22.10.2006 | 13:29 | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dass die Werbung nicht immer direkt sagt, was sie will, und dass Produkte und ihre Zielgruppen mitunter so viel miteinander zu tun haben wie, sagen wir, Grossstadtbewohner und everesttaugliches Outdoorzubehör, das kennt man. Aber dass die staatlichen Institutionen – hier: die Bundesdruckerei – sich diesem Trend anschliessen, das ist womöglich eine neue Umdrehung am Rad der Werbeseltsamkeit. Der deutsche Pass wird von Nichtdeutschen schliesslich eher selten gekauft. Na gut, wir sind die letzten, die sich über die Verwendung unnötiger englischer Ausdrücke in der Werbung beklagen würden, also herzlich willkommen, neuer germanischer Passport!
22.10.2006 | 09:03 | Alles wird besser | Alles wird schlechter
 Anonymoppel. Haha! Ha! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Das Internet ist eine schöne Sache. Es sind bunte Bilder drin und Musik, viele nackte Menschen, mehr Zahlen als ein durchschnittlicher Computer essen kann und während man in ihm surft kann man gemütliche Hauskleidung tragen und wird nicht von Haifischen gegessen, oder jedenfalls nur selten. In jüngerer Zeit hat es obendrein eine glitzernde New-Economy Fassade verpasst bekommen. Aber wie alle Kaufhäuser hat auch das Internet eine Kühlschrankrückseite aus Röhren und Schläuchen, und die sämigen Flüssigkeiten, die da gepumpt werden, sind nicht immer schön anzusehen. Üble Nachrede und Mobbing, schon im physikalischen Scheinuniversum arge Probleme, werden durch die rasanten Rückkopplung in der wirklichen Welt online zu Resonanzkatastrophen. Ein gestohlener Sidekick wird so zum Beispiel zum Anlass für eine Menschenjagd mit Tausenden von Zuschauern, über peinliche Vorkommnisse lacht nicht mehr nur das Dorf, sondern gleich die halbe Welt, und bösartige Gerüchte können, wenn sie plausibel genug verbreitet werden, Leben zerstören oder zumindest Seelenruhen beschädigen. Und das tut denen doch auch weh. Was der möglicherweise kranke Dozent aus Florida davon hält, dass Tausende feixende Linkposter sich über das Unglück seiner Vorlesung amüsieren, mag man sich lieber nicht vorstellen.
Aber andererseits, und nochmal drüber nachgedacht verleiht das Zusammenrotten Fremder zum Zwecke der Vorverurteilung anderer dem Teilnehmer natürlich ein Gefühl unbegrenzter Macht, und das ist dann wiederum ganz schön super, zumal natürlich sowohl Star-Wars Kid als auch die Floridaner Vorlesung tatsächlich lustig sind. Gelegentliche bedrückende Ausreisser, wie den vor der Obdachlosigkeit geretteten sterbenden Autor Robert Anton Wilson, die einem eher das Gefühl geben, knapp dem Elend hinter dem letzten Satz einer verklärenden Kurzbiographie – "starb verarmt und vergessen" – entgangen zu sein, muss man wohl in Kauf nehmen.
21.10.2006 | 19:55 | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Bilder typähnlich (von Tom Harpel) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Maunzen, sich räkeln und den dämlichen Katzenbaum ignorieren: So sorglos und selbstbestimmt war das Leben als europäische Katze. Manchmal wurde man falsch herum in die Luft geworfen, aber es reichte aus, richtig herum auf den Pfoten zu landen, dann waren alle zufrieden. Lächerlich. Man ging seiner Wege, liess eine blutige Spitzmaus herumliegen und polierte am nächstbesten Sofa die Krallen. Das Allergrösste waren die alten Katzenshows. Ein Viertel Valium kriegen, das Fell schimmern lassen und glasig ins Nichts starren, das konnte schon reichen für den Pokal. Besser als Frauchen sah man allemal aus, und hinterher gab es leckere Sauereien mit Putenfilet oder Thunfisch. Mit diesem Leben ist es jetzt vorbei. Enger Halterkontakt heisst das Schlagwort der Stunde, gesunde Ernährung und ein tägliches Trainingsprogramm, das Figuren wie Ramp, Fence, Loop oder Bar umfasst. Um Valium schnurrt man neuerdings vergeblich. Auf der Internationalen Katzenausstellung, die die Zürcher Katzenfreunde jüngst im Tägi Wettingen ausrichteten, stand Cat Agility (oder iCAT) im Vordergrund, ein amerikanischer Trendsport, der Haltern und Katzen viel Freude bereitet. Auf den bevorstehenden Schauen in Belgien und Frankfurt wird das nicht anders sein. Etiam si omnes, ego non.
