16.11.2006 | 16:42 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder
 kein C64 SpielMit Konstanten ist das so eine Sache. Von Soft- und Hardwareentwicklern, die eine Obergrenze für irgendwas als konstant festlegen (99 SMS, 640 kB RAM) heisst es zu Recht, dieses Vorgehen wäre Ausdruck geistiger Trägheit, von Starrköpfigkeit und Fantasielosigkeit. Dass ein 128 Zeichen langes Liebesgeständnis per SMS nun plötzlich kein Platz mehr im Mobiltelefon haben soll, 4 Stunden Musik und 80 Fotos jedoch noch problemlos unterzubringen sind, wird genau von diesen Menschen verantwortet. Junges Glück wird so täglich noch im Entstehen vernichtet.
Den Schöpfer des Universums hingegen hört man noch sagen: "300.000 Kilometer pro Sekunde sollten eigentlich schnell genug für jeden sein." Nimmt man heute den Hörer ab, um einen guten Freund anzurufen, der gerade im Sternbild Herkules wohnt, klingelt sein Telefon erst 22.800 Jahre später. Und dann dauert es noch einmal so lange, bis das "Hallo? Wer ruft da während der Simpsons an?" aus dem Hörer bellt.
Egal! Je eher dran, desto eher kommt es an, dachte sich Frank Drake am 16. November 1974. Er schickte ein Fax, bekannt als die Arecibo-Nachricht, über die die Riesenmaschine exakt alle 32 Jahre berichtet, in damals wie heute trendiger Pixelästhetik an den wohnlich aussehenden Kugelsternhaufen Messier 13. Gut, dass er es schon damals gemacht hat, denn jetzt müssen die Empfänger schon nur noch 22.768 Jahre auf den Empfang warten und haben dann hoffentlich Papier und Tinte im Faxgerät, bzw. ihre Radioteleskopantennen in die richtige Richtung gedreht, und hören die entscheidenen 3 Minuten auch zu.
Hoffentlich kann sich die Menschheit an all das auch noch erinnern, wenn im 470. Jahrhundert auf einmal das Faxgerät klingelt und folgende Nachricht herausfällt: "Hübsch. Hängt jetzt hier am Kühlschrank."
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rätsel für die ganze Welt
16.11.2006 | 12:44 | Alles wird besser | Sachen kaufen
Die moderne Welt ist in vielerlei Hinsicht zu undurchsichtig. Das kann man daran erkennen, dass wir mittlerweile viel mehr über das Weltall wissen (durchsichtig) als über das Innere der Erde oder das Innere unserer Köpfe (undurchsichtig). Viel schlimmer: Kaum noch jemand weiss, wie eigentlich so ein Auto, Computer oder Ziegelstein im Innern aussieht. Am Ende werden wir alle dafür bezahlen, dann nämlich, wenn die undurchsichtigen Dinge heimlich die Revolution anzetteln. Vermeiden könnte man dies, wenn man viel mehr Dinge aus Glas herstellen würde. Einen sinnvollen Anfang macht die Firma ClearBlueHawaii mit dem transparenten Kayak (via Productdose), das es in Kombination mit ebenfalls weitestgehend transparentem Wasser erlaubt, bis zum Meeresboden zu sehen – wenn nicht die meist undurchsichtigen Fische dazwischenfunken. Wie Fische funktioneren, versteht man auch nicht richtig.
16.11.2006 | 05:41 | Anderswo | Alles wird besser
 Kind ohne Playstation Foto: Jessica Welborn / NamasteDirectViele Menschen kennen das Problem: Auf dem Konto türmt sich das Geld zu Bergen, und man kommt mit dem Kauf von Produkten wie den hier täglich vorgestellten kaum nach. Vor allem ist die Wohnung irgendwann voll, und wer glaubt, er könne einfach ein paar überschüssige Designerregale und Playstations in der Dritten Welt unterbringen, wo die Menschen hin und wieder noch etwas Platz übrig haben, der wird von prohibitiven Portokosten daran gehindert.
Aber wo der Überfluss am grössten ist, da wächst das Rettende auch. Beklagten wir kürzlich noch, dass man gar nicht denjenigen Menschen einen Wasserbüffel schenken kann, die gern einen Wasserbüffel hätten, so müssen wir uns jetzt von Kevin Kelly eines Besseren belehren lassen: Bei NamasteDirect kann man sein Geld zwar nur in Guatemala und Mexiko loswerden (also nicht für Wasserbüffel), das aber dafür relativ direkt. Die Empfänger kaufen sich – wie man auf Wunsch haarklein erfährt – von dem Geld dann seltsames Zeug, ein Zwiebelfeld oder zwei Ferkel etwa, aber: besser sie als wir! Für ein Zwiebelfeld reicht der Platz hier beim besten Willen nicht.
15.11.2006 | 16:51 | Gekaufte bezahlte Anzeige
 Astreines Kesselmaterial und auch eine schmucke Aussenfarbe: Die EBD WA 2110 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Früher – ein fernes und diffuses Früher, an das man sich zwar noch erinnern, das man aber irgendwie nicht mehr nachvollziehen kann – war Einkaufen eine breiige Geschichte. Man war Sklave seiner Launen und vager äusserer Eindrücke. "Oh, hier, so schön rot und auch gar nicht teuer", dachte man sich, bestenfalls noch: "Einen Kombi kann ich mir auch noch kaufen, wenn ich mal vier Hunde oder vier Kinder habe" oder "Eine Frontloader- Waschmaschine, wie praktisch, ich bin ja selbst auch nicht sehr gross."
Doch früher war gestern, denn heute gibt es ja Shopping-Portale, wie – Achtung, überraschendes Beispiel – DoorOne, wo man sich tagelang durch Sub-, Unter- und Extra-Auswahlkriterien wühlen kann. "Möchten Sie Ihre Suche noch verfeinern?" wird man gefragt und die Antwort lässt einen höhlengleichnisgleich die Dinge zum ersten Mal klar sehen: Natürlich wird man ab sofort bei der Auswahl einer Waschmaschine immer auf das Kesselmaterial achten. Auch Monitore haben eine Reaktionszeit, und sie ist viel geringer als bei den Menschen, wer hätte das gedacht. Die Höhe des Maximalen Pumpdrucks, darauf kommt es beim Kaffeemaschinenkauf an.
Manchmal gerät man aber auch ins Zweifeln: Hätte man einen der seltenen Kühlschränke mit Türanschlag links kaufen sollen, um Individualität zum Ausdruck zu bringen? Wird das Kind dahinterkommen, dass sein Kinderwagen bloss drei Gurtbefestigungspunkte und zwei Liegepositionen hatte? Und imaginäres Spielzeug, ist das nicht irgendwie schizophren? Doch man sollte sich nicht mit derartigen Fragen plagen, sondern sich lieber daran erfreuen, wie schön die neu gelernten Wörter klingen. Einfach mal ausprobieren und laut mitsprechen: Lautsprecherimpedanz. Komprimierte Kapazität. Maximaler Pumpdruck. Formfaktor. Kesselmaterial. Maximale horizontale Genauigkeit. Schwarzauflösung. Imaginäres Spielzeug. Liegepositionen. Punktabstand. Aussenfarbe. Maximale Grautiefe. Gurtbefestigungspunkte. Hach.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge
15.11.2006 | 13:15 | Gekaufte bezahlte Anzeige
 Christoph Albers und Holm Friebe (KF), verdiente Mitarbeiter der Riesenmaschine, bei der Feinjustage der Götter (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In Berlin hat man Projekte, in München Arbeit, aber jetzt kommt Berlin nach München und zwar in Form des Projektes "Riesenmaschine Altar des Alltags". Für vier Wochen wird der Altar voll anbetungsfähig in der Filiale München des Magazin stehen, einem Geschäft, so die Eigenauskunft, für "Dinge für den Alltag". Wohin der Qualitätshase hier läuft, ist spätestens klar, wenn man weiss, dass Magazin zu Manufactum gehört und deshalb auch in deren Katalogen zu finden ist. Heute abend eröffnet das Geschäft und wir werden alle Riesenmaschinen-Leser, die dorthinkommen wollen (geheimes Passwort: Riesenmaschine), mit freudigem Zunicken begrüssen. Die Adresse ist München (Süddeutschland), In den 5 Höfen, Prannerpassage, Kardinal-Faulhaber-Strasse 11 direkt um die Ecke von dieser Feldherrensituation.
Wir erinnern uns: der Riesenmaschine Altar des Alltags enthält einen Haufen Götter wie etwa den Gott der Kontrolle über die eigenen Haare oder den Gott der Improvisation und der groben Fahrlässigkeit, die hier in einer Übersicht betrachtet und angebetet werden können. Hier hingegen kann man (ab heute, 19.00 Uhr) auf einer Live-Webcam kontrollieren, ob das Gebet angekommen ist, weil dann eine Lampe vor dem Gott aufleuchtet. Was für Gebete von wem eingebracht wurden kann man hier nachlesen. Vor Ort kann man sogar Kerzen anzünden. Für einen lustigen Schlussgag dieses Beitrags werde ich sogleich zum Gott der zu spät gehabten guten Idee beten. Vielleicht hätte es ja geholfen.
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- der Erde beim Drehen zuhören
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Surveillance", Jennifer Chambers Lynch (2008)
Plus: 3, 5, 12, 33, 42, 80, 89 Minus: 66 Gesamt: 6 Punkte
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