01.11.2006 | 19:13 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Baugleich, in Brighton (Foto: elsie)Ganz allgemein weiss man ja nicht, ob es so gut ist, ohnehin Unvermeidliches zum Trost ästhetisch zu verbrämen (vgl. Gefängnisse, "Reizwäsche"). Aber nicht deshalb wurden die in der Wiener Opernpassage angebrachte Pissoirs der Marke Kisses von der Grünen-Stadträtin Monika Vana kritisiert, sondern weil sie ein Bild der Frau als willige Schwanzlutscherin vermittelten (Quelle: taz-Blog). Mal abgesehen davon, dass auch Männer, diese notorischen Ferkel, sich nur im äussersten Notfall von Urinalen den Schwanz lutschen lassen, ist das ein bisschen ungerecht: Der Mystique Night Club in Bangkok bleibt trotz gleicher Urinalausstattung vom Zorn grüner Stadträtinnen verschont.
So lange die weltweite Pinkellandschaft ästhetisch so karg ausgestattet bleibt, kommen wir einer Antwort auf die eingangs angesprochene Frage jedenfalls nicht näher. Ausser Clark Sorensens Blumen und Muscheln und irgendwelchen Porzellankirchen und Ritterburgen gibt es kaum Alternativen zum klassischen Baumarktmodell. Wir müssen also zum wiederholten Male die Designer ermahnen, nicht so viele Weinaufbewahrungslösungen und Wasserhähne zu designen, sondern hin und wieder auch mal ein Urinal, eine geräumige Flasche oder wenigstens einen Baum zum Dranpinkeln. Bäume sind auch ganz schön.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Was ist eigentlich Bayerische Gesundheitsideologie genau?
01.11.2006 | 13:43 | Gekaufte bezahlte Anzeige
 Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Saft ist mehr als Flüssigkeit in oder von organischen Körpern, und fliessende Säfte sind für biologische Prozesse ähnlich essenziell wie der Cashflow für die Wirtschaft. Man merke: Saft ist Spass und hat ausserdem noch die allseits beliebten Vitamine. Der kreative Umgang mit Saft ist allerdings durch die Restriktionen der Fruchtsaftverordnung völlig am fruchtnektarverklebten Boden, sodass der konsumsensitive Mensch am Safteuphemismus Multivitamin wohl nicht vorbeikommt.
Historisch eigentlich nichts Neues: Mit dem richtigen Entsafter kann man die Missstände überwinden. Auf den tautologisch korrekten Weg zur Saftautarkie hilft der vitaminschonende Netzentsafter: DoorOne. Hier findet man eine willige Armada von Maschinen, die organische Körper zentrifugal zerschnipseln oder dezent zermalmen, nur um eines zu erhalten: Saft – so frisch und biologisch aktiv, dass er dann auch bald mal getrunken werden muss. Damit einem der matschige Perikarpkuchen nicht in Form von Trester um die Ohren fliegt, bietet DoorOne unter vielem die Wahl zwischen Geräten mit und ohne Fruchtfleischauswurf und erhöht die Mündigkeit des Suchenden noch durch kompetente Begriffserklärungen: Der automatische Auswurf erlaube laufendes Entsaften ohne Arbeitsunterbrechung – ein mächtiges Feature, das selbst die grösste Safttüte nicht bieten kann. Dazu sollte man auf eine ordentliche Ausgangsleistung achten, so 850 Watt klingen ganz gut, und schon präsentiert DoorOne ein Gerät, das aussieht wie R2-D2 mit Rucksack, aber ohne piepsende Sentimentalitäten daherkommt.
Den sprichwörtlich nostalgischen Weg des Saftköchelns, weg von mechanischem Rumgewirble, geht der Rommelsbacher EE 1505, der mit seinen 1500 Watt auch das zäheste Exokarp versaftet und dessen robustes Äusseres härter wirkt als Kruppstahl. Fast könnte man meinen, hinter dem Sunkist Saftprofi stecke doch ein Unterminierungsversuch der Saftlobby, aber der originäre Tropfschutz mit angedübelter Sunkist-Orange verwischt jeden Verdacht der Unauthentizität. Mit DoorOne steht man bald voll im Saft und gräbt der einfallslosen Industrie die Südfrüchte ab. Das ist mehr als nur Pürieren.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge
01.11.2006 | 04:59 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser
Während man in Europa denkt, der ganze afrikanische Kontinent sei nichts weiter als eine Elendsregion und tauge höchstens als Roh- bzw. Schundstofflieferant, glaubt man in China, Afrika sei das nächste grosse Ding. Wie gross genau, das ist an den gigantischen Werbetafeln abzulesen, mit denen ganz Peking in den letzten Tagen tapeziert wurde, und die dicke Elefanten zeigen. Noch dicker wird nur der Chinesisch-Afrikanische-Gipfel an diesem Wochenende werden, die grösste Gipfelkonferenz in China seit 50 Jahren.
