Riesenmaschine

14.09.2006 | 12:10 | Anderswo | Alles wird schlechter

White Man's Hail


Zur falschen Zeit direkt neben dem falschen Ort (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dank Daily Show wissen seit Montag nicht nur die Fachleute, sondern die gesamte Welt von der kürzlich gegründeten World Hunting Association, die, so ein Mann namens David Farbman, ausserdem der Chef des Ganzen, schon bald Profijagen in TV-tauglicher Turnierform veranstalten will. In attraktiven Tarnfarben gekleidete Superjäger werden durch Michigans Wälder robben und echte Rehe schiessen, alles live, mit teuren Werbepausen, hyperinteressanter Webpräsenz, echten Rehen und ausserdem hot Chicks in attraktiven Tarnfarben! Seltsam: Nicht etwa die Rehe protestieren, sondern die richtigen Jäger, denn die WHA hatte tatsächlich zunächst vor, die Huftiere nur zu betäuben und nach dem Spektakel einfach wieder freizulassen. Aber warum? Das fragt sich Farbman mittlerweile auch und schlägt sich aus Mangel an Gegenargumenten auf die andere Seite.

Das neue Format: Die Rehe müssen richtig sterben! Jawohl! Denn was die Fernsehzuschauer heute sehen wollen, ist echte, unverfälschte Wirklichkeit, nicht so eine inszenierte Scheisse wie 9/11. Fraglich ist allerdings trotzdem so ein bisschen, wer sich das Gemetzel ansehen wird. Schon beim Irak-Krieg, als man auch von vornherein wusste, wie es ausgeht, waren die Einschaltquoten schliesslich miserabel. Farbman kann das alles nicht von weiterem sinnlosen Enthusiasmus abhalten; er verspricht, dass aus der WHA die "NASCAR des Jagdsports" wird. Aber, um die Pointe von Jason Jones zu übernehmen: Ist nicht die NASCAR schon die NASCAR des Jagdsports?


14.09.2006 | 03:31 | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Sechs Jahre Noah

Das Werden und Vergehen einer menschlichen Person über einen längeren Zeitraum hin zu beobachten und zu protokollieren ist natürlich nichts Neues. Die Wissenschaft tut es, die Kunst tut es, zum beliebigen Beispiel in der Dokumentarserie, die 1964 mit 7 Up! als Beobachtung Siebenjähriger startete, und dann im Siebenjahresrhythmus, zum bislang letzten Mal letztes Jahr in 49 Up! nachsah, wie es den Überlebenden geht. Die Idee also ist keinesfalls neu, aber allein für die stulle Disziplin, sich volle sechs Jahre lang jeden Tag selbst zu fotografieren, bekommt Noah Kalina ein Fleisssternchen von uns. Und der fünfminutenlange Film, den Kalina daraus zusammengebaut hat, begleitet von, was sonst, besinnlicher Klaviermusik, schickt den Betrachter nach der ersten Minute – in der man sich noch fragt, was das Ganze nun eigentlich soll – in eine angenehm entrückte Zone der Zeitlosigkeit. Während nämlich im Film sechs Jahre im Zeitraffer um Kalina wabern und flackern, geschieht im eigenen Leben wunderbarerweise rein gar nichts, und je länger der Film läuft, desto mehr schrumpft das Gehirn des Betrachters in sein Auge zurück. Bis dann am Ende... ach, nö. Selber gucken.


13.09.2006 | 12:46 | Anderswo | Fakten und Figuren

Die wunderbare Welt der Wehrkraft


Bring mich zum Licht! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nach dem Tod von Crocodile Hunter Steve Irwin wurde in Australien bekanntermassen kurz überlegt, ein Staatsbegräbnis für den Verstorbenen abzuhalten. Daraus wurde zwar doch nichts, weil der Tote es gar nicht gewollt hätte, aber seine Anhänger wissen sich auch ohne staatliche Unterstützung zu helfen. In seiner Heimat wurde Irwin zu Ehren am vergangenen Freitag Khaki getragen, Fans mit robusterem Trauerauftrag üben sich im Stachelrächen. Und wie bei Kotaku zu erfahren ist, ist auch im Massivmultispieleronlinerollenspiel World of Warcraft eine Beerdigungszeremonie geplant.

Vorgeschlagen wurde die ganze Sache von BubbRubb aus dem Frostwolf-Clan der Orks: "We need to pay our respects to this man and lay his Azerothian soul to rest, so I propose a memorial service at the serene ocean front setting of the Zoram Strand. I would like to spell out CRIKEY with players as a tribute to his wonderous catch phrase, and then we can dance and swim in the ocean to celebrate his life instead of mourning his death." Nach einem sinnvollen Einwurf von Benefice ("bubb, how about a spot where there actually are crocs?") wird die Beerdigung jetzt am Southfury River in Durotar steigen, Treffpunkt ist das Ufer in der Nähe von Ogrimmar, und zwar am Freitag um 18 Uhr (Pacific Time).

Eine hübsche Idee, aber sicherheitshalber sollte noch mal mahnend an eine frühere Beerdigung in der WoW erinnert werden, die ein ziemliches Debakel war: Die Gedenkfeier für die in der echten Welt verstorbene Userin Fayejin wurde von einer Horde Störenfriede überfallen und die Trauergemeinschaft grösstenteils ausgelöscht, wie dieses Video zeigt. Doch das wird dieses Mal nicht passieren, man lernt auch in Azeroth aus Fehlern, und statt auf einem für Kämpfe offenen PvP-Server wird die Beerdigung in diesem Fall auf einem gesitteten PvE-Server stattfinden. Und kommen dürfen alle, sowohl Vertreter der Horde als auch der Feinde von der Allianz – Gnome und Tauren, Zwerge und Untote, Trolle und Nachtelfen werden gemeinsam am Southfury River stehen und vielleicht auch miteinander tanzen und schwimmen. Wenn es in Azeroth einen Friedensnobelpreis gäbe, Steve Irwin sollte ihn posthum verliehen bekommen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Down Under Syndrom


13.09.2006 | 01:14 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Muji in Berlin


Logo von Muji (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie sieht die Bank der Zukunft aus? Die Deutsche Bank hat darauf vor einem Jahr eine sie selbst sehr überzeugende Lösung gefunden und Q110 eröffnet, die Deutsche Bank der Zukunft. Darin ist eine "Lounge", also eine Herde preisungünstiger Designmöbel, eine "kids' corner", also hoffentlich eine schalldichte Kabine und ein "Trendshop", also ein Laden für Dinge des sanktnimmerleinstäglichen Bedarfs. In diesen Trendshop ist vor kurzem für acht Wochen Muji eingezogen. Muji ist eine Abkürzung, die irgendwas heisst, jedenfalls handelt es sich um Qualitätsware ohne Logo. Und siehe da: die markigste Marke Deutschlands verträgt sich blendend mit der Nichtmarke Muji. Und das ist interessant. Denn oft wurde Muji als Lösung der in "No Logo" angetexteten Problematik betrachtet, weil vieles Schlechte in der Welt von Marken und ihren Strategien herrührt. Spätestens mit der Kooperation mit der Deutschen Bank aber ist die Nichtmarkenhaftigkeit der Nichtmarke Muji zu ihrem Markenzeichen geworden. Vielleicht wird man auf den Strassen von Berlin schon bald Jungbanker sehen, die stolz das fehlende Logo auf der Brust tragen und in jedes Gespräch einfliessen lassen, dass ihnen keine Marke eigentlich nichts bedeutet, es komme ihnen nur auf die keine Qualität an. Oder so.


12.09.2006 | 18:28 | Anderswo | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Rosebud des Fundamentalismus

Rechts neben Pakis-, Afghanis- und Tadschikistan liegt die Stadt Kashgar. Sie gehört zur chinesischen Provinz Xinjiang, die hauptsächlich von moslemischen Uiguren bewohnt wird. In Kashgar findet sich neben "eigenartigen humanistischen Landschaften" auch der grösste Basar Zentralasiens, wo vorwiegend Moslems aus aller Herren Länder einzukaufen pflegen. Ausserdem ist dies einer der wenigen Orte der Welt, an denen es, wie das selbstangefertigte Bild beweist, Schnuller mit Kirschgeschmack gibt. Die Produktbeschreibung liest sich wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht: "Packed in Automatic Machine", "Export Quality 1", "Genuine Deluxe Pack" und "Produced by Chic Cola of London". Natürlich ist das alles die reinste Verarsche. Die Firma mit dem parfümierten Namen existiert überhaupt nicht, wahrscheinlich schmissen tuberkulosekranke Dänen die Schnuller in die Packung und rotzten von Zeit zu Zeit noch drauf.

Den Dänen mag's egal sein. Aber was passiert, wenn die mit diesen Schnullern mundtot gemachten Moslembabys ins googlefähige Alter kommen? Was, wenn sie feststellen, dass der Westen sie schon im Säuglingsalter hopps genommen hat? Bis heute rätseln Psychologen, was in Mohammed Atta and Friends vor sich ging, kurz bevor sie das World Trade Center "umdekorierten" (W. Myna). Was genau dachten die Kameraden Märtyrer? Vielleicht war es das: "Chic Cola of London. Chic Cola of London. Ich geb euch gleich: Chic Cola of London."

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (14)


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