24.10.2006 | 04:42 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 Auf Zahnstein gebaut: Heidelberg Licensed by: Bayerische GesundheitsideologieGleich mehrfach verweist die Verpackung dieser chinesischen Zahnseide aus dem Hause BGG in Guangzhou auf ihren europäischen Ursprung. Einerseits trägt sie den Namen einer auf Zahnstein gebauten deutschen Stadt am Neckar; andererseits firmiert sie auch unter dem, in lateinischen Buchstaben geschriebenen, Markennamen Victoria-C Antiseptic (hier nicht im Bild); obendrein soll das Zahnputzzeug von einer Firma lizenziert sein, deren Markenzeichen ein kleines norddeutsches Fachwerkhaus ist, die aber Bayerische Gesundheitsideologie GmbH heisst und ihr Stammhaus irgendwo in Deutschland hat. Noch mal, zum Kopieren und in die Googlesuchmaske Pasten: "Bayerische Gesundheitsideologie GmbH, Germany", genau.
Das ist so bewundernswert erlogen, dass dagegen selbst die zusammenphantasierte Firmengeschichte der Schwindelschneider von Kessar Impereore verblasst. (Der Vorstand ist übrigens immer noch nicht gefasst!) Kühler wäre wohl nur einer, der aus Deutschland in die BGG-Firmenzentrale nach Guangzhou führe, um als Vorstandsmitglied von BGG Germany die dortigen Erzflunkerer einmal gründlich auf ihre bayerische, gesundheitsideologische Standfestigkeit zu prüfen, und die seit Jahren ausstehenden Lizenzgebühren kassiert. Bloss, wer macht's?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wiedervorlage: Die Akte Kessar
23.10.2006 | 18:25 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Ein Wurm (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)  Kein Wurm (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Harry Rowohlt hat mal behauptet, dass Symmetrie die Kunst der Armen sei, das mag wohl stimmen, denn sie ist leicht zu begreifen, zu imitieren, tut nicht weh und beruhigt. Siehe Wolf Haas´ Buch "Das Wetter vor 15 Jahren", der erste vollkommen symmetrische Roman, der gar kein Roman ist, sondern ein Gespräch über einen Roman, der aus lauter Spiegelbildern besteht, so vielen, dass es am Ende leider nervt. Der Künstler Erwin Wurm, dem derzeit im Wiener MuMoK eine umfangreiche Personale gewidmet ist, macht noch ärmere Kunst, auch sie ist leicht verständlich und tut nicht weh. In erster Linie imitiert er Partyspielchen mit Obst und Gemüse, sowie andere Kollegen wie Roman Signer. Er verwendet Haushaltsgegenstände und kostümiert seine Modelle wie für den Kinderfasching. Er steckt seinen Kopf in einen Kühlschrank, und nennt das "Keep a cool head". Er lässt ein kleines Häuschen auf dem Dach des Museums installieren, und behauptet, dies sei eine Kritik an Spiessbürgerlichkeit. Dabei imitiert er lediglich die Wetterhäuschen auf dem Dach des benachbarten Parlaments, die dort bis vor kurzem wegen der Restaurierungsarbeiten herumstanden. Aber vielleicht ist es nur ein instinktiver symmetrischer Akt, weil Museum und Parlament so bipolare Punkte sind, und Wurm kennt vielleicht noch nicht einmal die Kunst der Symmetrie, er ahnt sie nur. Ahnkunst, eventuell ein neues Genre?
23.10.2006 | 12:34 | Berlin | Papierrascheln
 Deutschland sucht den SuperschriftstellerSeit langem beschäftigt sich die Literaturwissenschaft ergebnislos mit der Frage "Wer ist eigentlich der beste Autor?" Die ZIA wird am Mittwoch, den 25. Oktober im nbi mit Hilfe eines kontrollierten Versuchs die endgültige Antwort herausfinden: Verschiedene Autoren u.a. der Riesenmaschine (Wolfgang Herrndorf, Jochen Schmidt, Klaus Cäsar Zehrer, Bettina Andrae, Jens Friebe und Joachim Lottmann) treten in den entscheidenden Disziplinen "Metaphern-Jeopardy", "Romananfänge", "Berufsangemessene Kleidung", "Protagonistennamen" und "Lyrisches Schaffen" gegeneinander an. Hinterher bekommt der Sieger eine Urkunde und darf sich "Bester Autor von allen" nennen. Denn: "Literatur, das ist doch eigentlich auch nur Geschriebenes." (Max Hiller). Die wissenschaftliche Durchführung gewährleisten Kathrin Passig und das Hilfscheckerbunny. Einlass ab 19:30, 5 Euro.
23.10.2006 | 05:23 | Anderswo | Was fehlt | Papierrascheln
Die einen glauben, das Internet schaffe Arbeit oder vermittele sie wenigstens besser als jedes andere Medium. Die anderen leben in China. Das ist zwar das Land mit der grössten, gewiss aber zweitgrössten Internet-User-Zahl der Welt und den allermeisten Bloggern: 17,5 Millionen registrierte Blogs nennt China Daily, und Reuters legte gerade mit 34 Millionen Blogs, 17 Millionen Bloggern und 75 Millionen Lesern noch mal einen drauf. Doch in genau demselben China stellen sich junge Menschen, wenn sie Arbeit brauchen, nicht ins Internet, sondern lieber auf die Strasse, so wie hier vor den Xinhua-Buchladen in Urumqi.
Es sind alle Studenten der Universität von Xinjiang, die ganz im Stil der europäischen und amerikanischen Moderne mithilfe so genannter Zettel Jobs als Nachhilfelehrer (Mathe, Physik, Chemie, Englisch) suchen. Aber warum stehen diese Menschen so obszön konkret da? Warum sind sie nicht wenigstens etwas virtueller? Weil die Sonne immer so schön in Urumqi scheint, das übrigens verdeutscht Schöneweide heisst? Möglich. Oder weil die Internetpenetrationsrate mit 9,4% in China dann doch wieder nicht so hoch ist? Eventuell auch das. Aber vielleicht wollen uns die sympathischen jungen Leute auch nur sagen: Internet is over! Es war nur eine kurzfristige Mode in der Geschichte der Menschheit und ihrer Medien; eine Grille des Weltgeistes, so wie das Hula-Hooptanzen, der Dreissigjährige Krieg oder das Gegendassystemsein früher.
Die Frau in dem roten Shirt dagegen ist noch netzgläubig und nur mitgekommen, um Sie nur einmal aus dem Internet heraus leer anzublicken. Überraschend und auf unerklärliche Weise wurde ihr Traum wahr. Das wiederum spricht dafür, dass es mit dem Internet doch noch nicht vorbei ist. Jedenfalls nicht so ganz.
22.10.2006 | 19:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Globale Erwärmung, lokale Beschneiung (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Sollte die Firma EEstor wider Erwarten doch nicht die Welt retten, werden wir uns halt mit der Klimaerwärmung und etwas wärmeren Wintern abfinden müssen. Wer dann seinen Gästen trotzdem vor dem Fondue ein Gläschen Glühwein im Schnee anbieten möchte, der muss halt selber für den Schnee auf der Dachterrasse sorgen. Dafür hat die Firma Büchler mit dem 'Home Snow' nun das passende Gerät auf den Markt gebracht: Eine 220V-Steckdose, ein Wasseranschluss und Temperaturen um den Nullpunkt genügen, um den Heimbedarf an Schnee zu decken. Und im dannzumal etwas längeren Sommer kann man den 'Home-Snow' zudem noch als Hochdruckreiniger für die Terrasse benutzen. So gehts doch auch.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Obstkerne sammeln (souverän)
- Aufbohren
- auf Rettich mit Bettfransen schlafen
- St. Oberholz
SO NICHT:
- Schachbrettmuster
- Ohrlöffel-Stacheling
- Lebkuchencrème
- St. Osthoff
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Unknown", Jaume Collet-Serra (2011)
Plus: 5, 24, 80, 94, 96, 102, 135, 142 Minus: 43, , 87, 116, 118, 181 Gesamt: 3 Punkte
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