Riesenmaschine

21.09.2006 | 02:41 | Supertiere | Alles wird besser

Ameisenkrieg jetzt noch lustiger

Phantastisch: Endlich kann man Tierkämpfe mit Argentinischen Ameisen veranstalten. Kalifornische Wissenschaftler präsentieren jetzt einen eleganten Weg, die invasiven argentinischen Mistviecher, die Häuser auffressen und mittlerweile in Nordamerika, Afrika, Australien und niemand weiss wo noch alles angekommen sind, umzubringen: Man hetzt sie einfach aufeinander. Normalerweise bekriegen sich Ameisen derselben Kolonie nicht, denn sie leben ekelhaft harmonisch und friedvoll. Nun bilden Argentinische Ameisen in der Fremde extrem grosse Kolonien, eine in Kalifornien reicht von San Diego bis San Francisco, ein riesiges wimmelndes Ameisenhippielager. Schmiert man aber eine von ihnen mit einer bestimmten Chemikalie ein, so erkennen ihre Hippiefreunde sie nicht wieder und bringen sie um, da kennen sie nichts. Sie bringen jede fremde Ameise um. Ungewollter Kannibalismus unter Ameisen, und zwar unter unserer Kontrolle, wie toll kann es noch werden? Leider kommen als Nächstes die südamerikanischen Feuerameisen, die nicht die Häuser essen, sondern uns.


20.09.2006 | 18:55 | Anderswo | Alles wird schlechter

Der Hut


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sozialpiktogramme sind eine diffizile Sache, oft gehen sie ins Auge, weil deren Gestalter vermutlich weltabgewandte, unsensible Stubenhocker sind. Man erinnert sich an das deutsche Fussgängerschild, ein weisser Mann mit Hut auf blauem Grund hält ein kleines weisses Mädchen mit Minirock an der Hand. Das ging nicht mehr, die Zeit der Aufklärung Anfang der achtziger Jahre letzten Jahrhunderts verbot es. Männer trugen einfach keine Hüte mehr. Erschütternd auch, wie perfid in England alte Menschen dargestellt bzw gedemütigt werden. Mit etwas anderem als gebeugtem Humpeln kann man dort Greise wohl nicht assoziieren. Aber das beste und gleichzeitig unheimlichste Beispiel sozialer Interaktion ziert manche U-Bahnhöfe in Tokio. Märchenhaft, wie der traumatische Verlust des Hutes und die Bergung desselben durch eine lange Zange scherenschnittartig dargestellt werden. Leider sind die Tage des Schildes gezählt, man findet es kaum noch. In wieviel japanischen Alpträumen mag die grosse lange Zange eine Rolle gespielt haben?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


20.09.2006 | 12:16 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Nationaltestikel


Innovatives Kugellabor (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Überholter Trudelturm (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zweifelsfrei sind Keimzellen etwas Tolles, enthalten sie doch die Idee des Lebens an sich, solange sie nicht zwischen den verzweigten Beinen al-Qaidas baumeln.

Leider scheint das kuriose, aber schliesslich einleuchtende Projekt Testicles to the Brain zur Heilung von Parkinson durch Keimzelleninjektion ins Hirn schon etwas eingestaubt zu sein. Umgekehrt allerdings ist der Weg der Gonadisierung der Forschung schon vor langem beschritten worden. In Adlershof, dem Physiklabor Berlins, stehen seit 1960 diese hodengewordenen Stahlklumpen ihren Mann. Hier wurde zwar nicht die hohe Kunst der Meiose zur Erzeugung wuseliger Genüberträger praktiziert, aber weil die Innentemperatur auch ohne imperialistische Klimaanlage immer konstant blieb, konnte man abgeschottet von der rauhen DDR-Luft ungestört Plaste und Elaste perfektionieren. Das liegt schlicht an der absoluten Kugeligkeit und den knapp 1,5 Meter dicken konzentrischen Isolierungsschichten, sodass die thermodynamisch aktiven Teilchen gar nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Diese kompromissfreie Ausführung der Form-Follows-Function-Architektur übertrifft den in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden nationalsozialistischen Trudelturm in Optik und Haptik um Längen, ist die Absurdität doch die Krücke der Ästhetik.

