22.11.2006 | 12:04 | Gekaufte bezahlte Anzeige
 Garantiert typverändernde Jacke (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Helios Boutwell wünscht sich zu Weihnachten nichts sehnlicher, als sich in Manuel Andrack zu verwandeln: "Der Typ hat alles, was ich nicht habe. Er kennt sich im Fussball aus, er kann wandern wie Thomas Bernhard und sieht gut aus. Ausserdem hat er einen unglaublich guten Geschmack und Stil, das kann ich an den Geschmacks- und Stilbüchern erkennen, die in seinem Bücherregal stehen." Helios Boutwell hat es nicht so gut getroffen. Er arbeitet als Spam-Verschicker für ein grosses Spamversandhaus. "Mit meinem Namen hat man mich sonst nirgendwo genommen. Ich bin ein Nichts. Und wenn Du, Riesenmaschine, mich nicht bis Heiligabend zu Manuel Andrack machst, dann häng ich mich am 1. Weihnachtsfeiertag auf, darauf kannste Dich verlassen."
 Typveränderndes Buch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nun, lieber Helios, bitte nichts überstürzen, denn nichts ist leichter, als Dich in einen Andrack zu verwandeln. Erst einmal klickst Du hier einfach auf das Zauberwörtchen DoorOne. "Was suchen Sie", wird man Dich auf der nächsten Seite fragen. Du antwortest wahrheitsgemäss: Guten Geschmack und lässt Dir von den 259 guten Geschmacksprodukten ein paar Flaschen kommen. Du machst eine auf und weiter geht's. Schreibe jetzt Frank Gehry in den Suchkasten, denn das ist ein Name, der für Leute mit Geschmack ganz wichtig ist. Es werden vier Bücher auftauchen, auf denen dieser Name steht, die bestellst Du am besten alle. Dasselbe machst Du mit – Achtung: schwieriges Wort – Hieronymus Bosch. Hier reicht von den 34 Büchern eines, wo auf dem Rücken ganz dick "Bosch" drauf steht, genau dasselbe hat nämlich auch Manuel gekauft. Das wäre schon mal die halbe Miete.
 Typveränderndes Design (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Jetzt geht es nur noch um das Outfit. Nein, nicht geiler Pullover eingeben, das bringt Dich nicht weiter. Du schreibst Jacke, rot und wählst dann von 751 roten Jacken die von "dare2be Intent berry/nickel (Jacke rot)" für 59,95 €, das kommt zwar nicht genau, aber ungefähr hin, vergleiche hier. Jetzt suchst Du Dir unter den 24 Rollkragenpullover, blau den "rustikalen Herrenstrick von Active Wear" aus (gibt's bei Neckermann), und eine lässige Jeansjacke (die Levi's Standard-Fit-Trucker von Baur nehmen, die ist billiger als bei Schwab). Was Dir jetzt noch fehlt, ist eine Andrack-Brille und ein hübsches Gesicht, doch was Du da unter DoorOne findest, ist noch nicht ganz das Richtige. Du weisst aber jetzt, wie das mit der Suche geht, und wirst sicher bald auf etwas Andrackmässiges stossen. Willst Du aber noch ein bisschen mehr tun, schreibe schnell noch feinstes Design in das Fensterchen, und kaufe was von den 285 ausgesuchten Kostbarkeiten. Unser Tipp: Der "Eierbecher mit Salzstreuer Snoopy Pink love" ist voll Manuel.
Siehst, Du, Helios (oder sollen wir Manuel sagen?), schon bist Du ein anderer Mensch und Dein Leben ist gerettet. Und jetzt sag mal Danke, Helios. Danke, DoorOne, Du Lebensretter.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge
22.11.2006 | 01:53 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Wer hier keine Illustration erkennt, sieht vielleicht nicht mehr so gutHin und wieder sorgen wir uns ein bisschen, was später mal werden soll: Wozu schillernde Musikanhörgeräte kaufen, wenn wir taub sind, wozu neue Spielkonsolen, wenn wir sowieso nicht mehr bis zum Display sehen können und das Steuerungsdings noch nicht über automatischen Zitterausgleich verfügt? Wird es überhaupt noch Gadgets geben, die wir zu unserem Flecktarn-Hackenporsche tragen können? Neue Hoffnung verschafft uns das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern mit dem i-Stick (ertastet bei Medgadget): Wenn der kluge Krückstock bemerkt, dass er hingefallen ist, fordert er seinen Besitzer zunächst auf, ihn wieder aufzuheben. Kommt der Besitzer der Aufforderung nicht nach, ruft der Stock selbstständig einen Notarzt an, der dann Stock und Besitzer zurück in die Vertikale befördern kann. Dass man auf der Website des Fraunhofer IESE nicht den Schatten einer Abbildung des i-Stick finden kann, soll uns erst mal nicht weiter beunruhigen – bis wir alt genug dafür sind, dauert es ja noch ein paar Minuten.
