07.05.2007 | 12:45 | Vermutungen über die Welt
 Würde man Elefanten in Kaninchenställe sperren, hätten sie keine Ahnung von Atombomben. (Foto: Dixie Traveler. Lizenz)Menschen in hohen Räumen denken anders als Menschen in niedrigen Räumen. Das hat Prof. Joan Meyers-Levy herausgefunden, eine Frau von einigermassen angenehmem Äusseren, und die University of Minnesota ist darob recht begeistert. Und zwar mit voller Berechtigung: Schiebt man nämlich die Zimmerdecke nach oben, so fördert man das freie, abstrakte Denken der Raum-Inhabitanten, während der inverse Prozess dazu führt, dass sich die Hirne der Anwesenden lieber mit spezifischen Details befassen als mit dem grossen Ganzen. Noch hat allerdings niemand die Tragweite dieser Erkenntnis voll erfasst. Sie erklärt nicht nur, warum Menschen in engen Kammern mehr chinesische Miniaturschnitzereien kaufen als in Hangars, sondern auch, warum Elefanten in Gefangenschaft deutlich komplexere Rechenaufgaben lösen können als Pinguine. Überhaupt: Sind deswegen die Menschen irgendwann aufgestanden, damit sie höhere Höhlen beziehen und somit die Atombombe erfinden können? Blieb diese Entwicklung darum der Maus versagt? Wir sind dem Durchbruch zu einer holistischen Welterklärung nahe.
07.05.2007 | 03:10 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Handelsübliches kaltes Wasser (cyron) (Lizenz)Schon seit längerem fordert die Riesenmaschine die Abschaffung der Küche, und Kollege Scholz hat bereits vor über einem Jahr festgestellt, dass die Mikrowelle in Gemeinschaftsarbeit mit Toaster, Wasserkocher und Kühltruhe diesen Blinddarm der Wohnungsevolution sehr bald verdrängen wird.
Der Wasserkocher ist nun allerdings raus aus dem Team, denn die Japaner haben ein Fertiggericht entwickelt, bei dem man nicht länger heisses, sondern bloss handelsübliches kaltes Wasser braucht: Hotto! Raisu (via Boing Boing) besteht aus Reis und Ume-Pflaumen, also aus fünf der sieben wichtigsten Nahrungsgruppen, und funktioniert irgendwie mit Hilfe eines "exothermic agent". Der einzige Schwachpunkt ist die recht lange Garzeit von 15 Minuten, aber dafür ist der Reis mit dem Druck von 4.000 Atmosphären komprimiert, wenn das nichts ist. Als nächstes ist dann übrigens der Toaster dran, wer braucht schon Toaster?
06.05.2007 | 19:29 | Alles wird besser | Papierrascheln
 Auch bald als Buch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Schon wieder eine Hammermeldung von Technovelgy: Jun-ichiro Watanabe, angestellt offenbar bei Hitachi, hat ein elektronisches Buch erfunden, das ein Radio ersetzt. Und den Web-Browser. Und die TV-Fernbedienung. Man blättert einfach durch die Sender und wenn man genug hat, klappt man das Radio zu.
Darüber können einige Verrückte vom MIT natürlich nur irre lachen, denn sie haben schon vor zehn Jahren ein elektronisches Buch erfunden, das ein anderes Buch ersetzt. Bzw. alle anderen Bücher, denn es lädt einfach jedes gewünschte Werk in das elektronische Buch aus vielen hundert elektronischen Seiten. Allerdings existiert diese Innovation bisher nur auf Papier.
