Riesenmaschine

11.10.2006 | 21:02 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Filzrassen


Postkarten versenden: Ihr Foto und Martina Hingis (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Ihr Foto und ein brauner Tennisball mit bunten Elektrokabeln (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wir berichten nicht nur über das Neueste aus der Warenwelt, über Fortschritt und Nagetiere, nein, wir berichten regelmässig und traditonell auch über die Plakatkampagne des Damen-Tennisturnier zurich open. Während die bisherigen Kampagnen vor allem darauf abzuzielen schienen, den männlichen Zuschauern klar zu machen, dass es am Turnier nicht nur Tennis, sondern auch Frauen zu sehen gibt, versuchen die diesjährigen Plakate genau das Gleiche, wenn auch etwas subtiler. Aufbauend auf der letzten Kampagne werden Tennisbälle mit einigen wenigen Attributen personalisert. Was im Falle von Martina Hingis frappierend gut funktioniert, wird bei Serena Williams zum grauenhaften Murks. Tennisbälle kommen nun mal in Gelb, in Kaffeebraun wirken sie eher befremdlich und Serena Williams trägt überhaupt keine kabelisolierungsartigen Braids, wie auf der Turnierhomepage leicht zu verifizieren ist. Ausserdem: Als ob Hingis gelb wäre!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Key Visuals I: Damentennis


11.10.2006 | 13:18 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Durch den Konsum mit DoorOne


Kein Schleifgerät (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein alter iMac (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein Heizlüfter (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein Püriergerät (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein Laserdrucker (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein früher Hochleistungsrechner (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Keine Tupperware (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Kürzlich wurde in einer Designzeitschrift ein 4313 € teures "Multitool" vorgestellt, das Lautsprecher, Stehlampe und Luftreiniger in einem ist. So etwas braucht kein Mensch. Wohl aber Luftbefeuchter und gerade jetzt, wo die kalte Jahreszeit mit ihrer trockenen Heizungsluft dräut. Hätten wir einen Betriebsrat, er hätte schon längst auf diese Anschaffung gedrängt. Allerdings scheiden sich auch hier bereits die Geister. Kollegin Passig findet Luftbefeuchter totalen Unfug: "Es gibt Leute, die ihr Leben lang in der Wüste wohnen, und die haben auch keinen Luftbefeuchter, und ihre Nasen funktionieren ausgezeichnet." Allerdings, wendet Architekt Imhof ein, verhinderten Luftbefeuchter "das Aufquellen von Parkett und damit Schüsselungen, also Wölbungen der einzelnen Parkettriemen." Egal ob Nasenschleimhaut oder Parkett, die Argumente reichen aus, um den ohnehin feststehenden Entschluss der Anschaffung eines Luftbefeuchters retrograd zu rationalisieren.

Allerdings wissen wir noch sehr wenig über Luftbefeuchter, und lassen uns also einfach überraschen was die Seite unseres Lieblingssponsors DoorOne zum Thema "Luftbefeuchter" ausspuckt. Es gibt insgesamt 96 Einträge in allen Preiskategorien von unter 30 € bis über 600 €, auch die Optiken sind zahlreich: vom hochgepimpten Damfbügeleisen über den Laserdrucker bis zur Standheizung. Über "Kategorien" lässt sich das Angebot eingrenzen, indem man die echten "Luftbefeuchter" von den "Einrichtungsgegenständen" scheidet. Dadurch fallen der niedliche Heizungsbewohner "Balduin" für 16,75 € ebenso weg, wie der zimmerspringbrunnenartige "Nebel-Luftbefeuchter" von Otto für 75,90 €, der in wechselnden Farben leuchtet und dadurch angeblich beruhigend wirkt.

Von den verbleibenden Kein-Schnickschnack-Geräten überzeugt am meisten der "Venta-Airwasher", ein schlichter anthrazitfarbener Kubus mit Rippen, der an frühere Hochleistungsrechner erinnert und sich damit wohltuend von den übrigen Alessi- oder Gehry-inspirierten Phantasieformen abhebt. Allerdings gibt es ihn in drei Varianten mit 5, 8, und 11 Litern, die sich entsprechend preislich unterscheiden. Im direkten Produktvergleich erfährt man, dass die 8-Liter-Variante mit einer Preisspanne von 170 bis 220 € sich für 46 Quadratmeter eignet und über einen Leisebetrieb verfügt, während die kleinere Variante über einen Feuchtigkeitsregler verfügt und nur für 23 Quadratmeter taugt. Übrigens arbeiten alle Geräte ohne Filtermatten: "Schlechte Raumluft wird in das Gerät geleitet und durch einen Plattenstapel geführt, der im Wasser rotiert." Interessant. Wir entscheiden uns dennoch für die 5-Liter-Variante fürs Schlafzimmer – die anderen Räume können später upgegradet werden – und bestellen beim etwas teureren Anbieter, der dafür das "Trusted Partner"-Siegel trägt und bei dem die Versandkosten im Preis enthalten sind. Der Winter kann kommen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge


11.10.2006 | 06:05 | Berlin | Anderswo

Aber Asmara haben sie gebaut


Fiat Tagliero Service Station (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Afrika, das grosse Ding im Süden, hält für den unbedarften Betrachter immer wieder Überraschungen bereit. Wer hätte etwa gedacht, dass es im noch recht frisch geschlüpften Staat Eritrea eine faschistische Reissbrettstadt voller wunderbarer Bauwerke zu begucken gibt? Es handelt sich um Asmara, wo die italienischen Besatzer in den dreissiger Jahren ein neues Rom errichten wollten. Glücklicherweise passierte das aber nicht im unter Faschisten so beliebten Monumentalstil, sondern nach den Massgaben des modernen Bauens der damaligen Zeit.

So stehen in Asmara nun hunderte futuristische, ArtDeco- und ähnliche geartete Bauten herum, die trotz aller Bürgerkriegswirren gut erhalten geblieben sind und gemeinsam das grösste Ensemble moderner Architektur nach Tel Aviv, South Beach und Napier ergeben. Weitere Einzelheiten kann man hier nachlesen, es gibt natürlich auch schon den einen oder anderen Bildband, oder man geht einfach in die Ausstellung vom Deutschen Architektur Zentrum, die noch bis zum 3. Dezember in Berlin, Köpenicker Strasse 48/49, zu sehen ist.


links: Cinema Impero, rechts: Cinema Odeon (alle Fotos: Edward Denison) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ostmoderne.com


10.10.2006 | 18:16 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

So geht's nicht: Werbung

Frankfurt ist nicht nur Banken-, sondern auch Werbemetropole, irgendwie. Am Hauptbahnhof gibt es nun ein Riesenplakat, das scheinbar für ein Hotel wirbt. Die Wirklichkeit jedoch erkennt nur der Fachmann: Bei dem Plakat handelt es sich um das grösste "So nicht" in der deutschen Werbung. Die herstellende Agentur hat im Prinzip alle denkbaren Fehler in ein Motiv gesteckt, um den aus aller Welt ankommenden Anzeigen-Adepten zu zeigen, wo der Hase nicht im Pfeffer liegt. Wir erklären hier in alter Riesenmaschine-Tradition noch einmal das sowieso schon Klare:


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Herrlich deutlich wird bei 1), wie man Geschäftsleute plattestmöglich anspricht, indem man auf Krampf Businesstalk mit in den Text quirlt. 2) wirbt mit "stilvoll" und zeigt, wie wenig Stil man hat, wenn man überhaupt erst sagen muss, dass man Stil hat. Dagegen sind 3) und 6) in Kombination, die "Nächte" und die blonde Frau, ein Hinweis für den ungeübten Neuwerber, dass Werbung mit Sex einfach nicht funktioniert, wenn das Produkt nichts damit zu tun hat. Unterschwellig soll wohl angezeigt werden, dass das Hotel Pay-TV hat. Bemerkenswert, wie beispielhaft tief herunter man bei der Abbildung der Frau gekommen ist, die nicht nur in einer unfassbar künstlichen Prämasturbationshaltung, sondern auch extra farbig abgebildet ist, damit man sie als Blondine erkennt. Der grobe Fehler bei 4) ist natürlich das Wort günstig: auch, wenn Zimmer bis 465 Euro die Nacht kosten, für irgendeinen Scheich werden sie schon günstig sein. Günstig ist ja subjektiv. Bei Nummer 5) macht uns die Agentur die Unterirdik gleich zweier Ideen deutlich: wenn es um Schlafen geht, muss ein Bett in die Anzeige und wenn schon ein Bett, dann eins, das so gemütlich aussieht wie ein Plastiktelefon von T-Com. Noch dazu hat die Lampe zwar Stiel, aber keinen Fuss, womit sicher die Agentur zeigen wollte, wie peinlich logische Versäumnisse im Bildaufbau sind. Die 7) bringt uns den mit Nr. 2) verbundenen Fehler nahe, ein Mies van der Rohe-Möbel in den Vordergrund zu stellen, um den Eindruck von Stil zu erzeugen. 8) schliesslich stellt den Kardinalfehler überhaupt dar, nämlich sinnlose Muster über das Plakat zu verteilen, als gäbe es kein Gestern. Die Botschaft: Ornament ist Erbrechen. Danke für dieses wunderbar-grauenvolle Fanal, wie man nicht wirbt.


10.10.2006 | 12:30 | Anderswo | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Mao für Manuel

Die in diesen Minuten in der wenigstens sehr schönen Pekinger Agricultural Exhibition Hall zu Ende gehende Ausstellung Art Beijing war nichts weiter als ein Bluff. Von den Veranstaltern vollmundig als "Asia's most exciting contemporary art fair" angekündigt, zeigte man hauptsächlich Kunstzeugs, das sonst das ganze Jahr über in den Galerien des Pekinger Dashanzi Art District sowieso schon auf engstem Raum versammelt ist. Zu den Ladenhütern der Pekinger Galerien gesellten sich dann noch ein paar Ausstellungsstücke aus dem Ausland, wobei hier die deutschen Galeristen das grösste Kontingent stellten. Die Deutschen sind offensichtlich für den chinesischen Kunsthype am empfänglichsten, unter anderem wohl auch, weil sie ihn mitentfacht haben. Das ändert aber nichts daran, dass ein Grossteil der zeitgenössischen chinesischen Kunst der reine Kitsch ist. Das immerhin durfte man auf der Art Beijng noch einmal im Schnelldurchlauf erfahren. Immer noch dominierte hier das ironisch gebrochene Mao-Porträt, neben allerlei Postkarten-Muschi-Malerei und auf Schock getrimmten, kunsthandwerklichen Skulpturen. Ganz das Richtige für das Wohnzimmer von Manuel Andrack also, aber wohl kaum genug, um "the market guidepost for influencing the overseas and domestic art resorurces" zu werden. Oder, halt, Denkfehler ... eben gerade doch.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


... 270 271 272 273 274 [275] 276 277 278 279 280 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Wasserbett

- 20% mehr von allem

- Blutegelkonferenz

- alles mit Nano

*  SO NICHT:

- vom Ende der Eulen sprechen

- uninformierte Uniformierte

- Futon

- Haargelkonferenz


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Road", John Hillcoat (2009)

Plus: 21, 25, 45, 55, 74, 135
Minus: 1, 99, 102
Gesamt: 3 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV