26.09.2006 | 06:35 | Anderswo | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumis Amtszeit ist um, nach fünf Jahren übergibt er seinen Job an seinen Parteikollegen Shinzo Abe, gleichzeitig schliesst er, nach 250 Ausgaben, auch sein Weblog What ´s up around the Primeminister, mit einem angeschlossenen, so genannten Emailmagazin. Shinzo Abe, so erfährt man dort, war bisher u.a. auch der "First Chief Editor" des Emailmagazins. Abe ist also somit ab heute, 26. September 2006 der weltweit erste Blogger, der Führer eines Landes wird. Mit der Überschrift Löwenherz betitelt Koizumi seine letzte Kolumne, in der er seinen Dank an die Leserschaft für die Treue der vergangenen Jahre ausspricht, den Titel wählte er wegen seiner löwenartigen Haarfrisur. Das Herz der Japaner sitzt offenbar im Haar. Nicht erklärt er aber, warum er auf offiziellen Fotos mit den Staatslenkern dieser Welt, die immergleiche Position mit der immergleichen starren Handschüttelgeste einnimmt, bei der er die Hand des Kollegen immer mit zwei Händen umfasst, während Zeige- und Ringfinger dabei jedes Mal etwas gespreizt sind, während Ring- und Kleiner Finger das Handknäul von unten abstützen. Eine Komposition von strenger Schönheit, die leider am 9. September, also kurz vor Schluss, von Finnlands Tarja Hallonen (Bild) brutal zerstört wurde. Vermutlich um der Welt zu zeigen, wie nahe und verwandt beide Völker sind. Es kann aber auch bedeuten, dass sie ihm zu verstehen gibt: "Löwi, es ist aus, Du brauchst diese Show nicht mehr zu machen."
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26.09.2006 | 01:34 | Berlin | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Was würden Sie tun mit einer Arbeitslosenquote von deutlich über 170 Promille? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In den Siebzigern nannte man es mit Rupert Sheldrake morphisches Feld, seit den Neunzigern mit Richard Dawkins auf einmal Mem, wenn eine Idee sich eigenmächtig fortpflanzt und überraschende Koinzidenz- bzw. Resonanzmuster entstehen. Das Mem, das Berlin gerade im Griff hat, ist das Besoffensein, bzw. das zu viel Saufen, bzw. das den Hals nicht voll kriegen können. "Hart an der Grenze! Wie viel Alkohol verträgt die Stadt?" lautet der Titel des aktuellen Tip (jetzt mit Berlinmaschine), der auch mittels Citylight-Werbung an den Bushaltestellen beworben wird. Eben dort, wo seit kurzen auch die Plakate der eigens für Berlin angefertigten, hart grenzwertigen Absolut-Kampagne ("Absolut Berliner Schnauze") anzutreffen sind. Allein dass jemand auf die Idee kommt, dem typischen Berliner könne tatsächlich das Lumen handelsüblicher Vodkaflaschenhälse zu gering bemessen sein und ihn dadurch beim Exen und Exzess stören und behindern, lässt tief ins Glas blicken und vermuten, dass entweder die Titelfrage des Tip mehr als begründet ist – oder aber jedenfalls und zumindest die Werber im Berliner Einzugs- und Verbreitungsgebiet ihr Berufsklischee plansollübererfüllen.
25.09.2006 | 17:51 | Anderswo | Vermutungen über die Welt
 Trostlos war die Zukunft (Foto: Saudi)Gewerkschaften brechen in Europa weg wie Brot von letzter Woche, genauso auch garantierte Renten, Volksparteien, Ferienlager, Grosseltern, Brot von letzter Woche, Bedauern wegen Hitler, Kochfisch, der Traum vom eigenen Buch, Kuchenbasar, Suppe mit Markklösschen, die ganzen alten Ideen eben. Amerika dagegen rüstet wie immer auf. In einer Zeit, in der Partikulärinteressen und Fetischfetische Oberwasser haben, unternimmt eine der grössten, ältesten Interessengruppen Amerikas, die der Pizzalieferanten, den Versuch der Befreiung aus der selbstbeklagten Unmündigkeit und gründet die erste gesetzliche anerkannte Gewerkschaft für Pizzafahrer, kurz AUPDD (nicht zu verwechseln mit der erfolglosen APDD), ein in allen Pizzagazetten gehörig gefeiertes Ereignis. Kann man mit grossem, altem Quatsch vielleicht doch noch reüssieren, so wie der Kommunismus oder Frank Sinatra? Zumindest im ehemaligen Rentnerparadies Florida? Musste Thälmann also nicht umsonst sterben? Wieso gibt es nur in Amerika Antikrepuskel, dafür nur in Europa Rattenkönige? Und warum darf man nicht mal in Fargo die Pizza mit Pot bezahlen? Präsident der AUPDD ist James Pohle, Schatzmeister Bradley Reed, und der Generalsekretär heisst Bruce Coats.
