23.01.2008 | 22:15 | Sachen kaufen | Sachen anziehen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es gibt viele Gründe, die Icon Watch (via Retro To Go) zu loben, genau genommen sieben. Erstens gibt es jetzt endlich eine Armbanduhr, die mit dem schon lange erhältlichen Pixel-Schlips kombiniert werden kann, man konnte die ganze Zeit ja gar nicht aus dem Haus gehen. Zweitens ist die als Inspirationsquelle für die Icon Watch dienende 8Bit-Ära für die Videospielgeschichte in etwa das, was die Nagetiere für die Evolution sind, also super. Drittens haben wir dieses Jahr noch nicht ausreichend Dinge gut gefunden und wollen keinen Ärger mit der Gewerkschaft bekommen. Viertens ist es auf eine Art sehr amüsant, dass ausgerechnet eine Uhr im 8Bit-Design keine Digital-, sondern eine Analoguhr ist. Fünftens kommt die Icon Watch aus Korea, dem besseren Japan mit der schöneren Schrift. Sechstens stehen die Chancen gut, dass Kollege Friebe genau diese Uhr zum Anlass nehmen wird, eine weiter gefasste produkt- und kulturwissenschaftliche Einordnung zu schreiben, auf die man sich jetzt schon freuen darf (morgen dann). Und siebtens und vor allem wurde die ganze Überkommenheit des Uhren-Konzepts selten so deutlich auf den Punkt gebracht wie hier.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die alte Eckigkeit
21.01.2008 | 18:53 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In Zeiten, in denen Fernsehbilder von auf Schlussverkaufstische zutrampelnden Kundenhorden ihren auf Masse und Macht gründenden Mach-Mit-Magnetismus langsam einbüssen, kommt es zwangsläufig, wenn auch komplett überraschend, dass das bisher ausschliesslich in anstrengend dekorierten Kneipen herumdümpelnde Konzept "Happy Hour" seinen Weg in den Einzelhandel findet. Ausgerechnet der biedere österreichische Billigladen Billa hat nun diese mikrotemporale Preisgestaltung ins Fruchtregal gehievt. Für Leute, die auf sowas stehen, bieten wir die Verschwörungstheorie, dass damit heimlich darauf abgezielt wird, Langschläfer und Herumlungerer durch Wiedereinführung des Skorbuts auszurotten, hier gratis zum Download an.
Wir glauben aber lieber daran, dass dies nur der Beginn einer ausgeklügelten Streuung von Lockangeboten über alle Zielgruppen und Shop-Schlaf-Rhythmen hinweg ist. Bitte uns jetzt zu entschuldigen, die lange Nacht der Kaffeefilter bei Aldi geht gleich los.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Weil einfach einfach Einfalt ist
20.01.2008 | 17:29 | Berlin | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Höbelmanns Telefon klingelte. "Spontan-Telko", bellte Bibliotheksleiter Möckel aus der Leitung. "Issue: Handyproblem." – "Hmhm", brummte Höbelmann, der schon lange bitterlich bereute, dass die Abteilung Möckel zum Geburtstag das Buch 'Marketingdeutsch für Anfänger' geschenkt hatte. – "Sehen Sie: Die Leute telefonieren immer noch. Sie scheinen unsere Verbotsschilder nicht zu bemerken." – "Aber, hm. Glauben Sie nicht, die Leute sehen die Schilder und es ist ihnen bloss egal?" – "Neinnein. Höbelmann, ein bisschen mehr Customer Trust! Da muss die Attentiveness erhöht werden." – "Vielleicht ... grössere Schilder?" – "Neinnein. Das Look+Feel muss stimmen. Nicht einfach nur Schilder. Das muss irgendwie begreifbarer werden. Ausserdem müssen wir edgier werden. Was machen diese junge Leute denn gerne?" – "Nun, im Int..." – "Genau, surfen. Beach! Wasser! Da müssen wir auch hin. Den Kunden in seiner Lebenswelt abholen, Consumer Insight ist das Stichwort." – "Ah, und ..." – "Höbelmann, kaufen sie Luftmatratzen. In Handyform. Viele!" – "Wie, ich ..." – "Genau, wir sehen uns dann zum um vier beim Profitcenter-Meeting im Konfi."
Möckel lehnte sich lächelnd zurück. Das Ganze war in Form einer Backloading Strategy angelegt, im Q2 2008 würde er den Werbedruck weiter steigern. Bloss wie? Mit Leuten, die als Handy verkleidet durch die Bibliothek laufen und von anderen Leuten, die als Polizisten verkleidet sind, vollkommen lautlos niedergeprügelt werden? Einem Zeppelin über dem Gebäude in Form eines durchgestrichenen Handys? Oder, er hatte es: einfach durch laute Durchsagen im 30-Sekunden-Takt!
