19.10.2006 | 05:07 | Supertiere | Alles wird besser
 Ach ja: Kippen kaufen nicht vergessen! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Ein schwerwiegender Nachteil von allerlei Nagetieren aus der Zoohandlung ist, dass man sich mit ihnen nicht anständig betrinken kann. Auch mit reichlichem Angebot von Spirituosen schauen sie einen spätestens beim zweiten Mal nur mit vorwurfsvollen Knopfaugen an. Gottlob tut jemand was dagegen, nämlich John Crabbe, der gerade auf einem Treffen der Society for Neuroscience verkündete, es sei ihm gelungen, Mäuse zu züchten, die freiwillig Alkohol in gebührendem Masse zusprechen. Dabei nutzte er die alte Tugend, Alkohol erst nach Einbruch der Dunkelheit zu servieren. Das kam so gut an, dass die Tierchen jetzt trinken, bis sie weissgekleidete Menschen sehen.
18.10.2006 | 18:11 | Anderswo | Alles wird besser
 Diebstahlsicher und massgeschneidert. (Foto von Nelson Minar / Lizenz)Der an sich plausiblen Broken-Windows-Theorie von Wilson und Kelling zur Genese von Gaunerei und Vandalismus – wenn man irgendwo ein Fenster einschlägt, zieht es im ganzen Stadtviertel, und zwar erst einen über und dann woandershin – ist ja manches vorzuwerfen, vor allem, dass sie die neokonservative Nulltoleranzpolitik mitverursacht hat, die amerikanischen Schülern Schulverweise wegen Handbewegungen, mikroskopischen Spielzeugpistolen und Lutschbonbons einhandelt. Eleganter Kameraschwenk auf Indien, wo in der verbrechensgeplagten Stadt Aurangabad grade eine hübsche Variante der Broken-Windows-Theorie erprobt wird. Es liegt ja auf der Hand: weil bekanntlich niemand, der bei Verstand ist, rosarote Dinge haben oder auch nur anfassen will, muss man einfach die ganze Stadt rosarot anstreichen, und schon geht das Verbrechen ein wie eine Primel, die man rosa angestrichen hat. Unbekannt ist bislang, wie Jaipur, die amtierende rosaroteste Stadt Indiens, auf die Konkurrenz reagieren wird. Hoffentlich nicht mit rosa Killerelefanten.
18.10.2006 | 11:22 | Gekaufte bezahlte Anzeige
 Nachsprechpuppe Paul (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Welcher Stahlarbeiter kennt das nicht? Morgens vor der Arbeit steht die Tochter (4) am Bett, zieht die Decke weg und schreit: "Los, Papa, kauf mir sofort das teuerste Feenprodukt der Welt." Früher schwitzte man in einem solchen Fall Blut und Wasser. Mein Gott, was sind überhaupt Feenprodukte? Wo kann man die denn kaufen? Und mach ich mich als kräftig gebauter Stahlarbeiter in einem Feenbedarfsladen unter dem ganzen pinken Feenkram ("BABY BORN Pink Fairy Fee Set de luxe" von Zapf Creation, "BARBIE Fairytopia Feen Halsketten" oder Malheft "Mandalas mit Feen und Elfen") nicht irgendwie verdächtig? Vor allem aber rumpelte ein Gedanke durchs Gehirn: Wie soll ich bei dem ganzen Feeneinkaufsstress bloss meine Schicht am Hochofen noch schaffen?
Heute geht der Stahlarbeitervater einfach an den Rechner, klickt sich bei DoorOne unter Spielzeug zur Kategorie Feen durch, wählt bei "Sortieren nach": Gesamtpreis (von hoch zu niedrig), findet innert zwei Sekunden das teuerste Feenprodukt wenigstens Deutschlands, nämlich die "FUNTASTIC Feenstäbe sortiert, 24er Set"**, klickt mal eben auf den Anbieter "The-Hands.de" und bestellt vier Sets = 96 Feenstäbe für 119 Euro, denn das ist bei diesem Preis die Mindestabnahmemenge. Da hat ein kleines Mädchen eine schöne Weile was zu zaubern. Auch bei potentieller Unzufriedenheit des Balgs ("Wie ungeil, 96 Feenstäbe, die alle gleich aussehen. Ich will doch lieber das "Schaukeleinhorn 'Fantasy' mit Geräuschen") hilft DoorOne. Jetzt surft Vati nämlich zur nächsten Spielzeug-Kategorie Gehende und sprechende Puppen, staunt nur kurz über die sehr unterschiedlichen Preise von Winnie Pooh, dem sprechenden Krabbelbaby (von 25,94 € bei Otto bis 45,94 € bei Neckermann), und lässt sich die "Nachsprechpuppe Paul"* ("Plappert nach, was man ihr vorspricht") für 9,99 Euro kommen. Der spricht man dann den Satz in den Bauch: "Du dummes Ding. Du hattest nur einen Wunsch, und der ist jetzt verplempert." Anschliessend lässt einen die verdutzte Tochter garantiert in Ruhe; und der Stahl am Hochofen schmilzt sich praktisch von allein. Danke, DoorOne.
*Wg. des grossen Erfolgs unter Stahlarbeitern bei Neckermann im Moment vergriffen. Wird aber sicher bald neu aufgelegt.
** Wir weisen darauf hin, dass es sich hierbei um ein Wiederverkäufer-Angebot handelt.
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18.10.2006 | 01:09 | Berlin | Zeichen und Wunder
 Fuldastrasse, Neukölln Anderswo prophezeiten wir einst, dass der Stadt etwa durch Socialight oder die Semapedia eine weitere Bedeutungsebene wächst. "Man sieht nur mit dem Handy gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar", so behaupteten wir dreist. Die Einwohner Neuköllns haben mittlerweile, wie so oft, eine billigere und einfachere Lösung gefunden. Denn auch in Neukölln ist man konsumgewandt genug, einen Namen wie "Gemütliches Eck" trotz der trügerisch rustikalen Ausrüstung des Lokals kritisch zu hinterfragen und das Ergebnis dieser Überlegungen anderen verfügbar zu machen. Und das ganz ohne technische Voraussetzungen, sieht man von rudimentären Schreib- und Lesefähigkeiten ab. Aber die braucht man bei den anderen Verfahren ja auch.
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17.10.2006 | 12:17 | Vermutungen über die Welt
 Das Universum ist eine Scheibe; seine Mutter kann nicht kochen. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Italienische Wissenschaftler geben bekannt, dass das Universum vermutlich nicht aussieht wie eine Kugel, sondern eher wie ein Ei. Dies folge, so sagen sie, aus der Analyse von Daten des WMAP-Satelliten, der zur Zeit wichtigsten Quelle für präzise Daten aus der Frühzeit des Kosmos. Schön und gut. Aber Moment mal. Konnte man nicht neulich irgendwo nachlesen, dass es sich beim Weltall eher um eine Art mittelalterliche Trombone handelt? Und zwar basierend auf denselben Satellitendaten? Und behaupten nicht ganz andere, wiederum mit Hilfe der WMAP-Daten, dass das Universum wie ein Dodekahedron, also ungefähr wie ein Fussball (ohne Ventil) daherkommt? Das jedoch, so sagen andere, sei Unsinn, das Universum sähe weder aus wie ein Fussball, noch wie ein Donut oder ein Bagel. Und schliesslich wieder andere behaupten, es sei einfach nur sehr gross. Mitten in diesem heillosen Durcheinander meint unser Lieblingskosmologe Richard Gott der Dritte, das Universum sei womöglich auch seine eigene Mutter. Wie diese Mutter aussieht, verrät er uns allerdings nicht.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Glätteisenhans
- Biber, Plüsche, Velpel
- übertriebene Anwendungen
- Textextexegese
SO NICHT:
- als Entomologe in der Arktis
- Ausdünstungen
- Lebkuchencrème
- gegen Missstände ankomponieren
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Wer wenn nicht wir", Andres Veiel (2011)
Plus: 3, 6, 34, 35, 39, 56, 80, 83 Minus: 14, 109, 119 Gesamt: 5 Punkte
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