Doch wo hat Bundesdeutschland seine Eier, mag man sich fragen, schliesslich ist uns selbst Kuwait hier einen Schritt voraus.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


20.09.2006 | 01:24 | Anderswo | Was fehlt

Apnoecatchen


Foto: jackol
Was ist das: Ein Spielfeld, etwas kürzer, etwas breiter als beim Indiaca, zwei Mannschaften, je sieben Spieler, kein Ball, keine Schläger, überhaupt keine Geräte, und die Angreifer müssen die Luft anhalten?

Leser aus dem Süden Asiens schreien jetzt atemlos: "Kabaddi, Kabaddi, Kabaddi" und haben damit natürlich recht. Nur hier, am anderen Ende Indogermaniens, kennt diese Sportart mal wieder keiner. Nach Cricket und Hockey ist Kabaddi auf dem Subkontinent und rund darum herum eine der beliebtesten Sportarten. Es ist eine Kombination aus, wie man in Süddeutschland sagt, Kettenfange und Ringkampf. Ein Team verteidigt, bildet eine Kette, während ein Angreifer des gegnerischen Teams in die feindliche Spielhälfte einfällt, wo er versuchen muss, die Kette zu zerreissen. Und: Für die Dauer seines Einfalls ins Feindesland muss er die Luft anhalten.

Wie? Die Luft anhalten? Ist da nicht Betrug Tür und Tor geöffnet? – Eben nicht. Zum Beweis, dass die Luft tatsächlich angehalten wird, muss der angreifende Spieler ohne Pause plosiv die Laute "Kabaddi, Kabaddi" chanten, entweder bis er erstickt, erlegt wird, einen Rückzieher macht, oder es ihm gelingt, die Kette der Feinde zu zerschlagen. (Regeln, Fotos und Videos hier)

Nicht nur aber ist das Kabaddifeld ähnlich gross wie das beim Indiaca. Beide Sportarten, obwohl von ungewissem älteren Alter, traten 1936 ins Rampenlicht. 1936 entdeckt der Sportlehrer Karlhans Krohn an der Copacabana das Indiacaspiel und importiert es mit einigem Erfolg nach Deutschland. Im selben Jahr wird auch Kabaddi salonfähig – als Demonstrationswettbewerb bei den Olympischen Spielen in Berlin. (Bei der Naziolympiade traten übrigens auch die Nationalhymnen im Wettstreit gegeneinander an. And the winner was: Die chinesische Hymne San Min Chu-i, in der es, Koinzidenz, Koinzidenz, heisst: "Oh ihr Kämpfer, seid für das Volk die Vorhut" – ein nur zu passendes Motto fürs Kabaddi, das Vorhutspiel per se.)

Leider scheint nicht überliefert, was der Führer zum Kabaddi sagte, aber es wird, Arier hin oder her, wohl wenig schmeichelhaft gewesen sein, was bedauerlich ist, aber nicht überraschend, denn mit angehaltenem Atem wäre der ganze schöne Krieg natürlich Essig gewesen.

Martin Bartholmy | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


19.09.2006 | 18:02 | Fakten und Figuren | Sachen anziehen

Geschraubt auf jedem Weg


Diesem Herrn wird ungerechterweise überall Platz gemacht. (Foto: Schreiber)
Rollt man ein munteres Liedchen pfeifend auf dem Fahrrad daher, und rollt dann der Knight Rider von hinten heran, auf der Jagd nach einem bösen Buben, dann ist es gut, wenn man einen sicherheitsgeprüften Fahrradhelm auf der Rübe sitzen hat. Denkt man jedenfalls.

Ian Walker aber, der sich hier ganz amüsant über Domaingrabbing echauffiert, erforscht Sicherheitsaspekte des Radfahrens, und weiss es besser. Er fand kürzlich im selbstlosen Selbstversuch heraus, dass Radfahrern mit Helm im Schnitt achteinhalb Zentimeter weniger Raum gelassen wird als unbehelmten. Setzte sich Walker eine blonde Perücke auf, machten Autos sogar einen noch ein bisschen grösseren Bogen. Man könnte jetzt denken, dass es falsch ist, egal wie mans macht, weil man mit Helm umgefahren wird und sich ohne mehr wehtut, aber die Lösung des scheinbaren Dilemmas ist natürlich ganz leicht. Immer als blonde Frau ohne Helm radeln, ausser wenn man einen Zusammenstoss mit K.I.T.T. geplant hat. Dann zuhause bleiben.


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