Riesenmaschine

15.11.2006 | 00:55 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Trend zum Gegenstand


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ist es gut, dass vieles, wofür man früher einen Gegenstand kaufen musste (Wecker, Kalender, Taschenrechner, Radio, Fernseher, CD, Buch, Brettspiel, Landkarte, Notizzettel, Telefon, Briefpapier, Teleskop, Overheadfolie, Kleinstlebewesen, Fotoalbum, Spiegel), inzwischen von Software erledigt wird, die keinen Platz mehr wegnimmt und nur selten verlorengeht? Oder wäre es noch besser, wenn man stattdessen oder zusätzlich wieder ein im Weg herumstehendes Produkt hätte? Ein WLAN-Radio wie das oder das hier zum Internetradiohören, einen Ambient Orb für alles Mögliche, oder eine Ambient Clock (via Productdose), die den eigenen Google-Kalender anzeigt? Noch lebt die Ambient Clock in einem grauen Schattenreich, denn noch ist sie Software, aber schon bald soll sie Hardware werden. Bis dann müssen wir uns entschieden haben.


14.11.2006 | 21:28 | Anderswo

Stadt ohne Igel


Darf auch mitspielen
(Foto: alistairmcmillian / Lizenz)
Vieles an Amerika ist deswegen so bewundernswert, weil man es seit frühester Kindheit im Kino ansehen konnte. Polizeisirenen sind ein gutes Beispiel. Nirgendwo gilt dieses Prinzip so wie in Los Angeles. Thom Anderson führt das in seiner hervorragenden dreistündigen Filmschnipselsammlung Los Angeles plays itself vor, die Stadt ist eine einzige Zitatesammlung. Selbst der Stau auf der 405 ist erhebend, weil Michael Douglas deswegen Amok lief. Die einzige Gefahr dabei ist Abstumpfung: Man hat alles schon tausendmal gesehen, meist in besserer Auflösung, ohne Smog und mit Popcorn. Um die überzogenen Erwartungen nicht ständig zu enttäuschen, hat sich die Stadt eine Technik ausgedacht, die ein wenig an Jack Nicholson erinnert: Das Vorzeigen zeitloser Features, die noch nie jemanden gelangweilt haben. Und darum legte sich Los Angeles reichlich Meer zu, baute ringsum Berge, riss Pflanzen aus (es gibt viel zu wenig Städte mit Wüste), warf attraktive Felsen dazwischen, schaffte als Bonus den Winter ab, und fertig. Ausserdem läuft im Radio immer noch Mötley Crüe. Natürlich handeln trotzdem dutzende Filme oder wenigstens ein Bestsellerroman von jedem beliebigen Felsencanyon, aber er sieht immer noch gut aus. Gut aussehen, das ist es nämlich, was man von Gegenden verlangt, Ruhm und Glamour kommen dann schon.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


14.11.2006 | 12:35 | Essen und Essenzielles

Vintage cooking


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nun ist es also amtlich, dass die schauerlichen Kreationen des alchemistisch angehauchten spanischen Kochs Ferran Adrià, nächstes Jahr sogar durch die documenta geadelt werden. "Er wird einen Workshop machen, aber ich behandele ihn wie einen Tänzer, einen Performer, wie ein Ereignis", sagt documenta-Chef Roger-Martin Buergel. Vielleicht fordert er zu Tortenschlachten auf oder tanzt den Besuchern einen Salat, zumindest hebt er das eherne Gesetz auf, dass man mit Essen nicht spielt, und garantiert so jetzt schon absehbare Zuschauerrekorde.

Buergel weiss nicht, dass es im Internet etliche Gruppen und Einzelpersonen gibt, die ähnlich kreativ wie Adrià kochen, seien es die mit den frisierten Riesenriegeln, oder jene, die antike Rezepte nachkochen, z.B. Mary mit ihrer Wurstkrone. Gekocht wird, was in erster Linie gut aussieht, der Hunger kann warten. Vorgestern hat nun jemand im wunderbaren Swapatorium ein Rezept für ein Aspikaquarium vorgestellt, das ebenfalls mühelos documentakompatibel wäre, schliesst es doch sichtbar den Kreis von Damien Hirst zu Ferran Adrià. Aufmerksam gilt es jetzt Adrià zu beobachten, denn schlimmer, als mit Essen zu spielen, ist, es zu plagiieren. Denn dann freut sich sein ewiger Widersacher, der Mann mit einem Namen wie ein Philosophieprofessor und einem Gesicht wie eine Faust: Heston Blumenthal.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Pearoefoam

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


14.11.2006 | 02:47 | Was fehlt | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Zweifelderwirtschaft


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Ketchup mit Hartkäse, so what? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein grosser Produkttrend des ausgehenden 20. Jahrhunderts war Two-in-One. Er beschränkte sich vermutlich aus Gründen fehlenden Know-Hows auf die Verschmelzung zweier Produkte, von denen eins überflüssig und damit in der Wirkung unüberprüfbar war, wie Shampoo und Conditioner. Anfang des neuen Jahrtausends erlebte die Konsumwelt einen famosen Scheinhöhepunkt durch Geschirrspültabs mit drei Phasen – drei gefühlte Produkte in einem, wo vorher nur ein Produkt in einem notwendig war. Da soll nochmal jemand sagen, Marketing bringt den Verbrauchern nichts.

Inzwischen hat man das Two-in-One-Konzept aufgebohrt und auch auf Lebensmittel angewandt. Jüngstes Beispiel der Firma Werder ist ein Ketchup mit schon Parmesan drauf, bzw. drin. Eine Entwicklungsrichtung, die sich die Lebensmittelgestalter, früher sagte man Fooddesigner, mal als Beispiel nehmen sollten. Der Markt bietet noch Raum für so viel Fehlendes: Bier mit Kartoffelchips drin, Löffel mit schon Essen drauf und richtige Fertiggerichte könnten eigentlich auch mal erfunden werden.


13.11.2006 | 18:11 | Anderswo | Listen

And the Machinima Award goes to ...

Man könnte natürlich fragen, warum wir das fünfte Machinima Festival nicht sinnvollerweise rechtzeitig vorher ankündigen, sondern erst, wenn alles vorbei ist. Nun, würden wir dann antworten, weil so viele Leser dann auch nicht in der Nähe von Astoria (New York) wohnen, da also vermutlich eh keiner hingefahren wäre, und es dann doch viel mehr Sinn macht, das Ergebnis abzuwarten, und die Gewinner zu verlinken. Und genau das tun wir jetzt auch. Die laut Jury in einer oder mehreren Kategorien besten Machinimas des Jahres sind: Edge of Remorse (oben links), The Adventures of Bill & John: Danger Attacks the Dawn, Tra5h Ta1k, Male Restroom Etiquette, Silver Bells and Golden Spurs und The Fixer, ausserdem die nicht verlinkten Company of Heroes, Deviation (Trailer) und Stolen Life. In Second Life gibt es übrigens eine ironische Variante, The Ed Wood Machinima Festival!, das immer an Halloween stattfindet. War also auch schon. Egal.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Goldberg Variationen


... 251 252 253 254 255 [256] 257 258 259 260 261 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Teewurst im Getriebe

- der Erde beim Drehen zuhören

- "Guten Morgen, Hose" Oper von A. Dorau

- Elefantenfuss als Maus

*  SO NICHT:

- Seitentranspi (zu lang)

- Humor im Lektorat

- Anstellerei

- Getreide im Getriebe


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Brokeback Mountain", Ang Lee (2005)

Plus: 3, 14, 20
Minus: 19, 51, 59, 62, 63, 96, 107, 108
Gesamt: -5 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV