01.05.2007 | 11:19 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Vielleicht wird der Faradaysche Käfig doch nicht erst der Trend des 22. Jahrhunderts, sondern kickt schon deutlich früher in den Mainstream rüber. Behilflich dabei könnte eine Weltneuheit aus dem Kosmetiksegment sein: Clarins "Expertise 3p" bietet Schutz gegen urbane Verschmutzung in Form elektromagnetischer Wellen. "Erstmals in der Kosmetik" hat nämlich "die Clarins Forschung einen Zusmmenhang zwischen beschleunigter Hautalterung und Strahlen festgestellt, die von modernen technischen Geräten freigesetzt werden." (Richtiger wäre wohl "Wellen" gewesen, aber das hätte zu sehr nach Wellness geklungen, 'Strahlen' hingegen klingt nach Tschernobyl.) Der gesamte umfangreiche Studienapparat wird, wie uns eine Fussnote in einem Zeitungsinserat belehrt, "demnächst Gegenstand einer wissenschaftlichen Veröffentlichung" sein. Wir brennen vor Neugier und würden gern auf dem Laufenden gehalten werden. Auch über weitere noch geheime Zukunftsprojekte der Clarins Forschung: Nachtcreme mit Wirkstoffen gegen das Gravitationsfeld des Mondes, eine Tageslotion, die gegen Voodozauber schützt, nicht zuletzt die Anti-Erdstrahlen-Schuhcreme.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: It's Fara Day
01.05.2007 | 01:09 | Fakten und Figuren
 Synchronizität: Belächelt und unterschätzt (Foto: Digital Blue) (Lizenz)Nur auf den ersten Blick überrascht es, dass gute Ideen oft von vielen Leuten gleichzeitig formuliert oder untersucht werden: Von der Vielzahl der schlechten Ideen liest man bestenfalls im Internet. Auch in der naturwissenschaftlichen Forschung werden scheinbar grosse Aufgaben von mehreren Arbeitsgruppen angegangen, gelöst und publiziert, schön demonstriert bei der Sequenzierung des menschlichen Genoms.
Dass drei Arbeitsgruppen gleichzeitig auf ein neues Gen in einem wichtigen Mechanismus stossen, würde einen trotzdem aufhorchen lassen. Aber da es sich um die Aufklärung der inneren Uhr handelt, waren die Forscher ohnehin Experten für Synchronisation. Die Erforschung der circadianen Rhythmen ist ohnehin ein hübsches Feld, die Gene haben prima Namen (Clock, Period, Cryptochrome, BMAL1), jeder hat schon mal geschlafen und viele sind sogar irgendwann aufgestanden. Soll man sich nun voller Übermut rekombinantes FBXL3 in den Temporallappen injizieren, um die anstehenden Partynächte besser auszukosten? Bedeutend lockerer und zeitgemässer als das ewige Kaffeegeschlürfe ist es allemal. Irgendwer wird schon jemanden kennen, der in einem Forum von jemandem gelesen hat, bei dem das geholfen hat.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Was alles nicht geht
30.04.2007 | 21:25 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder
 Warum fragen eigentlich immer alle bei Produkten nach dem Sinn? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Der grosse Schliess- und Schlüsselkongress in Las Vegas war sowohl dem Marketingmanager als auch dem Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung noch in lebhafter Erinnerung, als sie eines Freitags abends vom Vorstand gebeten wurden, für Montag früh eine Präsentation vorzubereiten. Ein Grossinvestor wolle "die ganze Hütte kaufen", Bedingung sei jedoch, so der Aktienoptionen besitzende Vorstand, dass man "ordentlich Innovationen am Start" habe und besonders die "schliessaffine Zukunftszielgruppe 14 bis 29 Jahre" bedienen könne. Und so dachten die beiden eine Viertelstunde intensiv herum, und als immer noch nichts herausgekommen war, malten sie einen bunt bedruckten Schlüssel in ihr Powerpoint, flanschten die selben Finanzierungsfolien wie beim (leider gescheiterten) Projekt "magnetischer Siliziumschlüssel" hinten an die Präsentation und gingen zur Weinprobe.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag in der Firma
30.04.2007 | 12:33 | Supertiere | Sachen kaufen
 Wie Fettcreme für die Ohren (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nivea ist eine der wenigen generationenübergreifende Weltmarken aus Deutschland und gilt als leuchtendes Beispiel für erfolgreiche Markenpolitik durch bedachtsame und konsequente Markenführung. Die Kernwerte der Marke – Familie, Geborgenheit, Pflege – wurden schon vor Dekaden installiert und werden seither behutsam kultiviert und weiterentwickelt. Wer als Kind am Strand unter dem blauen Nivea-Ball gespielt hat, wird die Marke an seine Kinder und Kindeskinder weiterreichen. So ähnlich funktioniert auch Herbert Grönemeyer. Jedenfalls hat sich das wohl der Grafiker gedacht, der mit der Gestaltung der Aussenwerbung für Grönemeyers neues Album "12" betraut war. Raffiniert, aber irgendwie auch ein bisschen schmierig.
