Riesenmaschine

12.02.2007 | 10:42 | Supertiere | Was fehlt

Mottenantennenuntersuchungen


Bildunterschrift aus der Mottenkiste
(Foto: kclama) (Lizenz)
Banale Änderungen am Protokoll machen häufig genug grosse Wissenschaft aus: Generation von kleinen Forschern haben Fliegen Beine und Flügel ausgerissen, und haben doch meist nur Abscheu geerntet.

Dabei wäre der Weg nach Science so einfach gewesen; statt Fliegen hätten es halt Motten sein müssen – die sind sogar noch einfacher zu fangen – und statt der Flügel die Antennen. Als Bonus hätte man die Antennten mit Sekundenkleber wieder dranpappen können und hätte entzückt festgestellt, dass die Tabakschwärmer dann ihren Gleichgewichtssinn wiederfinden, wie die Filme zeigen. Ob die Falter wohl auch mit anderen Objekten auf dem Kopf als den eigenen Antennen fliegen würden? Gebe man es bei Spezialisten in Auftrag, könnte man mit selbstfliegender Kunst gleich Wissenschaftsteil und Feuilleton füllen.


29.01.2007 | 02:18 | Was fehlt | Fakten und Figuren

Slowenien war die neue Schweiz


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die noch recht junge Disziplin der Trendforschung ist auf dem Zeitstrahl ziemlich einseitig ausgerichtet. Immer geht es bloss um Zukunft, Zukunft, Zukunft – dabei weiss man doch nicht mal, ob es überhaupt eine Zukunft geben wird, vielleicht schaltet morgen jemand die Schwerkraft ab und alles ist ganz schnell vorbei. Um eine wirklich ernstzunehmende Wissenschaft zu werden, muss sich die Trendforschung jedenfalls auch der Dokumentation und Typologisierung früherer Trends annehmen.

Wichtige Vorarbeiten im diesem Bereich wurden nun in diesem Diagramm (Ausschnitt links, via 30gms) geleistet: Bekanntermassen war die – eventuell 2001 durch das Debütalbum der Kings of Convenience und die daraus konstruierte Mikromusikbewegung Quiet is the New Loud ins Rampenlicht gerückte – "X is the new Y"-Konstruktion in den vergangenen Jahren eine klassische Formulierungstrendblase, der auch wir ab und zu auf den Leim gegangen sind. Das Diagramm versammelt nun alle gefundenen Verwendungen im Jahr 2005 (möglicherweise der Höhepunkt des Trends, wer weiss das ohne Trendhistorie schon so genau). Das ist gut und wichtig, denn man hatte schon wieder vergessen, dass Karl Lagerfeld der neue Steve Jobs war, Yoga das neue Jazzercise oder Kanada das neue Estland. Oder die vielen Mutmassungen, was denn nun das neue Schwarz sei (silver, pink, depopulation, anal sex, white, cruelty, vegan, red, brown, beta, mobile search, mini, awkward, simplicity etc. – 2006 wusste man dann, dass matt die richtige Lösung war). Und weil uns praktisch zeitgleich eine Übersicht über die zehn wichtigsten Logotrends 2006 erreicht, verkünden wir für 2007 vorauseilend den Metatrend Trendhistorie.


28.01.2007 | 13:30 | Anderswo | Was fehlt

Neues vom Stadtmarketing


Reiterstadt Verden. Reiterstadt Verden. Reiterstadt Verden! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Stadtmarketing ist eine brandneue, kaum 3000 Jahre alte Sache, wenn man die erste virale Kampagne ("in Jerusalem sind die Strassen aus Gold") mitrechnet, die es sogar in den damals angesagtesten Universalratgeber schaffte. Eine neuere, handfestere Entwicklung im Bereich Urban Image Management ist die Verleihung des "Bad", eine Art Doktortitel für Städte, organisiert vom 1892 gegründeten Deutschen Heilbäderverband. Über die Jahre scheint sich jedoch dieses Heilbäderprädikat ob der schieren Masse der Bäder abgenutzt zu haben. Vielleicht deshalb preschte jüngst in den Dreissiger Jahren das Städtchen Verden an der Aller voran und nannte sich offiziell Reiterstadt. Überliefert ist, dass Pferde in Verden seit 1648, der Einrichtung einer Reitergarnison, eine grössere Rolle spielen. Der Name aber stammt eher von Furt oder Fähre her und ist älter als die städtische Pferdefreundschaft, was wiederum wahrscheinlich bedeutet, dass man aus dem hippophonen Stadtnamen irgendwann direkt das Stadtmarketingkonzept "Reiterstadt Verden" abgeleitet hat. Eine grandios einfache Idee, die auch bei der Vermarktung anderer Städte Pate stehen könnte; wir empfehlen die Motorradmetropole Helmstedt, die Kotzstadt Speyer, die Fahrradwerkstattstadt Radebeul und natürlich die Nagetierverherrlichungsstadt Nagold.


25.01.2007 | 14:07 | Alles wird besser | Was fehlt

Einschienenindividualverkehr


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Zukunft steht praktisch schon vor der Tür, sie sucht nur noch die Klingel, und wenn sie da ist, werden wir dank Materiecompilern und Second Life unsere Wohnungen nur noch zur staatlich verordneten Fortpflanzung verlassen müssen, es ist dann ja ohnehin viel zu warm da draussen. Sollten wir das aber tun, werden wir unsere Sprungfederstiefel, unser anschnallbares Stahltriebwerk oder unser Skycar nutzen, Autos, Busse und Strassenbahnen wird niemand mehr benötigen. Doch Obacht, zuständige städtische Planungsreferate, macht nicht den Fehler, alle Strassenbahnschienen einfach rauszureissen. Auf denen wollen wir nämlich an den besonderen Draussen-Feiertagen mit unseren fahrenden Kissen, Trailboards, Kristallen, Polygonstühlen und den anderen Dingen von den Hehe-Leuten herumcruisen und von einer noch besseren Zukunft träumen. (via Boing Boing)


23.01.2007 | 06:04 | Alles wird besser | Was fehlt

Wenn das Wünschen endlich helfen wird


Viel mehr gibt es noch nicht zu sehen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ganz selten mal, also kaum alle drei Wochen, haben wir hier Gelegenheit, umfangreiche Weltverbesserungen vom Kaliber Rad, Dampfmaschine, sexuelle Vermehrung, YouTube anzukündigen. Jetzt ist es wieder soweit: CrowdSpirit möchte schon sehr bald Gerätewünsche von Nutzern entgegennehmen, die dann von Industriepartnern umgesetzt werden sollen. Und wie viel wurde allein in der Riesenmaschine in den letzten anderthalb Jahren sinnlos herumgewünscht: der Freiberuflerwecker FBW-1, die 30-Sekunden-Zeitmaschine, der Flaschenöffner aus Edelstahl, das Eidechsentrikot, das Gurkophon, Deko-Mikroben aus Glas, Unified Gadgeting, ein endgültiger Steckeradapter, das Ausgleichskleidungsstück und Tapeten, die aus Lärm Strom erzeugen. All das wird es jetzt schon sehr bald zu kaufen geben: "We think we'll be able to sell our first products at the end of 2007." Wir denken so lange über ein Gerät nach, mit dem wir unserer Begeisterung angemessenen Ausdruck verleihen können (Grösse und ästhetische Anmutung ungefähr wie das brennende Rom, Marktpreis unter 150 Euro).


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"Frontier(s)", Xavier Gens (2007)

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