Riesenmaschine

30.10.2005 | 03:50 | Supertiere | Alles wird besser

Die Zukunft des Testbildes


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ständig wird man heute darauf hingewiesen, sich doch mal in den "anderen" hineinzuversetzen, etwas mit den Augen des "anderen" zu sehen, wobei dieser anonyme "andere" alles sein kann, schwul, obdachlos, Kinderschänder, Reh, Fussballprofi, Hannelore Kohl, Zeuge Jehovas oder sogar blind. Das Argument kommt vornehmlich von Toleranzfaschisten und ist zum Glück extrem leicht angreifbar. Aus Amerika jetzt immerhin ein ernsthaftes, wenn auch indirektes Angebot: Man versieht den "anderen" mit öffentlich zugänglichen Zusatzaugen, die es jedem erlauben, zumindest genau dasselbe zu sehen wie der "andere", wenn auch nicht mit dessen Augen. Das Team um Joshua Millspaugh rüstete Angehörige der benachteiligten Minderheit "Reh" mit einer Art Kamerahelm aus, und liess sie so wochenlang durch die Wälder Missouris eilen. Wenn die Rehvideos, wie versprochen, im Netz erhältlich sind, werden wir endlich verstehen, was diese fremden Wesen antreibt, was sie interessiert, wo sie hinsehen und wo sie wegsehen – und wie wir ihnen helfen können, zum Beispiel im jahrzehntelangen blutigen Konflikt mit dieser anderen Minderheit "Auto". Eine wirklich nachahmenswürdige Idee, wie wir finden: Millspaugh liefert nicht nur endlich die empirische Grundlage für rassen- ja artübergreifendes Verständnis und Toleranz, nein, er hat auch die Zukunft des Testbildes erfunden. Stundenlange Übertragungen aus trostloser Wildnis vom Äsen, Schlafen, Wegrennen, possierlich Aussehen, Brunftschreie ausstossen, und wieder von vorne – alles vom Kopf eines Rehes aus gefilmt. Nichts würden wir schlafgestörte Duracellhäschen uns nachts lieber ansehen.


29.10.2005 | 17:36 | Berlin | Zeichen und Wunder

Friedrichshainer Kommunikate


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der Friedrichshain im Berliner Osten ist ein Bezirk, in dem seit einiger Zeit drei Gruppen aufeinanderprollen: Zugezogene Studenten aller Herren Fachrichtungen, eine starke Fraktion mit alternativen Lebensmodellen vom Funpunk über McJob-Künstler bis hin zu Teilzeitasozialen – und die übriggebliebenen Ureinwohner, die inzwischen den ehemaligen Arbeiterbezirk zum Ehemalige-Arbeiter Bezirk machen. Daraus ergibt sich manchmal eine spannende, interessante Mischung, die einem allerdings in ihrer plakativen Andersartigkeit und betonten Nichtdazugehörigkeit nach wenigen Tagen gehörig auf die Nerven gehen kann. Trotzdem stechen ab und an Friedrichshainer Kommunikate heraus, die einen mittelgrossen Heiterkeitsanfall auslösen können. Anbei zwei Beispiele: Oben ein zum Strichcode veränderter Zebrastreifen (Modersohnstrasse, Okt. 05), darunter das Stoffbanner eines antifaschistischen Frühstückslokals, ein Beitrag zur Demonstration gegen die damalige NPD-Demonstration (Simplonstrasse, Mai 05).


29.10.2005 | 17:21 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Späte Einsicht


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wozu haben wir in der Schule eigentlich jahrelang Bauernhöfe gestrickt, Topflappen gehäkelt, Makrameeeulen geknüpft und Stickgarnbeutel bestickt? Während die Buben Fussball spielen durften (1.-4. Klasse) bzw. frei hatten (5.-6. Klasse)? Beruhigenderweise stellt sich jetzt doch noch heraus, dass diese auf den ersten Blick sinnlosen Tätigkeiten aus gutem Grund auf dem Lehrplan standen, nämlich um uns per kostengünstiger Frauenfördermassnahme auf eine spätere Karriere in der Mathematik (gehäkelte hyperbolische Räume und Lorenz-Mannigfaltigkeiten), Robotik ( gestrickte und gestickte Roboter), in der Medizin (gestrickter Verdauungstrakt, via Boing Boing) und im Gamedesign (gewebter SuperMario, ebd.) vorzubereiten. Von einem ausgefüllten Sexualleben (Hoden-Blumenampeln aus extrakratzigem Sisal, o. Abb.) ganz zu schweigen. Danke, bayerisches Kultusministerium!


28.10.2005 | 23:15 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Delphine – das bessere Internet


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Von Delphinen hört man immer wieder Wunderdinge, zum Beispiel können sie schwimmen und mit dem Schwanz wedeln. Jetzt kommt heraus: Sie sind auch wesentlich besser vernetzt als wir Menschen. Es ist (ungefähr) so: Alle Menschen zusammen bilden ein sogenanntes skalenfreies Netzwerk (genauer will man es nicht wissen), wobei der durchschnittliche Abstand von einem zum anderen nur sechs beträgt. Das heisst andersrum, dass ich jemanden kenne, der jemanden kennt (bitte vier-bis sechsmal wiederholen, hier herrschte Uneinigkeit in der Redaktion), der wiederum das Stammesoberhaupt der Massai kennt. Nur als Beispiel und natürlich gemittelt. (Es könnte auch ein direkter Nachkomme von Napoleon sein.) Bei Delphinen nun ist die Länge dieser Kette aus Bekanntschaften, also der mittlere Abstand zu Napoleon, wesentlich kürzer, nämlich nur so drei bis vier Flipper lang. Das heisst einerseits: Delphine benehmen sich schwatzhaft, anbiedernd und überhaupt ekelhaft, was wir alles schon wussten. Andererseits aber geben sie hervorragende Netzwerkknoten ab.

Das Gute daran ist, dass wir genau so etwas gerade dringend brauchen. Das Internet ist natürlich viel zu langsam, unter anderem weil es zu gross ist: Der mittlere Abstand zwischen zwei Webseiten beträgt heute vermutlich mindestens zwanzig, der mittlere Abstand zwischen zwei Internet-Routern cirka zehn. Mit anderen Worten: Ein Internet auf der Grundlage von Delphinen wäre nicht nur wesentlich schneller und weniger störungsanfällig, sondern ausserdem total kinderlieb. Das einzige Problem dabei: Das sicherlich sehr alberne Übertragungsprotokoll der Delphine ist nirgendwo richtig dokumentiert, was das Verstehen der übertragenen Informationen vermutlich erschwert. Das ist allerdings nur dann störend, wenn es wirklich auf den Inhalt ankommt. Für zahlreiche Kommunikationsanwendungen, bei denen Verständnis zweitrangig ist und es vor allem um Effizienz geht, sind Delphine somit das ideale Medium (Beispiele: Kriegserklärung, Blogosphäre, Fernbeziehungskrise).


28.10.2005 | 16:02 | Anderswo | Alles wird schlechter

Copy Kills Fascist


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass sich die Testimonials des Nationalsozialismus weltweit äusserst grosser Beliebtheit erfreuen und weiterhin Menschen in ihren Bann ziehen, wurde bereits verschiedentlich dargelegt.
Dass aber auch die Idee und die Partei dahinter, der ideologische Rattenschwanz quasi, noch ihre Jünger haben, wird da gerne mal vergessen.
Beispiel Libanon: Hier feierte eine nationalistische, sozialistische Partei namens, ausgerechnet, PNSS überraschende Erfolge. Die in den 1930ern gegründete Partei ist nicht einmal eine faschistische Partei im Sinne des deutschen Nationalsozialismus. Ähnlichkeiten in der Ideologie sind – wenig überraschend – allerdings nicht zu vermeiden.
Selbiges gilt für das Erscheinungsbild der Partei, die sog. Corporate Identity. Und dass die vier Ärmchen des Windrades für Freiheit, Pflichterfüllung, Disziplin und Stärke stehen und damit nur knapp an den deutschen Tugenden vorbeisegeln – geschenkt! Ganz offenbar: Ein weiterer Fall von schlimmer, schlimmer Produktpiraterie!
Auch wenn diese Meinung aktuell in Deutschland eher schwach repräsentiert wird, ist der Nationalsozialismus samt seiner Logos (Hakenkreuz, SS) eine der stärksten deutschen Marken. Gerade in Zeiten, in denen DaimlerChrysler schwächelt, ein Pfund, mit dem man sich nicht zu gut sein sollte zu wuchern.

Heute Deutschland – morgen die ganze Welt, übermorgen allerdings nur noch der Rest der Welt, und der auch noch nur mit einem billigen Abklatsch. So, liebes Deutschland, geht's nicht weiter.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Fuehrer-Hof in Busan


... 473 474 475 476 477 [478] 479 480 481 482 483 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Geweihförmige Holz-Keule

- Datenträger-Wundertüte

- Eisen-Dieter

- Unterhaltungskonserven

*  SO NICHT:

- Redezeit einhalten

- absoluter Unsinn

- Fressfeinde als Freunde

- Wasserbüffel zum Frühstück


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

'The Hateful 8', Quentin Tarantino (2015)

Plus: 21, 23, 31, 37, 48, 74, 76, 80, 123, 137
Minus: 10, 19, 214 doppelt
Gesamt: 6 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV