Riesenmaschine

16.09.2006 | 03:16 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

SCHIEBER RUFT

Nur noch dreissig Sekunden! Immer wenn es Nacht wird in Deutschland, verwandeln sich Moderatoren in Anbrüller, Zuschauer in Anrufer und Sender in Abzocker. Bald schlägt der Buzzer wieder zu! Dann gilt es, einfache Rätsel zu knacken. Welches Wort suchen wir? Mal wird der ahnungslose Zapper von pausenlos maulenden Menschen um ein Wort angehauen, das sich in der Buchstabenkombination von BIENSTOCK verbirgt. Ich lese immer nur Bienstock, ehrlich! Mal geht es um den tieferen Sinn hinter der berühmten GESPINSTURNE. Kleiner Tipp von mir: Es hat was mit Beziehung zu tun! Gelegentlich werden die Zuschauer auch angeblafft, sich mit einer extrem verstellten DACKELSTIRN 1000 Euro zu verdienen. Für das Geld muss eine Oma lange häkeln, sag ich jetzt mal! Mit anderen Worten: Hier ist das Internet mit seinen Anagrammgeneratoren gefragt. Und dazu gibt es noch den Superjackpot! Für nur 49 Cent pro Anruf landet man in der Warteschleife. Zehn! Wird mit etwas Glück von einer Telefonistin gefragt, welches die richtige Lösung ist. Noch fünf Sekunden! Aber es ist besser, nicht eindeutig zu antworten. Vier! Schliesslich dauern diese Anruf-Schlachten mindestens eineinhalb Stunden. Drei! Die wollen gefüllt sein. Zwei! Der Sender möchte schliesslich auch Geld mit den Gebühren verdienen. Eins! Eine richtige Lösung wäre das Falscheste, was passieren kann. Und? Das sollte man bedenken. Wen habe ich jetzt in der Leitung? Bevor man selbst zum Telefon greift, um diesen TV-Irrsinn mit zu finanzieren. Nein, Bienstock ist nicht die richtige Lösung! Wie die lautet? In dreissig Sekunden will ich die Auflösung in den Kommentaren lesen.

Jörg Meyerhoff | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


15.09.2006 | 21:37 | Nachtleuchtendes

Mach den Gemüsetest


Stillhaltekönige Vegenauten.
Foto von ranjit aus der Produce Scan Serie. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die organische Welt zerfällt bekanntlich seit Linnaeus sauber in Carnimobile, Vegenauten und Omnipotentaten, wobei der Mensch als Alleskönner zwar, wie der Name schon sagt, alles kann, vom Wurzeln schlagen übers Erjagen essbarer Flugtiere bis hin zum Verschimmeln, aber in der Regel schlechter in den Einzeldisziplinen abschneidet, als der je dafür von der Natur eingestellte Experte. Zuckerrüben zum Beispiel sind süsser als Paris Hilton, Spinat eignet sich besser zur Ernährung von Seeleuten als andere Seeleute, verschimmeltes Brot sieht um Längen besser aus als Andre Pilz, und praktisch jedes Gemüse hält besser still beim Scannen als selbst der gelähmteste Komapatientenkomparse.

Das muss aber neuerdings kein Grund für schlechte Laune mehr sein, denn immerhin diese schlechte Laune selbst produziert der Mensch immer noch besser als die Gurkenartigen. Ebenso auch gute Laune, Niesreiz, und noch eine ganze Reihe weiterer psychischer Innenausstattungen. Um das zu beweisen haben Forscher jetzt mit einem Hirnmagneten Patienten durchgezwiebelt, die andernfalls als Gemüse diagnostizierbar waren, und fanden Hirnreaktionen, die ununterscheidbar waren von denen gesunder Menschen, aber sehr anders aussahen als die von zum Beispiel Blumenkohl aussähen, wenn Blumenkohl ein Gehirn hätte und nicht nur einem gliche.