21.11.2006 | 18:28 | Anderswo | Sachen anziehen
Genauso wie Tausendfüssler nur in feuchten Ritzen stecken, findet man Satire normalerweise nur an bestimmten Orten, die man mit etwas Gespür leicht erkennt. Klo-Innenwand? Ja. Sarg-Innenwand? Nein. FIFA-Tagung? Ja. Astronomen-Tagung? Nein. Ein wenig paradiesisches Biotop für satirische Botschaften sind gemeinhin auch Volksbildungsmassnahmen der Stadtverwaltung Toronto, weswegen das nebenstehende Plakat, gefunden unter anderem in der örtlichen U-Bahn, vermutlich ernst gemeint ist, und einen verzweifelten Versuch darstellt, die Wege von Mikroorganismen (wir reden nicht von Tausendfüsslern) in eine bestimmte Richtung zu lenken. Sucht man nach der Quelle der ingeniösen Ärmelniesidee, so stösst man ohne grosse Umstände auf die Familie Lounsbury aus Ann Arbor (Michigan), die zur Promotion des Ärmelniesens unter dem Label Lounsburgology ein spektakuläres Lehrvideo vertreibt, das mittlerweile in zahlreichen Kinos von Nebraska bis Maine läuft, aber zum Glück auch auf jedem modernen Rechner. Im Internet vertriebene Filme, die Menschen bei albernen Verrichtungen zeigen, das ist schon eher eine Umgebung für Satire, und daher weiss niemand so recht, ob sowohl die Stadtverwaltung Torontos als auch die "Centers for Disease Control" zahlreicher Staaten der USA auf einen Scharlatan hereingefallen sind. Aber solange es zu einem Paradigmenwechsel in der Nieschoreographie führt, soll es uns recht sein. Paradigmenwechsel können nie schaden.
21.11.2006 | 10:42 | Anderswo | Papierrascheln
Fast täglich meldet China Daily auf der ersten Seite, wie sehr die chinesische Wirtschaft brummt. Die Spitzenmeldung von heute z. B. lautet, dass die Börse von Shanghai gestern ein Fünf-Jahres-Hoch erreichte – noch besser ging es nur der Börse von Shenzhen. Ganz, ganz selten schafft es auch eine Meldung aus Deutschland auf die Titelseite. Heute war es wieder so weit. Eine gute Sache, denn besser als viele Worte, die in dicken Büchern stehen, gibt uns diese Kombination von Meldungen Auskunft über den aktuellen Zustand der Welt: China gehört die Zukunft, Deutschland hat Christoph Daum. Was nun besser ist, mag jeder für sich entscheiden. Die Chinesen jedenfalls scheinen Daum zu bewundern, insgeheim zumindest, siehe Bildbetextung. Das heisst, irgendwann in ein paar Jahren haben sie ihn nachgebaut. Dann hat Deutschland gar nichts mehr. Auch daran könnte man vielleicht mal denken, wenn man über China spricht. Oder über Christoph Daum.
21.11.2006 | 04:22 | Anderswo
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dass man in Second Life Geschäfte machen und sogar richtiges First-Life-Geld verdienen kann, ist mittlerweile allgemein bekannt, so sehr, dass es auch der Letzte verstanden hat. Dabei befindet sich Second Life derzeit noch in einer Phase des ungezügelten Kapitalismus, was sich aber bald ändern könnte – unverwirklichte Geschäftsideen sollte man also zur Sicherheit bald umsetzen, und wem bisher das Startkapital fehlte, der macht einfach beim Second Life Business Plan Contest der Electric Sheep Company mit. Bis zum 20. Dezember können Exposés mit gewinnversprechenden Geschäftsideen eingereicht werden, der Gewinner erhält 350.000 Linden-Dollar für die Umsetzung. Tipp von uns: Die Gründung eines Dixiekloverleihs, eines Taxiunternehmens, einer Landvermessungsfirma, eines Internetcafés, eines Krankenhauses oder eines Botox-Studios, sowie Ideen, die auf einer Beschäftigung als Kunst- oder Kirchenrestaurateur, Fluffer, Staubsaugervertreter, Putzfrau, Hot-Dog-Verkäufer, Minensucher oder Physiotherapeut hinauslaufen, dürften keine besonders hohen Siegchancen haben.
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ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Handapparat
- Mouches volants
- Badelatschen nach Athen tragen
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Separate Lies", Julian Fellowes (2005)
Plus: 21 Minus: 72, 74, 88 Gesamt: -2 Punkte
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