Riesenmaschine

10.10.2006 | 09:05 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Panik im Leerlauf


Wie Computer gegen Computer, nur mit Menschen (Bildquelle) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Jean Baudrillard schrieb 1992, das Fernsehen liefe in totaler Indifferenz gegenüber seinen eigenen Bildern, so dass es sogar weitermachen könnte, wenn der Mensch verschwunden wäre. Da dachte er noch nicht an Notebooks. Auf ihren Websites bitten Computerhersteller wie Apple nämlich seit Wochen darum, bestimmte explosionsgefährdete Sony-Akkus sofort aus den entsprechenden Laptops zu entfernen und nicht mehr zu verwenden. Das Dokument, das der von Apple gelieferten Austauschbatterie beiliegt, empfiehlt nun nicht nur das glatte Gegenteil ("Setzen Sie die auszutauschende Batterie ein"), sondern verlangt vor der Rücksendung des Altakkus die Entladung desselben mit dem eigenen Notebook. So soll wohl dem unbeabsichtigten Paketbombenversand vorgebeugt werden. Geradezu baudrillardesk erscheint die den mitgelieferten "Tipps für schnelleres Entladen" entnommene Empfehlung, alle Energiesparfunktionen des Laptops abzuschalten, eine DVD abzuspielen oder das Schachprogramm laufen zu lassen – in der Einstellung "Computer gegen Computer".

Hunderttausende Computer spielen jetzt gerade Schach gegen sich selbst, und das nur aus Angst davor, dass weltweit Pakete voller kleiner Sprengkörper in die Luft fliegen könnten. Jean, wo bist du?


09.10.2006 | 18:28 | Vermutungen über die Welt

Nach dem Motto


Times New Roman; Blur-Effekt; Invertierung (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es gibt Leute, die den Grossteil ihrer Alltagskommunikation mit durch die Wendung "nach dem Motto" anmoderierten Lebenshalbwahrheiten(*) bestreiten, nach dem Motto: "Wenn ich vor jeder meiner Äusserungen 'nach dem Motto' sage, wird die damit angezeigte Nicht-von-Mirheit und Sentenzqualität des nachfolgenden Blabla-Befunds meine Verantwortung als SprecherIn einklammern und gleichzeitig mein Allerweltsflair überspielen' – dreifacher Irrtum: A) Es funktioniert nicht. B) Für jedes einzelne "nach dem Motto" bist du voll verantwortlich und wirst dafür büssen, n.d.M.: Dumpfsein schützt vor Jenseits nicht. C) Allerweltsflair ist nichts, was überspielt werden müsste, denn ausser Tankgirl und Jimi Hendrix sind alle davon betroffen.

Fazit: Nach dem Motto ist immer vor dem Motto, wie Kollege Schreiber so überaus brechtesque bemerkt.

(*) The Awful German Language.

Johannes Grenzfurthner | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


09.10.2006 | 12:30 | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Green Machine


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Vokabular der industriellen Revolution hat jetzt endlich auch die Bioläden eingenommen: Die Ökosäfte von Naked Juice nämlich heissen "Green Machine", "Red Machine" und "Blue Machine", und setzen so den Siegeszug der "Energy"-, "Power"- und "Fuel"-Lebensmittel konsequent fort. Denn insgeheim sehnen wir uns doch alle nach dem 19. Jahrhundert zurück, einer einfacheren und besseren Zeit, in der man sich noch auf viele Dinge verlassen konnte, z.B. den Stahlofen, ein klares Klassenbewusstsein und die Unantastbarkeit von Raum, Zeit und Kirche. Nach einer kurzen Phase des Überdrusses, getriggert von der Öko-Bewegung und (vorausahnend) konterkariert von der Gruppe "Kraftwerk", bricht sich seit einigen Jahren die Re-Erkenntnis Bahn, dass man auf keinen Fall auf "Strom" und "Maschine" verzichten kann, auch wenn man jetzt die Grünen wählt. Ökonomie und Ökologie sind natürlich trotzdem nicht versöhnbar, aber, also, Maschine, wie toll sich das schon anhört.