Das heisst zwar letztlich nur, dass der Mensch selbst im tiefsten Koma noch deutlich schlechter als Gemüsedarsteller abschneidet als befürchtet, aber das Praktische an uns Omnipotentaten ist ja, dass wir noch so viel anderes können. Schimmeln, zum Beispiel.


15.09.2006 | 13:17 | Essen und Essenzielles

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft


Foto: 14723362@N00 / Lizenz
Nun also doch: Mit hoher Spätigkeit ist es in den öffentlichen Diskurs gesickert, dass billiges Fleisch nicht immer von allerhöchster Güte und mikrobiologischer Wunderbarheit sein kann, soll und darf. Was natürlich kein Boulevardblatt, das auf dem Titel "FLEISCHMAFIA" keucht, ernsthaft davon abhält, weiterhin auf Seite drei rot leuchtende "Kaisers"-Schnitzelanzeigen abzudrucken, in denen jäh aufgetautes Schweinefleisch zu Centbeträgen feilgeboten wird. Auch in den knallhart recherchierten TV- Politmagazinen raunt es immer häufiger düster: "Fleischkauf ist Vertrauenssache". Weil die Riesenmaschine sich dem Voranschreiten verschrieben hat und nicht der kleingeistigen Rückschau, empfiehlt sie den Fleischerinnungen Erinnerungen an ihre Blütephase der Werbetexterey: "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft!" – So isses doch! Bringt fröhliches Fleisch unter die Menschen! Lasst Leberkäse und Puszta-Braten kichern! Bastelt einen, zwei, drei Mett-Igel! Auch mal wieder eine Wurst mit Gesicht kuttern! Zwar, so lehrt uns die engagierte Kannibalismusforschung, isst der Laien-Kannibale das Gesicht stets zuletzt, aber Übung macht den Meister. Für Notfälle gibt's ja immer noch den Arsch mit Ohren von Haribo.


15.09.2006 | 05:30 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Lichterkettenreaktion


Freut euch des Designs, solange das Lämpchen noch glüht (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Lustige Lampen stehen so zahlreich in den Blogs herum, dass man damit ganze Paläste nicht nur grosszügig ausleuchten, sondern bis zur Decke anfüllen könnte. Eine davon ist die Newton's Cradle Lamp von David Curtis, und sie bezieht ihren Reiz aus der "unerwarteten Gegenüberstellung von Kontext und Material, die zugleich interaktions-er- und entmutigend wirkt". Wer der Versuchung erliegt, aus der Trägheit ausbricht und sich zur Aktion hinreissen lässt, dem geht ein Licht aus. Das ist dann zwar nicht mehr so ganz Newton, dafür aber Energieerhaltung, irgendwie.

via retrotogo

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Glühbirnenhumor

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link


14.09.2006 | 19:53 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Leichtathletik in der Form von Sylt

Nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit fanden im August die Leichtathletikweltmeisterschaften der Junioren in Peking (China) statt. Zu Recht unbemerkt, denn bemerkenswert an dem an sich völlig uninteressanten Ereignis war eventuell gerade noch, dass, wer mochte, hier eine Weltleichtathletikordnung heraufdämmern sehen konnte. Beim abschliessenden Medaillenspiegel belegte Kenia den ersten Platz, fünfter wurde Estland, während Deutschland (zwei Jahre zuvor selber noch auf Platz 5) hinter Trinidad und Tobago elfter wurde. Nun ja, gähn.

Viel interessanter als diese Überlegungen zur Zukunft des staatlich geförderten Rennens, Rumschmeissens und Hopsens ist das offizielle Plakat zum Event, an das allerdings niemand auch nur einen Gedanken verschwendete. Aber wieso bloss springt die Frau hier wie Sylt? Und warum trägt Sylt ganz oben eine Fackel? Soll Dänemark (Schnullervergifter) angezündet werden? Das alles sind Fragen, auf die selbst wir Alleshalbwisser und Zusammenreimer keine Antwort haben.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


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