Geniestreich erinnernde, dagegen aber bei Licht besehen total abkackende und tatsächlich nahezu geschäftschädigende "Can do that" angedreht hat. Eiskalt wird das nun weggelächelt, was bleibt ihnen anderes übrig? Der eigentliche Favorit auf dem Zettel, der aus dem chinesischen Texter-Sweatshop übermittelt wurde, lautete "Because we can", war aber leider schon vergeben als Name einer Designwerkstatt aus Oakland, Kalifornien.


14.08.2007 | 22:31 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

A Pain In The Ass


Das Rabattangebot für 2 Stk Scharfe Sösse wurde erst nach der Preiskorrektur für 1 Stk in nennenswertem Umfang angenommen; Bildnachweis (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es gibt, wie die schlauen Füchse unter unseren Lesern natürlich längst wissen, nur fünf Geschmacksrichtungen, nämlich süss, sauer, salzig, Stracciatella, haha, Spitzenwitz, also nochmal von vorn: süss, sauer, salzig, bitter und umami, wobei umami der Sernf unter den Geschmacksrichtungen ist, also vornehmlich von Nervensägen für klugscheisserische Partyrätselfragen gebraucht wird.

Schärfe, auch hiermit sagt man schlauen Füchsen nichts Neues, ist keine Geschmacksrichtung, sondern eine Art Körperverletzung, die angeblich zur Ausschüttung von Endorphinen und somit zu Glücksgefühlen führt. Allerdings sind für gewöhnlich die Glücksgefühle dessen, der seine Cola auf ex trinkt, weniger stark wie die von dem, der wo, wie der erste auf dem Klo war, heimlich einen Esslöffel Tabasco in die Cola reingetan hat, haha, Superstreich. Wobei Tabasco ein schlechtes Beispiel ist, denn es hat höchstens 5000 Scoville-Einheiten.

Für Freunde wirklich pikanter Speisen fängt der Spass so ab 100.000 Scoville an, wobei unter Spass wahlweise Hirnschädigung, Entzündung der Hämorrhoiden, abruptes Ableben, spontane Selbstverbrennung oder ein Kurzaufenthalt im Orient zu verstehen ist. Das Hauptpläsier indes erwartet den Konsumenten bei der Ausscheidung, wie die Produktnamen Flamin' Flatulence, Anal Angst und Ass in Hell nahelegen. Beim Kauf des Präparats Weapon of Ass Destruction achte man jedoch darauf, dass man nicht versehentlich einen gleichnamigen, etwas unhandlich dimensionierten Gegenstand bestellt, der auf konträre Weise inkorporiert wird.

Nur scheinbar vergleichsweise unspektakulär betitelt ist das Würzmittel Blair's 16 Million Reserve. 16 Millionen Scoville – schon gut, Sie Schlaufuchs, wir erklären es ja nicht Ihnen, sondern den anderen – ist quasi die Lichtgeschwindigkeit unter den Schärfegraden, also das unüberbietbare Maximum. Die Schärfe eines Lebensmittels wird nämlich durch den Gehalt an Capsaicin bestimmt. Blair's 16 Million Reserve besteht aus reinen Capsaicinkristallen und ist sehr ergiebig in der Anwendung. Bei Milliliterpreisen von 325 Euro können jedoch nur Gutbetuchte es sich leisten, ihr missliebiges Gegenüber damit zu exekutieren, Minderbemittelte müssen weiterhin auf konventionelle Methoden zurückgreifen.

Klaus Cäsar Zehrer | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


13.08.2007 | 15:54 | Anderswo | Was fehlt | Sachen kaufen

Sunuzu auf der Yamanote-Linie


Aus der Reihe Rätselhafte grüne asiatische Wecker. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der japanische "Yamanote Line"-Wecker wirft die eine oder andere Frage auf. Handelt es sich, wie OhGizmo! suggeriert, tatsächlich um einen U-Bahn-Linienspezifischen Wecker, der unausgeschlafene Pendler an der gewünschten Haltestelle der Tokioter Yamanote-Linie mit dem passenden Ansageton weckt und dessen Zeiger auf die gerade aktuelle Haltestelle deuten? Oder sehen wir auf der Abbildung doch nur einen ganz normalen Funkwecker mit "sunuzu Funktion" und "Time letter domesticated fowl and animals optical attachment"? Vor allem aber: Kann es sein, dass es auf dieser Welt noch keinen Wecker gibt, der seinen Besitzer dann weckt, wenn vorher eingestellte GPS-Koordinaten erreicht sind? Wie viel praktischer wäre ein solches Gerät, man kann sich ja schliesslich nicht für jede häufig im Halbschlaf befahrene U-Bahn-Strecke einen eigenen Spezialwecker anschaffen. Natürlich müsste dazu erst mal ein GPS her, das auch da funktioniert, wo man es wirklich braucht (U-Bahnen, Bunker, Gesundbrunnencenter), aber wie schwer kann das schon sein, ein paar Satelliten in die U-Bahn-Schächte einzubauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu Über Wachen und Schlafen und Wunschzettel 06: Der fbw-1.