06.05.2007 | 14:25 | Zeichen und Wunder
 Quaeram te, domine, ich will dich suchen, o Herr: Kleinanzeigen in Deggendorf. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Schlimmer als alle Atheisten und Häretiker sind für den Christenmenschen jene Glaubensgenossen, die sich für frömmer halten und anderen Leuten ihre Frömmigkeit madig machen wollen. Ikonoklasten beispielsweise sind Vertreter dieser lästigen Spezies: Bloss keine Bilder von Gott, denn das ist unfromm, das ist verweichlichter Monotheismus und Idolatrie! Das Konzil von Trient formulierte dagegen in dieser Streitfrage abschliessend, dass Gott schliesslich in Jesus Christus Mensch und somit als Person anschau- und abbildbar geworden sei – ergo: man male, bastle, schnitze und schraube sich seinen Herrgott und alles ist gut, sofern die Ikonizität nicht völlig danebengreift. Darum sind auf dem bayerischen Land sämtliche Wege und Strassen mit religiösem Anschauungsmaterial gesäumt, sogenannten Marterln. Doch das reicht nicht. In die Welt hinabzusteigen und sich in irdische Zustände zu begeben, heisst nicht nur, dass man nicht durchweg unsichtbar sein soll. Man ist auch automatisch eingewoben in das Geflecht von Markt und Handel. Das Göttliche hat sich also auch vermarktbar gemacht – was einem aus Frömmigkeitsgründen dann bekanntlich die Ablassgegner versaut haben. Wacker hält sich auch hier das katholische Niederbayern: Nebst Ablassutensilien kann man auch den Herrgott kaufen und verkaufen. Sogar gebraucht und restaurierungsbedürftig. Als Kruzifixcorpus halt. Vielgötterei ist schliesslich etwas für Messies, man wird seine gebrauchten Götter dann doch lieber wieder los – und anstatt abgenutzte Corpora ins Osterfeuer zu werfen, sollte man heute im Zeitalter von Kleinanzeigen und Ebay doch eher barmherzig an jene denken, die eines Herrgotts bedürfen.
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06.05.2007 | 02:09 | Was fehlt
 Am Ende jeder Sackgasse sollte ein Bild einer anderen Sackgasse stehen. (Foto: Vibragiel, Lizenz)Krzysztof Zbigniew Stanek ist ein überaus erfolgreicher Mann: kaum älter als 40 Jahre, seit 2001 Professor für Astronomie in Harvard, mehr als 100 Publikationen in referierten Fachzeitschriften, die mehr als 2500mal zitiert wurden. Seine letzte Veröffentlichung jedoch befasst sich mit der Erfolglosigkeit. Stanek schlägt vor, ein öffentliches "Alternative History"-Archiv im Stile von arxiv.org einzurichten, dessen einzige Aufgabe es wäre, erfolglose Anträge aufzunehmen. Ein solches Archiv der gescheiterten Ideen hätte viele Vorteile, unter anderem "venting the frustration of the authors and also providing possible amusement for the readers". Vor allem aber würde es Brücken bauen zwischen Ideen und Resourcen, indem es lokale Mängel an entweder dem einen oder dem anderen ausgleicht. Die Werbebranche ist der Wissenschaft um wenige Schritte voraus: Wohl geschuldet der Tatsache, dass Idee und Verwirklichung hier nicht in derselben Hand liegen, veröffentlicht sie regelmässig die besten abgelehnten Ideen unter dem Label Best Rejected. Allerdings vermutlich eher weniger, damit sie Unternehmen in Entwicklungsländern, die sich keine teure Werbung leisten können, verwenden können. Der Ansatz des Ideenpools in Public Domain gerät hier ein wenig unter die Räder.
Aber weil vermutlich alle zu eitel sind und lieber auf ihren wahnsinnigen Ideen sitzen als sie abzugeben, hier ein gutes Beispiel, eine fantastische Idee, die aus Zeitmangel von ihrem Urheber nie verwirklicht werden wird, und deshalb zur Verwendung freigegeben ist: die tägliche Spam-Prognose. Man richtet ein paar Mailaccounts ein, die soviel Spam wie möglich akkumulieren. Dann generiert man jeden Tag, basierend auf den Spams der letzten Tage, eine Vorhersage fuer das Spamaufkommen der kommenden Tage. Wird es in Niedersachsen Penis-Spam regnen? Ist Brandenburg nächste Woche geplagt von "einmaligen Finanztips"? Wird die Sicht in Bayern von tiefstehendem Nigeria-Nebel verstellt? Das Ergebnis wird dann natürlich als Spam-Mail verschickt.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Papas Werkzeugkoffer übernehmen
- erfolgreich sein (rult)
- heisses Teil (selbstgenäht)
- Meisterstrategie
SO NICHT:
- Will Smith (nuschelt)
- 2. Mose 32,27
- beissender Gestank
- heisses Teil (von Ed Hardy)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Tsotsi", Gavin Hood (2005)
Plus: 3, 11, 81 Minus: 1, 88 Gesamt: 1 Punkt
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