25.09.2006 | 13:34 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Kommt alle: Grand Opening, Korla, Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang, VR ChinaWährend sich manch Riesenmaschinenleser noch über chinesische Markennamen wie Biemlfdlkk beömmelt, sind die Chinesen an der Brandfront natürlich und in Wirklichkeit schon längst ein paar Schritt weiter vorgerückt. Eine ihrer Superwaffen im "Weltkrieg um Wohlstand" (Spiegel) ist das hier erstmals so genannte "Louis-Branding". Das verdankt seinen Namen dem Begründer und ehemaligen Hüter der westlichen Demokratie Louis Vuitton. Bisher wurde der im globalen Wirtschaftskrieg direkt angegangen, das heisst, seine Taschen so lange gefälscht, bis sich auch die letzten Ziegenhirtinnen in Feuerland oder Bangladesh eine leisten konnten. Jetzt, wo's so weit ist, bedeutet Louis-Branding, dass man die entwertete europäische Alt-Marke durch eigene Marken ersetzt, die alle vorne Louis heissen. Eine von vielen ist die Modefirma Louis Valen, dessen Chef sich Lu Yi Wa Lun nennt, obwohl es diesen Namen im Chinesischen eigentlich gar nicht gibt. Nicht von ungefähr aber lässt sich der Firmenmarke auch LV abkürzen, genau so wie der einer Firma aus der Provinz Guangdong, die sich Louis Valentino taufte, womit sie noch eine Nummer extravaganter daherkommt. Als besondere Demütigung stellt Louis Valentino auch Kloschüsseln her, lässt also seine Kundschaft gewissermassen auf zwei der heiligsten westlichen Topbrands defäkieren.
Die chinesische Top-Louis-Brand allerdings heisst Louis Long. Die Modefirma kommt angeblich auch aus Italien, wobei das einzig Italienische an der Marke das "italiano" auf der Homepage ist: ein Link, so tot wie ein totes Opossum. Dabei können Anzugszeugs und Strickwerk, das man nach eigenen Angaben für den männlichen IT-Überflieger herstellt, optisch durchaus mit europäischen Nobelmarken mithalten; es ist aber selbstverständlich deutlich billiger. Eröffnet wurde neulich eine Louis Long-Filiale im Westen Chinas mit den Worten "The Brand-New Image, Please Respectful Expection." Ins Deutliche übersetzt heisst das wohl so viel wie: "Modeabendland, demnächst Untergang, tschüss!"
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schweres Markengeschütz aus China
25.09.2006 | 03:40 | Alles wird besser | Papierrascheln
 Könnte auch ein Foto sein (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wann immer das Gespräch auf die Lesergruppen der Riesenmaschine kommt und es uns in den Kram passt, werden weder Holm Friebe noch ich selbst müde zu betonen, dass besonders "Journalisten, Werber und andere Multiplikatoren, auf jeden Fall aber irgendwie Intellektuelle" die Riesenmaschine lesen, ein klassischer Fall von gefühltem Wissen. Nun aber wollen wir es wissen und fordern die Multiplikatoren explizit auf zu multiplizieren, und zwar zum Thema Elektrischer Reporter. Das ist ein wöchentlich erscheinendes Videoblog im Internet, genau wie das von Angela Merkel, aber ganz anders. Darin erklärt Herr Mario Sixtus die Welt, und zwar gedingst vom Handelsblatt. Wir können die Sendung aus verschiedenen Gründen empfehlen, sie ist nämlich unaufdringlich unterhaltsam getextet, sie wartet mit dem beliebten 1950er-Jahre-Retrolook auf und das Logo wurde von Riesenmaschine-Hausdesigner Martin Baaske gestaltet.
Hier, liebe Multiplikatoren, kommen Sie ins Spiel. Schreiben Sie einen Artikel über den Elektrischen Reporter. Seien Sie sich nicht zu schade, der schmucken Innovation eines anderen Medienhauses Lob zuteil werden zu lassen. Sie müssen ausnahmsweise nicht einmal die Riesenmaschine erwähnen. Und nun das Tollste: Es gibt für Sie, Multiplikatoren, auch einen Preis, und zwar einen Riesenmaschine-Artikel über den schönsten Artikel über den Elektrischen Reporter. Den, um die in sich geschlungene Metaselbstreferentialität sich kichernd unterm Küchentisch verstecken zu lassen, ich auch erwähnen werde, wenn ich für den Elektrischen Reporter demnächst interviewt werden werde. Falls das nicht geheim war.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Unterputz-Druckspüler
- From: Dispo To: Dispo
- Nebensächliches behirnen
- etwas zusammenbrettern
SO NICHT:
- ungeplant versterben
- duschen (wegen mangelndem Wasserdruck mit der Nasendusche)
- "Misses Next Match"-Wahl gewinnen
- Hostienschändung
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Speed Racer", Andy Wachowski, Larry Wachowski (2008)
Plus: 8, 21, 22, 75, 80, 96, 98, 103 Minus: 1, 8, 27, 38, 99, 122, 134, 140, 141 Gesamt: -1 Punkte
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