Riesenmaschine

01.10.2006 | 12:15 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Manna und ihre Schwestern


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, doch die Erde war eine Servicehölle, das Erscheinen der ersten, noch sehr unhandlichen schriftlichen Gebrauchsanweisung des Herstellers war noch ein ganzes Buch Mose entfernt, und so waren Missgeschicke durch falschen Obstkonsum nur eine Frage der Zeit. Für die Folgeschäden kam der Herr auch nach Jahrtausenden nicht auf ("hamwa Ihn' doch jesagt!"), man fügte sich in Bindegewebeobsoleszenz und Materialermüdung und wurde darob esoterisch.

Nun begab es sich aber, dass ein Bäcker namens Ströck dies sah und sich sagte: "Es ist nicht gut, dass die Frau an Migräne und Ballaststoffmangel leide", und er ging hin, buk einen Laib Brot für sie und bestreute ihn mit den üblichen sinnlosen Dekohaferflocken. Und der Herr schaute herab, las den Beipackzettel, dachte sich, "Substanzen, die das Brustkrebsrisiko deutlich verringern, wobei noch nicht restlos geklärt ist, welche Inhaltsstoffe diese Wirkung entfalten, also so vage und zaghafte Produktbeschreibungen gab es zu meiner Gründerzeit nicht", und wandte sich wieder seinem Spalierobst zu.


01.10.2006 | 01:38 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Backwaren ohne Umlaute


Kanadischer Supermarkt "No Frülls" (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man habe "huge growth in exporting" zu verzeichnen, so teilt der türkische Knabberwarenhersteller Ülker auf seiner Website mit. Mit der wohltönenden Marke "Misafir Kral" sei erstmals der chinesische Markt aufgerollt worden, und türkische Fluggesellschaften schenkten auf Flügen "to Germany and other Turkic Republics" ab Januar wegen der grossen Nachfrage jetzt die beliebte Cola Turka aus. Auch von neuen "biscuits investments in Egypt" ist die Rede. Den Hauptreibach aber, so darf man vermuten, machen die Türken mit dem Export ihrer im verschwenderischen Überfluss vorhandenen Umlaute in die USA und nach Kanada, in Länder mit schmerzlich verspürtem Umlautdefizit also. Die Knabberwaren (siehe Abbildung) gehen dann halt leer aus, aber schliesslich ist die Sesambestreuung der Umlaut der Backwaren, es wird also sicher auch so gehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gute Nacht, Ümlaut


30.09.2006 | 17:46 | Berlin | Was fehlt

Besorgt um Entsorger


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Berliner Entsorgung-, Wertstoff und Facilitymanagementfirma Alba macht neuerdings auf ihren Fahrzeugen Werbung, in Ermangelung anderer Partner erst mal für sich selbst, so weit in Ordnung. Auch das dafür eingesetzte Testimonial Henrik Rödl, geboren 1969 in Offenbach, wie vorsichts- und vollständigkeitshalber unter dem Namen mit vermerkt wird, fällt nur auf den ersten Blick gegen Genregrössen wie Beckenbauer oder die Gottschalk-Brüder ab – ist Rödl doch, wie eine kurze Internetrecherche ergibt, ehemaliger Nationalspieler und seit 2005 Trainer des von der Firma gesponserten und fast gleichnamigen Basketballvereins Alba Berlin. Von daher konsequent, also. Nur beim sloganhaften Testimonial-Zitat, das Herrn Rödl in den Mund gelegt wird, hat man es dann leider komplett vermacht: "Immer alles geben"! Sollte man von einem Entsorger nicht das exakte Gegenteil erwarten?


30.09.2006 | 06:27 | Anderswo | Alles wird schlechter | Sachen anziehen

Kopfgesteuert


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Schon seit Urzeiten sind Videospiele nicht bloss auf die klassischen Steuermöglichkeiten Steuerkreuz/-knüppel plus Knöpfe beschränkt. So gab es Pistolen, Bongotrommeln, Kameras, Tanzmatten, und einiges mehr.
Bald steht allerdings ein weiterer Schritt ins Haus, die meisten werden davon schon gehört haben, Nintendo veröffentlicht demnächst die Wii (nein, nicht das hier) mit einem Controller, der aussieht wie eine Fernbedienung (und nebenbei noch einen eigenen kleinen Lautsprecher hat). Hier ist nun nicht nur das Gedrücke auf dem Controller entscheidend, sondern auch, wie man ihn in der Luft bewegt. Man schwingt beim Golf also wirklich mit dem Arm und fuchtelt beim Schwertkampf mit dem Wiimote wild vor sich in der Luft rum. Das klingt so, als würde Videospielen in Zukunft ein bisschen albern aussehen? Genau so ist es.

Aber es geht natürlich immer noch alberner: Bei einem neuen japanischen Plug&Play-Telespiel (wie gehabt via Kotaku) muss man, um Spielfigur Doraemon zu steuern, lustig mit dem Kopf hin- und herwackeln. Ein Heidenspass. Und ein zweites Spiel für diese Technologie ist auch schon in Planung: Es handelt sich um die Speed-Metal-Variante von Dance Dance Revolution.


Nominiert für die Infografik des Jahres, Kategorie Niedliches (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


29.09.2006 | 20:01 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Kein trockenes Auge um Auge


Mach meinen Tag nass, Punk
(Foto von Yaniv Golan) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mit zunehmender Menschendichte steigt die Anzahl der gesellschaftlich sanktionierten Regeln und Gesetze, um ihr Zusammenleben zu ermöglichen; die persönliche Freiheit des Einzelnen, ebenso wie der physikalische Raum, der ihm zur Verfügung steht, um seinen Fussabdruck reinzumachen, nimmt stetig ab. Der offensichtliche Ausweg, die vielen Menschen wegzumachen, ist aus guten Gründen verboten, und findet daher in der Regel nur in Kunst und Spiel statt, durch Abschaffung der Anderen oder Isolation des Einzelnen. Die Beispiele dafür sind Legion; eins der jüngeren ist StreetWars, gegründet vor zwei Jahren, seitdem in sieben Städten gespielt und soeben in New York zum achten Mal gestartet, bei dem die Mitspieler mit der Wasserpistole Jagd auf ein Opfer machen, während ihnen ihr eigener Spritzkiller im Nacken sitzt. Jeder Spieler bekommt Heim- und Arbeitsanschrift und ein Foto des zu Mordenden, und zahlreiche der Mitspieler verfallen während der Spielwochen in den Komplettsimulationsmodus, treiben sich stundenlang auf Dächern in Ninjakostümen herum und steigen in ihre eigene Wohnung nur noch durchs Badezimmerfenster des Nachbarn ein. Erfolgreiche Killer erledigen als nächstes das Ziel ihres Opfers, bis es am Ende wie im Eliminationsfilm Highlander nur noch einen gibt, weil alle anderen nass sind.


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