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Noch ein ganz anderer Tag in der Firma
19.01.2008 | 20:50 | Alles wird schlechter | Papierrascheln
 Nur in Fusion mit Heckenschere zu öffnen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Geschichte der Einweg- und Aufreissverpackung ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Während der Fortschritt auf dem Feld der Nassrasierer und Spülmaschinentabs stoisch gleichförmig wie auf Gleisen abzuschnurren scheint nach dem Motto "mehr ist mehr", eine Bifurkationslinie nicht in Sicht, ist ihr Weg ein steiniger und von vielen Rückschlägen gekennzeichnet.
Eigentlich, wenn wir ehrlich sind, muss davon gesprochen werden, dass die Rückschritte überwiegen. So stellte sich seinerzeit beim Einkauf von Kurzwaren im Kolonialwarenladen mit den praktischen Papiertüten die Problematik nicht einmal. Dann kam die Sichtverpackung mit Papprückwand, an der man sich regelmässig den Daumen verstauchte, wenn man an die neue Zahnbürste wollte. Den historischen Tiefpunkt auf diesem Gebiet markierte neben eingeschweissten CD-Hüllen bislang die Doppelblister-Verpackung, wie sie gern bei asiatischer Billigelektronik zum Einsatz kommt, der sich im Grunde nur mittels Sprengtechnik zuleibe rücken lässt. An der Milchverpackung wiederum liesse sich nachvollziehen, wie ein linearer Weg vom Plastikbeutel und Monobloc mit eingezeichneter Schneidelinie über die unzuverlässige Perforation mit Überschwemmungsgarantie, den Tetrapak mit schwappanfälliger Origami-Technik bis zum praktischen und funktionalen Schraubverschluss führt.
Warum nun gerade und ausgerechnet bei den Wechselklingen des Gillette Fusion, die ihrerseits mit ihren fünf plus einer Klinge den vorgezeichneten Wachstumspfad innovativ interpretieren, dieser herbe Schlag ins Kontor? In Anlehnung an die Doppelblister ist die Verpackung rundum hermetisch versiegelt, fast möchte man sagen: abgeriegelt, keine Aufreisslasche nirgends. Dafür als Reminiszenz an die Milchtüte die vertraute und längst vergessene Schnittlinie mit Scherensymbol und dem paternalistischen Vermerk "Hier aufschneiden" an beliebiger Stelle. Angesichts der skulptural modellierten Verpackung wäre jede andere Schnittebene, die nicht den Inhalt komplett zerstört, ähnlich ungeeignet gewesen. Das Aufschneiden selbst, für das eine Nagelschere nicht ausreicht, vielmehr schweres Gerät erforderlich ist, erweist sich dementsprechend als Akt höheren Berserkertums und erinnert an das Zersägen gefrorener Rinderhälften mit der Flex oder den Abriss einer Scheune mit der Nagelschere Kettensäge, so sperrig und spelzig stellt sich die Verpackung dabei an. Selbst bei der anschliessenden völlig reibungs- und widerstandsfreien Rasur haftet diese unangenehme Erfahrung noch im Gehirn und macht schlechte Laune. Den Fortschritt auf diesem Sektor hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt.
19.01.2008 | 09:32 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt
 Bald auch als deutsche Wertarbeit: Riesenmoscheen. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Moscheen in Deutschland: Von der einheimischen Bevölkerung immer gern gesehen, solange sie so gross sind wie eine Schuhschachtel, hinter einem Einkaufsmarkt in der Vorstadt versteckt und am besten noch von Überwachungskameras und Polizeikontrollen umgeben. Deutsche Moscheen im Ausland aber ganz anders: Dass das deutsch-arabische Verhältnis nicht ganz so zaghaft ist wie in München oder Köln, zeigt nun die Tatsache, dass nichts Geringeres als die drittgrösste Moschee der Welt in Algier von deutschen Unternehmen gebaut werden wird. Mit anderen Worten: Die grösste Moschee der Welt nach der Prophetenmoschee in Medina und der Al-Haram-Moschee in Mekka (820.000 Menschen Fassungskraft) wird von Unternehmen aus Deutschland erbaut: Kleiner als Mekka, aber grösser als der Petersdom (60.000 Menschen) und wohl auch das Strahov-Stadion in Prag (250.000) und fast so lang wie und eindeutig höher als der Drei-Schluchten-Damm am Jangtse (das Minarett soll das höchste der Welt werden, über 210 Meter hoch) – das dürfte jeden innerdeutschen Moscheenstreit mit dem megalomanischen Glanz globalisierter Wirtschaftskooperation überstrahlen. Der Islam ist ohnehin so eine Massenbewegung.
... 84 85 86 87 88 [89] 90 91 92 93 94 ...
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Karambatunke
- Peeptoe-Show
- Armband am Fuss (outlaw!)
- Quinte
SO NICHT:
- ein Zeichen setzen
- Lage durch Hitlervergleiche verniedlichen
- luftleerer Raum
- Subdominante (verwirrend)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Avatar", James Cameron (2009)
Plus: 1, 67, 73, 80, 96 Minus: 1, 13, 19, 41, 45, 46, 60, 99, 140 Gesamt: -4 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|