Riesenmaschine

25.10.2006 | 18:58 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Misttelefon


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Ausschnittvergrösserung (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Misttelefon (vormals Schneetelefon) ist eine vorbildliche Einrichtung der Stadt Wien. Es hat leider nichts zu tun mit dem tschechischen Misthaus, dem ehemaligen Aufbewahrungsort des Negativlöffels, und auch nichts mit dem Mistubishi. Dennoch wird es von der Wiener Bevölkerung mangels eines Schutzpatrons der Müllentsorgung in der Not gerne angerufen. Eigentlich gibt es am Misttelefon nichts zu verbessern, aber wenn wir – in Anlehnung an Smarties mit Haribo-Kern und Puma-Ferrari-Schuhe – einen Vorschlag machen dürften: Motorola böte sich als Co-Branding-Partner an, wie sich noch nie etwas angeboten hat.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wahlverwandtschaften


25.10.2006 | 11:11 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Search and Destroy mit DoorOne


Lametta für den Goldfisch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Seit das Sanierungsgebiet ofenfrei ist und das Um-brennende-Tonnen-Herumstehen nicht mehr en vogue, ist es schwieriger geworden, das SOHO von lästigen und belastenden Papieren frei zu halten – ein Aktenvernichter muss her. Und mag Papier auch geduldig sein, wir sind es meist nicht – also rasch einen Blick auf DoorOne geworfen, um sich einen Überblick über das Ausmass der Zerstörungsmöglichkeiten zu verschaffen. Dort dann sogleich ZERNICHTER ins Suchfeld eingegeben, weil die Warenwelt im Gegensatz zum Leben ja eben doch ein Wunschkonzert und "Zernichter" ein fetziger Produktname ist. Die Suchergebnisse sind amüsant und gehen auch schon fast in die richtige Richtung.

Aber Schluss mit lustig, denn DoorOne kann auch anders: In der Kategorie Aktenvernichter präsentiert sich dem Vernichtungswilligen eine Fülle von Geräten, die mit Streifenschnitt, Partikelschnitt oder Cross-cut allerlei Materialien in unterschiedlich kleine Teile zerlegen. Und weil Cross-cut schon irgendwie lecker klingt, gibt es mancherorts zum Fellowes SB85C Aktenvernichter so überraschend wie volksnah einen Kugelgrill aus WM-Restbeständen obendrauf. In einer ganz anderen Liga spielen die Geräte der oberen Preiskategorie; sie schreddern schneller, als das Finanzamt die Tür aufstemmen kann und ihre Gehäuse und Preise erinnern unangenehm an Kontoauszugsdrucker. Der etwas erschwinglichere Fellowes DS-1 Aktenvernichter mit Safe Sense (TM) Technologie hingegen sieht aus wie ein Designer-Treteimer, zerkleinert Kreditkarten und bis zu elf Blatt Papier gleichzeitig und schützt dabei Kinderhände zuverlässig vor Verletzungen. Wer also eine Kinderleiche in Keller, Kühlschrank oder Blumenkasten hat, muss sich nach etwas Kraftvollerem und Durchzugsstärkerem umsehen – der Gartenhäcksler GH 2500 W mit Asteinschub bis 40 mm und verstopfungsarmem Fülltrichter erscheint auf Anhieb für den Job geeignet, aber auch hier bietet sich ein Vergleich mit DoorOne an, dem Kaufberater, der keine dummen Fragen stellt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


25.10.2006 | 03:58 | Anderswo | Sachen anziehen

T-Shirts aus graniph


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Im Zuge des diesjährigen Blicks nach Deutschland ging ein Ruck durch ganz Asien, der nicht nur deutsche Tugenden wie das Biertrinken und Bierbrauen, sondern auch die deutsche Sprache noch salonfähiger machte. Speziell in Südkorea tauchen neuerdings überall T-Shirts mit deutschen Texten auf, die möglicherweise auch deshalb besonders gefragt sind, weil es hier Bierlokale gibt, die nach einem deutschen Aquarellkünstler benannt werden. Während das "Land der Mitte" China noch Probleme hat, auch nur ein einziges Wort aus lateinischen Buchstaben zu bilden, wagt sich das "Land der Morgenstille" (und der dafür lauten Abende) Korea bereits an ganze deutsche Sätze heran. Mit zweifelhaftem Erfolg. Hier wird anscheinend jeder, der sich auch nur zufällig in der Nähe einer deutschen Sprachschule aufhält, als T-Shirt-Texter eingestellt.


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Hauptsache Deutsch, dachten sich auch die Designer dieses T-Shirts, gesehen in einer Seouler Einkaufspassage. Abgesehen von kleinen Grammatikschwächen, stellen die Design-Poeten in der Überschrift eine Behauptung auf, deren anfänglichen Sinn sie am Ende plötzlich durch ein rätselhaftes Buchstabengebilde ad absurdum führen. Dem Koreaner ist das egal. Für ihn ist Sprache flexibel und nicht in Granit gemeisselt, höchstens in Graniph. Dahinter verbirgt sich eine japanische T-Shirt-Marke, die auch sonst einiges für das Deutschtum im Ausland tut und dafür auch noch Preise vom Goethe Institut Tokyo kassierte. Gratulation hierzu auch von uns!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Deutsch-Japanische Luftwurzeln III und Schluss


24.10.2006 | 12:17 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Eine kurze Geschichte des Pillen-Endoskops


Herkömmliches Verfahren: Nostalgie pur
(Foto: Yuya Tamai)
Bilder vom Darminnern verströmen eine ähnliche Faszination wie der Mundgeruch von alten Hunden: Man kommt dem Tod ein deutliches Stück näher. Leider war Darm-Fernsehen bisher eine Art Pay-TV, ekelhaft aufwändig und brechreizerregend. Darum begann im Jahr 2004 eine der wenigen wahren Erfolgsgeschichten dieser Zeit, als die israelische Firma Given Imaging Ltd für die Entwicklung eines Endoskops in Pillenform mit dem Technology Innovation Award des Wall Street Journals ausgezeichnet wurde. Eine handliche Kapsel namens PillCam wird verschluckt, gleitet unbemerkt durch den kompletten Verdauungstrakt und sendet von ihrer Reise tausende widerliche Urlaubsfotos nach Hause, also nach draussen. Schon wenig später jedoch entbrannte der kapitalistische Wettbewerb um das Fernsehen von der Zersetzung: Auf der "Digestive Disease Week" 2005 in Chicago präsentiert der japanische Konkurrent Olympus eine Endoskoppille, die nicht nur über einen Propellerantrieb verfügt, sondern auch irgendwo da drinnen auf Kommando Substanzen freisetzen kann (zum Beispiel Natronlauge). Wenig später hört man davon, dass Entwickler in den USA die Kamerapille gar mit Beinen zum Herumlaufen versehen wollen. Given Imaging is not amused, schlägt aber zurück: Anlässlich der gerade laufenden "United European Gastroenterology Week" in Berlin präsentiert die Firma die dritte Auflage der PillCam, mittlerweile in Europa genehmigt und bereits gestählt in zahlreichen Grabenkämpfen mit Polypen aller Art. Wer sich eher für den eigenen Darm als für Irak interessiert, kann jetzt endlich die wichtigen Nachrichten bequem vom Sofa aus empfangen, anstatt dabei vornübergebeugt und halbnackt in einem desinfizierten Labor zu stehen, mit einem dicken schwarzen Schlauch im Maul. Ausserdem kann man die Kapsel natürlich auch an anderen feuchten dunklen Stellen hinterlegen.


24.10.2006 | 10:59 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Eilmeldung: Wurm kriecht nicht


Schon wieder kein Wurm
Wie die unterhaltsame Tageszeitung China Daily in diesem Moment meldet, kroch am letzten Mittwoch ein Künstler in der grössten Stadt der Welt, Chongqing , auf allen Vieren eine belebte Strasse hinunter. Die Performance erstreckte sich über drei Kilometer, dauerte sieben Stunden und richtete sich gegen die "Anbetung des Geldes". Bedauerlicherweise handelt es bei dem Mann um einen Chinesen, und nicht um den Ahn-Künstler Erwin Wurm. Der sitzt, geht oder steht gerade in Wien und ahnt ausnahmsweise von der Sache überhaupt nichts.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Arme Kunst

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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