21.10.2006 | 11:56 | Anderswo | Alles wird schlechter
 Riesenhartwurst im Hangar (Foto: Moffett Field Historical Society) Während die Nazis noch an der Reichsflugscheibe werkelten und sich in Neuschwaben (ein Teil der Antarktis, nicht Berlins) die verkrüppelten Zehen von braun auf schwarz umfroren, hatte die amerikanische Luftwaffe längst Monstrositäten am Start, gegen die ein fiktiver fliegender Kreisel mit bis zu 12 Irren drin wie ein Autoscooter auf dem Provinzrummel scheint – zwei riesige, fliegende Flugzeugträgerluftschiffe aus Aluminium, mit eingebauten Hangars. Die dort eingestellten bis zu fünf Flugzeuge wurden über eine Winde am Haken abgelassen und gestartet, und hinterher, nach einem schwierigen Manöver zur Geschwindigkeitsangleichung, wieder eingehakt und über dieselbe Winde wieder aufgenommen. Wenn die von Goodyear und Zeppelin gemeinsam entwickelte USS Macon über der Wolkendecke flog, konnte sie eine kleine Kammer als Umkehrperiskop bis zu 300 Meter weit absenken – als sei ein fliegender Flugzeugträger allein einfach noch nicht absurd genug. Aber das Wetter hatte ein Einsehen und blies erst 1933 das eine Ding in den Atlantik, 1935 dann das andere in den Pazifik. Trotz sofortiger Suche konnte das Wrack im Pazifik nicht gefunden werden.
Bis dann Ende der 80er Jahre ein Fischer ein Metallteil im Netz fand und einem Restaurant schenkte. Dort erkannte jemand das sonderbare Bauteil, und der Druckerbaron David Packard, der 1933 grade seinen Abschluss in Stanford gemacht hatte, als der Zeppelin in den Atlantik fiel, finanzierte eine Expedition, die die restlichen Trümmer aufspüren sollte. Mehrere Expeditionen fanden seitdem statt, die letzte, die eine Gesamtansicht des Trümmerfeldes zusammenpuzzelte, ging gerade erfolgreich zu Ende. Vielleicht sollte man doch nochmal unter Neuschwaben nachgucken, ob sich da auch was versteckt. Obwohl, am Ende ist es ein Neuschwabe. Lieber nicht.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wunderwaffen: der Haunebu II
21.10.2006 | 04:45 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Ich bin kein Öltank (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das Londoner Unternehmen Moixa Energy hat mit seinem Produkt USBCELL gleich zwei dringend notwendige Dinge auf einmal vom Pflichtenheft der Weltverbesserung gestrichen: a) eine sinnvolle, nicht verspielt-bräsige Anwendung für USB-Ports finden und b) das leidige Gefrickel mit wiederaufladbaren Mignon-Akkus ein für allemal beenden. Es ist doch so: Entweder man sucht die gottverdammten Akkus oder das gottverdammte Ladegerät. Oder man hat keine Steckdose. USBCell ist ein elegantes Batteriechen, dessen oberes Ende (Pluspol) umgeklappt werden kann. Unter der Klappe verbirgt sich ein USB-Steckerli, das man nach Belieben in Notebook, Barebone oder Desktop-Rechner versenkt. Endlich kann man seine Akkus immer und überall laden und die unglaublich hässlichen, sämtliche Steckdosenleisten blockierenden Ladegeräte dauerhaft und entgültig entsorgen. Wir finden das sehr, sehr gut.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- House-Sitting
- über den Verbleib von F.R. David rätseln
- DIN lang
- Klosterfrau Melissengeist on the rocks
SO NICHT:
- Probleme einfach abschießen
- "Nutzwert" sagen
- verkohltes Brät
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Revenant", Alejandro G. Iñárritu (2015)
Plus: 14, 32, 74, 89, 118, 124, 130 doppelt, 149, 153, 156 Minus: 1, 13, 19, 43, 93, 99, 102, 138, 140, 202 Gesamt: 1 Punkt
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