Riesenmaschine

26.02.2007 | 09:43 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Texas Bond 'em


Mau Mau hat schlechte Karten (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Alle drei bis vier Jahre tritt das schon länger bekannte Phänomen auf, dass viele Millionen Menschen für einen zweistündigen Werbespot Eintritt bezahlen. Selbst der visionäre Erfinder des Product Placement, Jules Verne, hätte kaum zu träumen gewagt, was ein einziger James-Bond-Film an Produktvermarktung hergibt.

Das gilt inzwischen nicht mehr nur für Produkte. Überall quillt einem seit Monaten die Poker-Variante "Texas Hold 'em" entgegen, jeden Tag bekommt man Mails mit Einladungen zu Pokerabenden; ohne eine Ware zu sein, die sich einem einzelnen Unternehmen zuordnen lässt, spült der Holdemboom Geldesgelder in die Kassen der Casinos. Die im Netz meistgespielte Pokervariante noch vor Poker ist selbstredend Texas Hold 'em. Sollte ein eventueller Verband von Onlinepoker-Anbietern also für das Placement von Texas Hold 'em in "Casino Royale" bezahlt haben, wäre mit Craigbond diesbezüglich eine neue Ära angebrochen: nennen wir sie einfach Agenda Placement als Mischung aus Agenda Setting und Product Placement.


25.02.2007 | 18:00 | Anderswo

Kein Mann ist eine Insel


Hashimajima (Foto: mr_mt_02 / Lizenz)
Nachdem westliche Inseldogmen schon seit längerem aufgeweicht werden, z.B. die vormalige rein männliche Mönchsrepublik Athos inzwischen nicht mehr ganz so homogen ist (eigentlich waren nicht mal weibliche Tiere zugelassen, um die Mönche nicht in Versuchung zu bringen, jetzt hält man aber Hühner, wegen deren Dotter zum Malen, wozu denn sonst?), und es auf der Berliner Pfaueninsel nicht nur Pfauen, sondern auch Spatzen gibt, installieren die Iraner jetzt eine Insel nur für Frauen, die frappant an das Frauenfreihege Dingolfing von F.K. Waechter erinnert. Die Inselbesiedlung verfolgt vermutlich den gleichen Grund wie jener der orthodoxen Mönche, um die Männer nicht in Versuchung zu bringen. Und falls demnächst wieder mal jemand eine Insel braucht, die Japaner haben eine abzugeben: Hashimajima, komplett eingerichtet und möbliert, für 83.000 Menschen, Frauen, Männer oder Pfauen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


25.02.2007 | 12:13 | Berlin | Nachtleuchtendes

Baut ein, zwei, viele Leuchttürme

Bei der Verteilung öffentlicher Gelder, sei es im Bildungs-, Kultur- oder Wirtschaftsbereich, hat es in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben: Das lange erprobte Giesskannenprinzip (jeder Humbug wird gleichermassen gefördert, aber nichts richtig) ist auf dem Rückzug, das Leuchtturmprinzip (der glitzernde Prestigemainstream kriegt Geld für ein paar Jahrhunderte, hoffnungsvolle Kleinprojekte gehen leer aus) kommt zunehmend auf (das eher unbekannte Windhundprinzip konnte sich hingegen nicht durchsetzen). Kleinere Kultureinrichtungen müssen nun umdenken. Ob man die Fördergeldvergabestellen allerdings durch eine schlichte Benennung des eigenen Creativ-Centrums als "Neuköllner Leuchtturm" täuschen kann, ist, trotz des ausdrucksstarken Wandbilds, eher fragwürdig. Aber vielleicht klappt es ja. Bis der Rasenmähermann kommt.


24.02.2007 | 18:13 | Alles wird besser

Nicht in diesem Aufzug (Fahrstuhlverherrlichung)


Ich habe einen Fahrstuhlabsturz überlebt (Beweisfoto). (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn ein zauberhaftes Gerät des öffentlichen Alltagslebens unter- oder gar geringgeschätzt wird, dann ist es der Fahrstuhl, der beste Freund des Menschen, wenn er im Rollstuhl sitzt. Fahrstühle werden zu wenig gepriesen und sind ausserhalb von Milliardenstrafen für die Hersteller viel zu selten im medialen Bewusstsein der Menschen. Einer der wenigen, die das ändern wollten, heisst Thorsten Rauser, der den intelligenten, sprechenden Fahrstuhl als Konzept schuf. Trotz aller Vorteile (Vandalisten in gewalthemmende Gespräche verwickeln, früher belanglose Liftsekunden gerinnen zum Mobile Entertainment etc.) musste er leider erkennen, dass Menschheit und Wirtschaft noch nicht reif sind für den Fahrstuhl als intelligenten Partner; das Projekt liegt auf Eis.

Vielleicht können wir es irgendwann im Online-Fahrstuhlmuseum bewundern, denn der Engländer schätzt den Fahrstuhl. Er hat schon sprachlich mehr Respekt vor dem Aufzug; Elevator, da steckt der Mensch als ewiger Eleve ebenso drin wie das erhebende Erlebnis der Transportation. Der Fahrstuhl ist klar ein quasigöttliches Symbol für die Himmelfahrt, das Paradies, jeder Lift eine Kirche, die noch dem hastigsten Hetzer einige Augenblicke stiller Andacht abzuringen vermag. Und wenn einen selbst die legendäre farbverstellbare Treppenliftsimulation nicht mehr froh stimmt, so bleibt der Lift wenigstens immer noch eine schmerzhaft plumpe Metapher für das Leben an sich: Es geht rauf und runter; wie hoch man kommt, hängt vom Geburtshaus und vom Drücken der richtigen Knöpfe ab; die meisten Menschen, denen man sein Innerstes offenbart, benutzen einen nur, um weiterzukommen; und irgendwann ist Schicht im Schacht.


24.02.2007 | 10:54 | Anderswo

Feuerblume


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es verschwindet zunehmend, das in den engen ostasiatischen Hotels statt Fluchttreppen das Zimmer zusätzlich möblierende Seil. Heutzutage findet man immer häufiger, gerade in neu errichteten Hotels zwar wieder keinen Fluchtweg, sondern diesmal im Kühlschrank eine kesse Kapuze, sie verträgt 1200 Grad, wichtig wenn man sich gerade die Haare hat machen lassen, für die Oper beispielsweise. Noch nicht so häufig hingegen gesehen wurde die neuartige Brandbekämpfungsblume der Firma Morita, mit der man das Feuer ausprügeln kann. Die Japaner nun wieder, typisch Honne, am Ende wollen sie mit dem Feuer spielen, es streicheln, oder mit in die Oper nehmen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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