 Wenn aber die Chinesen denken, Afrika sei im Kommen, wird da was dran sein. Immerhin muss die hiesige Regierung 1.000.000.000.000 US-Dollar, die, wie soeben verkündet, sich in Chinas Geldspeichern an Währungsreserven angesammelt haben, irgendwann und irgendwo auch wieder ausgeben. Warum nicht in Afrika, wo man ganz viel Geld investieren kann, weil noch so wenig Infrastruktur (Autobahnraststätten, Skulpturenparks, Ölpipelines nach China) da ist? Im Jahr 2005 wurden bereits 1,18 Milliarden chinesische US-Dollar in 49 verschiedenen afrikanischen Ländern angelegt. Wer als junger, karrieregeiler Riesenmaschinenleser also nach einer Chance sucht, vom nächsten, fetten Wirtschaftsboom zu profitieren, sollte sofort aufhören, Wirtschaftssinologie in Konstanz zu studieren. Der chinesische Zug ist gestern abgefahren und alle Abteile sind besetzt. Besser legt man sich an den Strand von Mombasa, lernt BWL-Amharisch, Invest-Yoruba, Money-Hausa, Real-Estate-Wolof, Cash-Flow-Zulu oder Equity-Kisuaheli und fängt sodann als Korrespondent der Jambo-Maschine an.
31.10.2006 | 13:05 | Alles wird besser
 Keine Macht den Drogen (vor der Pubertät)Man sollte sich von Gadgets, bezahlten Praktika und treudoofen Kinderaugen nicht einlullen lassen: Die Welt ist schlecht. Und wo sie es nicht ist, da kann man nachhelfen. Zum Beispiel bei Neugeborenen, diesen bis zur ersten durchgeplärrten Nacht unschuldigen Dingern. Durch gezielten Einsatz von Drogen und Alkohol kann die geneigte Mutter schon vor der Geburt das Leben des Kindes zur Hölle machen – und das eigene, fair enough, gleich mit. Weil das natürlich ein Eingriff von der Grössenordnung eines Computerkaufes ist und wohl bedacht sein will, hält die Delmenhorster Babybedenkzeit GbR Trial-Versionen für die Testphase bereit: Auf Drogen- bzw. Alkoholsucht getrimmte Babypuppen, die einen lebhaften Eindruck davon vermitteln, was wäre wenn und angehenden Eltern aufzeigen, wie schlecht die Welt noch werden kann. Noch schlechter, denkt sich die genervte Mutter dann womöglich, muss nun wirklich nicht sein.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Teenage Mum Kicks All Through The Night
31.10.2006 | 01:11 | Berlin | Was fehlt
In der Simpsons-Folge Marge vs. the Monorail wird den Springfieldern eine defekte Einschienenbahn angedreht. Es gibt eine Beinahekatastrophe und am Ende der Folge sagt Marge: "And that was the only folly the people of Springfield ever embarked upon. Except for the popsicle stick skyscraper. And the 50-foot magnifying glass. And that escalator to nowhere." Die Simpsons mal wieder, herrlich. Rolltreppe ins Nichts, wie kommt man nur auf so einen Schwachsinn? Ach ja, die Abbildung oben zeigt übrigens den Entwurf von archiscape für eine Aussichtsplattform im Berliner Fritz-Schloss-Park mit Blick auf den neuen Hauptbahnhof (gefunden hier). Ganz hübsch, oder?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der in der Luft geht
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- alles rausholen
- Neues (ausser Schlechtes)
- Literatur-Hooliganismus
- Kippenberger
SO NICHT:
- Ellbogenschiessen
- sich benehmen wie ein Fungizid auf der Psilofarm
- Altes (ausser Gutes)
- Kippenberge
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The King of Pigs", Sang-Ho Yeun (2011)
Plus: 3, 12, 15, 42, 119, 144 Minus: Gesamt: 6 Punkte
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