24.06.2008 | 15:59 | Anderswo | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Viele Menschen scheinen immer mal wieder zu vergessen, wozu es eigentlich öffentliche Verkehrsmittel gibt. Oder es ist ihnen der blosse Transport zu minder, weswegen sie bestrebt sind, sich zusätzliche Beschäftigungen zu suchen, Essen, Telefonieren, Nerven z.B. Um den Fahrgast auf die Essenz des Transports hinzuweisen, denken sich die Städte immer mal wieder etwas aus: So gilt in Taiwan ein generelles Vogelmitnahmeverbot, während Kollegin Stockholm Hunde in U-Bahnen verbietet, es könnten Allergiker mitreisen. Graz verbietet Telefonieren in Bus & Bim und in Salzburg greift man gleich zur Selbstjustiz, im Mai wurde ein telefonierender Inder vermöbelt.
In japanischen Verkehrsmitteln gibt's schon lange keine Telefonate, Hundehaare und Schlägereien mehr, dafür werden jetzt Frauen gebeten, ihre Wimpernzangen nicht in der U-Bahn, sondern zu Hause zu benutzen. Demnächst wollen sie ihre Fahrgäste lehren, ihren Sitz Bedürftigen anzubieten, weil ihnen das bisher zu peinlich war.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Addio Amigo
23.06.2008 | 09:47 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Lakritzschokoriegel sehen dich an (Foto: sopran mit freundlicher Genehmigung)Geysire, Gletscher, Geothermie – mehr fällt den meisten Menschen nicht zu Island ein. Dabei verfügt Island über etwas viel Wichtigeres und Selteneres, nämlich ein Schokoriegelangebot, das sich stark von dem der meisten anderen Länder unterscheidet. Die Riesenmaschine hat 18 Riegel der vier Hersteller Freyja, Síríus, Góa und Jambó getestet.
In der Sparte "Ohne Lakritz" waren angetreten: Sirius Konsum, Staur, Lindu Buff, Risa Hraun, nizza Hnetur og rúsinur, nizza Hreint, Villiköttur, Conga Xtra, Pipp, nizza með súkkulaðiperlum und Prins. Die Lakritzfraktion bestand aus nizza Lakkrískurl, Hitt, Þristur, Risa Þristur, Lakkrís Draumur, Lakkrís Dúndur und Tromp.
Mit nur 2,7 von 10 Punkten schnitt das schlanke Schokoladentäfelchen Sirius Konsum am schlechtesten ab. "Als hätten sie in der Schokoladenfabrik den Staub zusammengefegt" und "Noch schlechter als die Schlager Süsstafel" lauteten die Urteile der Kritiker. Auf dem vorletzten Platz folgt mit 2,8 Punkten die klassische Schokowaffelimitation Conga, "ein Witz mit Bart" (C. Albers).
Im Mittelfeld waren einige so bisher noch nicht gesehene Riegelkompositionen zu bestaunen wie der Lindu Buff, eine Art riesige schokoglasierte Assel (R. Krause: "Ausgebuff der Hölle", Aussenansicht/Anschnitt), die Lakritz-Marzipan-Kombination Tromp, oder der Þristur, ein Dreikomponentenriegel aus brackiger Schokolade, gefüllt mit einer zähen Substanz und Lakritzeinsprengseln (Bild).
Villiköttur konnte mit seiner dorfdiscogleichen Verpackung punkten und überzeugte einzelne Kritiker auch inhaltlich ("Eine der grössten Leistungen der isländischen Süsswarenindustrie, exportfähig, Anschluss ans Weltniveau gefunden"), kam jedoch wegen Lion-Plagiatverdachts (Bild) insgesamt nicht über 5,2 Punkte hinaus. Auf den vordersten Plätzen fanden sich Lakkrís Dúndur ("Panzerknackerbrille mit Puffgetreide", siehe Abbildung, 6,8 Punkte), Hilt (eine weitere Lakritzbrillenvariante, 7 Punkte) und Risa Hraun (7,4 Punkte).
Alle vier Hersteller werden offenbar vom selben isländischen Schokoladenrohmasse-Fabrikanten beliefert, der sein Produkt aus eingeschmolzenen, leicht gesalzenen Schokoladennikoläusen fertigt. Das Ergebnis ist deutlich unterhalb dessen angesiedelt, was anderswo für Blockschokolade oder "kakaohaltige Fettglasur" als gerade noch akzeptabel gilt. Die isländischen Geschmackspapillen, gestählt durch angesengte Schafsköpfe und vergorene Haifischwürfel, wollen es nicht anders.
In Verpackungsdesign, Namensgebung und Riegelform wurde den Testern insgesamt zu häufig auf erkaltete Lava angespielt. Positiv fielen das Retropornodesign bei Prins (Bild) und die gewagte gestalterische Reise ins Jahr 1985 bei staur auf. Das elegante Design der Sirius Konsum-Tafel (Bild Mitte rechts) wurde wegen des allzu grossen Kontrasts zur inhaltlichen Qualität als Irreführung des Verbrauchers eingestuft und führte zur Abwertung.
Fazit: Island wird so schnell nicht zum Riegeltourismus-Ziel avancieren, hat Experimentierfreudigen und Lakritzliebhabern aber durchaus einiges zu bieten. Nammi.is versendet alle getesteten Riegel und viele andere isländische Spezialitäten (Dorschlebertran, nachtleuchtende Kondome) weltweit.
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22.06.2008 | 19:14 | Alles wird besser
 Auch das wird man in Zukunft nicht mehr sehen müssen: Der Hai ist schon da, hat aber noch niemanden gebissen. (Foto: candiche, Lizenz)Es war entweder Calvin oder Hobbes, der die Meinung vertrat, Werbespots von 15 Sekunden Dauer seien 14 Sekunden zu lang für die durchschnittliche amerikanische Aufmerksamkeitsspanne. Das ist natürlich haltlos übertrieben und hat zu verfehlten Investitionen in Projekte wie The 1 Second Film (1 Sekunde Film, 90 Minuten Abspann) geführt. In Wirklichkeit ist jeder gesunde erwachsene Mensch mit etwas gutem Willen in der Lage, sich zwölf Sekunden lang auf ein Thema zu konzentrieren. Das bestätigt die Forschungsabteilung der neuen Nanovlogging-Website 12seconds.tv: "The scientists here at the 12seconds dodecaplex have conducted countless hours of research to determine the precise amount of time it takes for boredom or apathy to set in during typical Internet video viewing. Our patent pending Electro-Tear-Duct Prongers have determined that exactly 12 seconds of video is the ideal amount of time to keep anything interesting." Wer will schon sehen, wie sich die Katze langsam dem Swimmingpool nähert, Swimmingpool, Katze, Swimmingpool, Katze, aufgeregte Geigenmusik, bis es nach mehreren uninteressanten Minuten endlich zur Katzenkatharsis kommt? Wie soll man da je das Internet vollständig rezipieren? Hallo 12seconds.tv, auf Wiedersehen, YouTube.
21.06.2008 | 10:28 | Alles wird schlechter | In eigener Sache
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Radio ist in vielerlei Hinsicht schlechter als Internet. Dazu gibt es Literatur und Talkshows, deshalb soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Andere Medien sind aber durchaus auch manchmal deutlich schlechter als Radio. Das traditionelle Fenster zum Beispiel. Es beschlägt bei Nässe, zeigt jeden Tag dasselbe Bild und ab und zu scheissen die Vögel drauf, alles Nachteile, die das Radio elegant vermeidet. Die Welt vor dem Radio war darum klar schlechter als die Welt nach dem Radio. Zum Beispiel auch deswegen, weil man, als es das Radio noch nicht gab, auch nicht im Radio erfahren konnte, dass es in Wahrheit umgekehrt ist und die Welt prinzipiell immer schlechter wird. Dieses denkwürdige Ereignis wird sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag abspielen, und zwar in der ZIA-Radioshow Folge 137, "Gestern war alles besser – Das kulturpessimistische Magazin". Deutschlandradio Kultur, 00:05 bis 01:00.
19.06.2008 | 23:45 | Anderswo | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Über Kontrastflüssigkeiten für Windeln, Tampons und Katzenstreu wurde schon viel spekuliert, eine konkrete Antwort ist noch ausständig: Warum sie blau sein muss, wenn die Auscheidungen nicht auch blau sind, wie beim Wegdornbeeren essenden Kaninchen. Warum nun ausgerechnet Blau der Stellvertreter für Rot, Gelb und Braun ist, warum nicht Grün?
Ja, assoziiert man nicht mit Blau Frische, so wie uns die Kloreinigungsnabobs einzureden versuchen? Es scheint da einen nicht eindeutig definierten Graubereich zu geben. Was ist gutes Blau, was böses? Vollends verwirrend wird es, wenn Katzen das Blau ihrer Ausscheidungen so ans Herz gewachsen ist, dass sie in blauen Waschbecken schlafen. In Japan z.B. wirbt die Schlagersängerin Jun Tugawa seit Jahren für das Washlet der Firma Toto, indem sie sich die Hände mit Tubenfarbe blau beschmiert. Schmutz und Reinheit in einem. Nun scheint Japan generell ein Land der diffusen Grenzen zu sein, das braune Pepsicola wurde zuerst grün und jetzt blau. Noch hat keiner gesagt: Schmeckt wie Elvis. Das Argument, dass etwas, das so blau aussieht, nicht natürlich sein kann, kann man dann mit dem Schmutzargument entkräften. Andererseits: sind Ausflüsse und -scheidungen nicht auch natürlich?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Man schmeckt nur mit den Augen gut
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Halluzinationen (zur Abwechslung)
- Tierautismus
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- Laternenpfähle von Psychopilzarchitekten
SO NICHT:
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- Pfingsten in Wipperfürth
- Barock
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Red", Robert Schwentke (2010)
Plus: 1, 22, 23, 37, 80, 104, 122, 132 Minus: 110, 116, 117, 141, 181 Gesamt: 3 Punkte
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