13.10.2006 | 13:13 | Was fehlt | Sachen kaufen
 Kein Brikett, brennt aber auch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Firma Samsung hat ein neues Handy auf den Markt geschmissen, das sich offenbar an flachverständige Personen richtet. Es heisst wie alle anderen Handys auch, in diesem Fall SCH-B600. Weil heute alle Geräte mindestens ein herausragendes Feature haben müssen, hat auch dieses eins, nämlich eine Fotokamera mit 10 Megapixeln. Da die dazugehörige Linse jedoch noch dem Rahmen der handtelefonüblichen Massstäbe verhaftet bleibt, ist die schöne, grosse, riesenhafte Pixelanzahl "für den Pflock", wie ein Linsenkundiger zu berichten weiss. Es sei, als würde man "einen Strohhalm bereitstellen, um das Wasser einer Staudammsprengung abzuleiten", so der Linsenkundige weiter, wenn er auch zugibt, keine besondere Begabung für Metaphern ausgebildet zu haben. Fantastisch! Wir brauchen mehr Unverhältnismässigkeit! Wider die technokratische Logik der gleichmässigen Weiterentwicklung, wir wollen Mofas mit Nuklearantrieb, wir wollen Platinzahnstocher, wir wollen drahtlose Mäuse, die bis 200 Kilometer Entfernung funktionieren. Und wir werden sie bekommen.
13.10.2006 | 06:43 | Supertiere
 Foto:schizoformWenn Tiere aus einem von ihnen angestammten, abgesteckten und mit ihnen abgesprochenen Biotop in ein anderes, nicht zooeskes verpflanzt werden, kann das beim Betrachter für Heiterkeit sorgen, aber auch für Sorgen. Der Victoria-Barsch beispielsweise ist so ein Kollege. Irgendwann wurde er im Victoriasee ausgesetzt, frass dort alle seine Onkel und Tanten auf und installierte ein monokulturelles Königreich. Der Fisch wird industriell geerntet, noch vor Ort verarbeitet und mehrfach täglich, ohne dass der Einheimische davon etwas abbekommt, nach Europa transportiert, mit riesigen Frachtflugzeugen, die nicht leer zurückfliegen, sondern mit Waffen – das ist bekannt aus dem spekulativen Film Darwin's Nightmare des unsympathischen Regisseurs Hubert Sauper.
Auch bekannt sein dürfte mittlerweile, dass allsommerlich massenhaft Quallen in Baggerseen, aber auch in der schönen braunen Donau auftauchen. Sie wurden bekanntermassen von Vögeln dort ausgesetzt, ganz im Gegensatz zu den Guppys von Moskau, die offenbar müde Aquariumsbesitzer in der Moskwa ausgebracht haben. Woher aber die nur in der Vorarlberger Kleingemeinde Röns alljährlich stattfindende Tausendfüsslerinvasion stammt, weiss weder Qualle, Guppy noch Mensch. Immerhin hat man jetzt nach jahrelanger Suche ein Mittel gefunden, um ihrer Herr zu werden. Ein für Quallen, Guppys und Menschen ungiftiges Pulver, das den Chitinpanzer der Schnurfüssler aufweicht und sie so verdorren lässt. Besser zumindest, als sie gegen Waffen einzutauschen.
12.10.2006 | 23:30 | Anderswo | Alles wird schlechter
 (Foto: spacepleb)Wirklichkeit klingt schön und gut, ist aber in den meisten Fällen todlangweilig, wenn man nicht gerade dabei ist. Das ist auch schon der wesentliche Makel von fast allen möglichen Reality-Formaten, die man schnell müde wird, auch nur aufzuzählen: Sie befassen sich mit vollkommen uninteressanten Aspekten der Wirklichkeit, wie Diäten, Partnersuche, Fahrschule, Leben im Container oder Ozzy Osbourne. Zeigt denn überhaupt niemand das Leben von halbwegs interessanten Menschen, zum Beispiel von Schweinezüchtern, Psychopathen oder Astronomen? Oder Porno-Produzenten? Die Antwort lautet: Nein, denn Family Business, die Reality-Show von Adam Glasser alias Seymour Butts, ist wohl nach vier Staffeln in diesem Sommer eingestellt worden, und damit jetzt nur noch auf DVD erhältlich. Das ist zum einen bedauerlich, weil in den bisherigen 40 Episodentiteln sicherlich noch nicht alle billigen Fachsprachkalauer abgehandelt wurden. "Real ASState", "COCKtoberfest", "Up and CUMing", "Midlife CrisASS", das muss ja wohl noch flacher gehen, schade drum. Auf der anderen Seite aber ist die instruktive Serie gefüllt mit Alltagskram wie Kindererziehung, Ärger mit den konservativen Nachbarn, Scheitern an der Erektion, trostlose Dates, Sorgen wegen Mutter, Stress im Beruf; und die Protagonisten sagen auch nicht häufiger "fuck" als normale Menschen. So erfolgt nach angestrengtem Hinsehen die vermutlich zulässige und daher erstaunliche Erkenntnis, dass Wirklichkeit auch unter vollkommen exotischen Umständen wiederum langwierig und eintönig ist. Sie lässt sich halt auch vom Geschäft nicht verbiegen.
12.10.2006 | 12:25 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt
 Nur eines von vielen leuchtenden Beispielen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Manchmal geschieht es, dass man in Europa Dinge erfindet, die in Amerika erst viel später oder gar nicht entdeckt werden – die SMS, das undurchsichtige Klopapier oder das rote Eichhörnchen zum Beispiel. Meistens aber ist es umgekehrt. Die Abbildung zeigt, dass gerissene Hotelmanager in den USA dahintergekommen sind, dass Hotelgäste nicht so sehr an "Rub-a-dub-dub in a heart-shaped tub" interessiert sind als vielmehr am Internet. "Free High Speed Wireless Internet" (Holiday Inn), "Free High Speed Internet" (Microtel Inns) "Complimentary Wireless Internet Throughout Hotel" (Comfort Inn), "Free High Speed Internet Access" (Quality Inn), "Free High Speed Wireless Internet" (Super 8 Motel), "Free Wireless Internet Access" (EconoLodge), "Free High Speed Internet" (Best Western) oder wenigstens "Free Internet w/Computer in Lobby" (Sunset Motel). "Je nun", müssen die Überlegungen der amerikanischen Hotelmanager in etwa gelautet haben, "unsere Gäste hättern gern kostenloses Internet, also sollen sie es haben." Ein neuartiges kapitalistisches Konzept, das sicher früher oder später auch seinen Weg nach Deutschland finden wird. Und sei es auf dem Weg der Kontinentaldrift.
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12.10.2006 | 04:26 | Sachen kaufen
 Töne aus der Tiefe des Bauches (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn ein Hund seine Schnauze hier hinein steckt, verbleibt ausserhalb jener Apparatur ein Rest. Dieser Rest kann nutzbar gemacht werden, und zwar mit den formschönen Lautsprechern der niederländischen Designer Sander Mulder und Dave Keune. Die fünf Kilo schweren Wauzis enthalten statt eines Kopfes Koaxiallautsprecher mit einer Sinusleistung von 60 Watt an 4 Ohm und fügen sich nahtlos in Manuel Andracks Wohnzimmer ein, links und rechts von den lackierten Maos.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Gold vergolden
- über Wasser gehen (gefrorenes)
- radfahrende Bären
- in the Motorjugend now! sein
SO NICHT:
- Schnapsdiät
- ironische Möbel
- Pestizidtrunkene Mücken
- radfahrenden Bären von links keine Vorfahrt gewähren
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Crawl", Paul China (2011)
Plus: 22, 37, 55, 80, 119, 135, 141, 151 Minus: 43, 61, 118, 191, 205 Gesamt: 3 Punkte
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