30.04.2007 | 03:03 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Banken sind over. Als man sich in den 1970er Jahren noch kritisch mit dem Kapital auseinandersetzte, bemühte der aufgeklärte, aber nostalgische Studienrat einen Vergleich: "Früher waren die Kirchen die höchsten Gebäude der Stadt, um Glanz und Macht zu zeigen – inzwischen sind es die Türme der Banken." Heute gibt es andere Herrscher der Finanzwelt, "Masters of the Universe" nennen sich Fondsmanager selbst und nehmen ihr Selbstbewusstsein daher, dass sie in ihrer lebenslangen 29-Jährigkeit 400 Jahre alten Banken sagen, wo es langgeht. Gleichzeitig beginnen P2P-Banken wie Zopa oder das deutsche Smava von unten an den Banken zu kratzen (auch wenn auf Smava Kreditnachfragen über 5.000 Euro für 1.000 "hocheffiziente Holzsparkocher" in Nigeria von einem anonymen Mitglied einer "Nicht-Regierungs-Organisation" nur begrenzt vertrauenserweckend scheinen).
Insgesamt litt und leidet das Image der Banken von allen Seiten. Oft genug gelten sie irgendwie als heuschreckoid, aber sind gleichzeitig deren Opfer. Sie entlassen in Scharen, schliessen Filialen, man ist entweder sauer auf sie oder sie sind einem egal und die meisten Menschen beschäftigen sich mit Banken nur noch, wenn sie ihre Spammails löschen.
Da passt es gut, wenn in einem Supermarkt in Berlin ein Geldautomat den denkbar grössten Kontrast zu der marmornen Eingangshalle einer altehrwürdigen Grossbank mit Zedernholztresen darstellt: Zwischen dem handgeschriebenen Brötchenangebot des Frischebäckers, Plastiknachbildungen von Terrakotta-Blumenkübeln und einem Sortiment Blumensamen im Papp-Display, nur zwei Meter von der stinkenden Pfandflaschen-Rückgabe entfernt, steht ein weinender, verschmutzter Geldautomat, achtlos dort von seiner Bank hingerotzt und trauert der Zeit nach, als er noch regelmässig vom Klassenfeind mit Steinen beschmissen wurde, weil er ein stolzes Zeichen des herrschenden Bankenkapitalismus war.
... 164 165 166 167 168 [169] 170 171 172 173 174 ...
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Ode an die Nase
- überall mal reinschmecken
- Salzvielfalt
- Bauchkastensystem
SO NICHT:
- grausige Funde
- "RZB" sagen
- Kunstblumen, Blumenkunst
- in der Halle warten
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"WALL·E", Andrew Stanton (2008)
Plus: 37, 45, 49, 71, 80, 107, 108, 109, 110 Minus: 57, 110, 113, 157 Gesamt: 5 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|