09.10.2006 | 04:12 | Anderswo | Was fehlt | Sachen anziehen

Wiedervorlage: Die Akte Kessar


Die neun Kessar "Vorstandsmitglieder", in der "Firmenzentrale", in "Rom", "Italien"
Bei unserer Fahndung nach der wirklichen Identität von "Giorgio", dem angeblichen Chefdesigner der vorgeblich italienischen, tatsächlich aber chinesischen Firma Kessar Impreore, sind wir nun einen ersten Schritt weiter. Gleich zwei Riesenmaschinenleser wiesen auf Giorgios Ähnlichkeit mit Gianni Versace hin, wobei uns gewisse Parallelen auf diesem Ölgemälde immer noch frappieren. Vielleicht findet sich jetzt auch jemand, der des Lettischen mächtig ist. Dann wüssten wir wohl bald, warum Gianni auf dem Schinken keine Hosen trägt, und ob es sich bei Giorgio nicht vielleicht doch um jemand anderen handelt. Noch keinerlei verwertbare Hinweise haben wir dagegen im Fall des Kessar-Vorstands erhalten, weshalb wir der Bitte eines Lesers gerne nachkommen, und das Bild hier noch einmal vergrössert zeigen. Leider gibt es das Foto nicht in besserer Qualität, da es unter widrigen Bedingungen am Tatort aufgenommen wurde. Die Bildqualität aber sollte ausreichen, um gegebenenfalls Onkel Rolf oder Herrn Hornig vom Versand auszumachen. Bitte achten Sie auch auf kleine Details, so wie Riesenmaschine-Leser 'Weitsichtiger', dem auffiel, dass sich die Firma, um die es geht, auch gelegentlich Kessar Impérore schreibt.

Dieser Tipp führte uns zu einer Seite, auf der wir in Chinesisch mit weiteren Details der Kessarschen Firmengeschichte vertraut gemacht werden. Unter anderem erfahren wir, dass der Vater von Firmengründer Fei Li Buo No Kaisa (=Sigmund Freud) König Ai Ma Nu Ai Lai, dem II. (= Viktor Emanuel II.), im Jahre 1861 bei der Einigung Italiens half, weshalb die Kaisas=Kessars=Kaisers Hoflieferanten wurden. Es gibt auch Neuigkeiten von Giorgio (=Gianni Versace?): Im neu entdeckten Evangelium firmiert er nicht mehr als blosser Angestellter, sondern bereits als Vollmitglied der Familie Kaiser, das dem Modehaus durch den Import von neuen Maschinen aus Frankreich endgültig zum Durchbruch verhalf.

Die ganze Geschichte der "weltweit bekannten Marke Kessar Impereore" ist so wunderbar erlogen, dass wir Ihnen daraus noch gerne mehr übersetzen würden. Doch zunächst sind Sie jetzt wieder dran. Beantworten Sie uns bitte folgende Fragen und belegen Sie Ihre Antworten möglichst aussagekräftig: 1) Ist Giorgio Kaisa wirklich Gianni Versace? 2) Und wer sind die neun lachenden Herren auf dem Vorstandsbild? Die Einsender, die uns bei der Fahndung weiterhelfen, kriegen irgendwann vielleicht mal irgendwas (Sack Reis, Reise nach China, Satz in Chili-Öl eingelegter Hühnerfüsse).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der allerletzte Kaiser

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (10)


08.10.2006 | 18:38 | Alles wird besser

Fallen und Lachen


hier her (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nobler als der Wunsch zu fliegen ist bei manchen Menschen jener, zu schweben, aber auch bei diesen Kollegen gibt es ausgeschlafenere und solche, die verkniffen sind. Die stellen sich auf eine lachhafte Scheibe mit Halfter, und bilden sich ein, Michael J Fox zu sein, dabei ist es nur ein weiterer Baustein urbaner Unshmoovizität, der mit Tretrollern, Rollschuhen und Segways begann, die des Stadtbenutzens auf die bequeme Art. An wem hingegen all das abperlt wie das Wasser am Bürzel einer Ente, der legt sich schwebende Möbel zu oder kauft sich den am schwebenden Frosch erprobten, mit 27,5 Tesla stärksten Magneten der Welt. Nie war die Devise Falling and Laughing, die der grossartige Edwyn Collins vor 26 Jahren ausgegeben hat, greifbarer als jetzt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Abstossende Schlafstatt

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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