12.08.2007 | 22:47 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Schlaflos-Statistik


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
84.81 cans of Beaver Buzz + You = Death. Soviel erfährt man in der Koffein-Abteilung der Datenbank für Softdrinks, jedenfalls wenn man 62 kg wiegt. Dabei enthält eine Dose Beaver Buzz nur 110 mg Koffein, also fast exakt genausoviel wie ein Small Coffee bei McDonald's und deutlich weniger als eine Dose Nuclear Waste Antidote, ein Energiedrink, bei dessen Kauf man offenbar seinen Beitrag zur Beseitigung von atomaren Problemen leistet. Energyfiend, die sinnvollste Erfindung seit dem Handtuch und zudem das beste Koffein-Blog auf dem Markt, zeigt nur zu deutlich, wie wir unsere fortschreitende Vergiftung noch besser optimieren können (via Medgadget). Nämlich durch den Konsum von Fixx, Testgewinner mit 500 mg Koffein pro Flasche (Letaldosis: 18,66 Flaschen). Übrigens: Eine Flasche Lucozade enthält 68 g Zucker, das entspricht etwa 17 Teelöffeln. Noch was: THERE IS NO FREAKING ANTIDOTE FOR RADIATION POISONING!


12.08.2007 | 13:39 | Anderswo | Was fehlt | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Pfui pfui


Voffer gör hon på detta viset...? (Rumpelwicht, Gerichtsskizze) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Märchen- und Sagenfiguren: Irgendwann zwischen Pleistozän und Flandrischer Warmzeit traten sie mit einer Plötzlichkeit aus dem Schatten der Evolution, dass es versteinerten Farn vor Neid bröckeln lässt. Meerjungfrauen, Werwölfe, schuppige Basilisken, die Ritter von der Tafelrunde, Mainzelmännchen und weisse Kaninchen mit Taschenuhren... die meisten von ihnen dienten der Hebung des Artenreichtums in germanischen Wäldern und südlicher See, einige als Kinderschreck und Alzheimer-Alibi von Urgrossmüttern, doch fast alle – bis auf Mainzelmännchen und Vorgartenzwerge – haben ihren Dienst längst quittieren müssen und wurden im Survival of the Fittest von Klingonen und Weltraumquallen abserviert.

Dies gibt Anlass zu einiger Besinnung, vorallem aber zu der Frage: Was ist eigentlich aus den schwedischen Rumpelwichten geworden? Die possierlichen Waldbewohner, kaum grösser als ein aufgetürmter Haufen Elchlosung, traten das letzte Mal in Astrid Lindgrens Lokalmäre "Ronja Rövardotter" in Erscheinung, heute aber ergeben Umfragen, dass nichtmal mehr 10% der schwedischen Kinder wissen, wer oder was so ein Rumpelwicht überhaupt ist. Die scheuen Wichte scheinen sich anderen Verrichtungen zugewandt zu haben, als Waldböden zu düngen und Statistenrollen in den Hirngespinsten alter Ammen zu übernehmen. Die Älteren unter uns erinnern sich noch: Rumpelwichte, kleine, moosbehangene Wesen mit Haselnusskollier, schrumpeliger Oberfläche und fortgeschrittenem Effluvium auf jenem Körperteil, der bei anderen Wesen der Kopf genannt wird – klein, ubiquitär, gut getarnt, aber so listig wie eine Stinkmorchel und kognitiv mehr im Pupsland beheimatet als in der lichten Realität – pflegten sie doch alles und jeden mit einer verdriesslichen Litanei von Kommentaren wie "Pfui pfui" und "Wiesu denn bluss?" zu bedenken. Was ist also aus ihnen geworden? Böse Zungen behaupten, sie seien wegen Diskriminierung aus dem Verkehr gezogen worden, denn das schwedische Wort für Rumpelwicht lautet "rumpnissar" und lässt sich auch als "Hinternkerle" übersetzen. In Zeiten, in denen die schwule Schrebergartenbewegung noch nicht sehr ausgeprägt ist, keine sehr passende Analogie.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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