Riesenmaschine

15.12.2005 | 11:42 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Der Walzahn des Zahnwals


Der eher unbekannte Zahnersatzwal
(Foto: stinkypeter) (Lizenz)
Von ungezählten Dingen weiss man, dass man sie nicht weiss. Die Anzahl der Dinge, von denen man weiss, dass man sie nicht weiss, soll mal als verwickeltes Beispiel dienen. Das ist nicht weiter schlimm, denn wenn man weiss, dass man etwas nicht weiss, fragt man einfach Google, fertig. Schwieriger wirds, wenn man nicht weiss, was man nicht weiss. Diese Sorte Nichtwissen ist leider eine offene Tür für heftige Überraschungen. Wir zum Beispiel hatten bis vor kurzem keine Ahnung, dass wir nicht nur nicht wussten, dass der Narwal einen einseitigen, zweieinhalb Meter langen Stosszahn spazierenträgt, sondern auch, dass nicht nur wir sondern überhaupt alle Menschen völlig im Dunkeln tappen, was den Zweck dieses Zahns im Gefüge der Dinge und Geschöpfe angeht. Es schwindelt einen. Das schöne aber an solcher Metaunkenntnis ist, dass man in dem Moment, in dem man von einer Wissenslücke erfährt, sie sich auch schon wieder mit einem leisen Schmatzen schliessen fühlt. Der Narwalzahn nämlich, so fand ein Zahnmediziner mit dem lustigen Namen Nweeia jüngst heraus, ist ein Sinnesorgan. Warum der Narwal einen Fühlzahn hat, weiss dann freilich wieder keiner. Müsste man wohl mal googeln.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zahntag und Pastenwahn


15.12.2005 | 06:58 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Zahntag und Pastenwahn


Ingwerzahnpasta: Auch nicht teurer als vier normale Tuben (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der 15. Dezember gilt zu Recht als internationaler Tag des Zahns. Während dies wohl allen bekannt ist, ranken sich immer noch mittelschwere Gerüchte um die Postmoderne der Zahnpasta. Bisher geht man davon aus, dass die Zahnpastakultur keinerlei Trends folgt, sondern sich vollkommen unberechenbar und wirr entwickelt. Eine Überprüfung dieser etwas hilflosen Hypothese erfordert rigorose und vorurteilsfreie Empirie.

Als Startpunkt des Amoklaufs der Zahnpasta wird von Experten einhellig die Hysterie um die Backpulverzahnpasta eingeschätzt, die irgendwann Anfang der 90er zur Markteinführung von angeblich extra zahnweissender Colgate mit Backpulverzusatz führte. Von diesem Zeitpunkt an landeten scheinbar völlig unabhängig von anderen Gemüse- und Obsttrends immer absurdere Dinge in Zahnpastatuben. Eine Bestandsaufnahme: Productdose berichtet über Zahnpasta mit Ingwer. In Amerika kann man Designer-Toothpaste in Geschmacksrichtung Espresso bestellen. Die Japaner hingegen verfügen offenbar, wie man diversen Blogs entnehmen kann, über schwarze Pasta mit Auberginen. Elmex gibt es auch ohne Menthol (also vermutlich auch mit), was für Randgruppen wie Homöopathen und Juden (koscher) angeblich von Bedeutung ist. Schliesslich verkauft eine rundherum grossartige Firma schlichtweg alle Geschmacksrichtungen, also auch Zimt, Pumpkin Pudding, Indian Curry und Monkey Banana. Noch einen Schritt weiter geht Zahnputzfabrikant Crest, der seinen sicherlich zahlreichen Kunden Geschmack nach Wunsch anbietet. Das wiederum ist womöglich etwas überdreht, denn wenn man den Leuten die Wahl lässt, sagen sie am Ende doch nur "eine Kugel Vanille und eine Schoko", also in Zahnpasta übersetzt "Kräuter und Minze". (Die Evolution von Speiseeis ist nebenbei bemerkt auch völlig unverstanden.)

Aber Moment! Ist es Zufall, dass erst im letzten Sommer flächendeckend die Eissorten Zimt, Espresso und Ingwer eingeführt wurden? Warum gibt es sowohl Schlumpfeis als auch Schlumpfzahnpasta? Und ist Signal Plus nicht einfach nur die Inversion von Spaghettieis? Es ist zu früh, um von einer signifikanten Korrelation zu sprechen, aber zumindest eine Tendenz ist erkennbar: Womöglich kann es gelingen, zwei unverstandene Phänomene auf eines zu reduzieren. Man wird hart weiterarbeiten müssen – aber erst morgen, zur Feier des Zahntages sei heute erstmal eine Tube Blendi (mit Himbeergeschmack) gestattet.


15.12.2005 | 00:19 | Sachen kaufen | Papierrascheln

Broken Windows


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In seinem Buch Broken Windows, Broken Business erklärt Michael Levine, dass kleinste Missstände in Unternehmen Kunden dauerhaft vergraulen können, die dann ihrerseits andere Kunden beeinflussen; dann bleiben alle weg, ritzfitz ist das Unternehmen pleite, und alles nur wegen eines fehlenden Kommas. Für den Kunden ist das sehr befriedigend, denn wenn er auf der Post schroff mitgeteilt bekommt, dass die ermässigte internationale Büchersendung teurer ist als ein gleich schweres normales Paket, kann er jetzt in dem sicheren Wissen nach Hause gehen, dass das Ende der Post nah ist.


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Aber dergleichen ist für Besserwisser und Erbsenzähler. Wäre es nicht vielmehr unsere Aufgabe, die Hersteller missratener Produkte und Websites so zu fördern, wie wir ja auch geistig behinderte Kinder mehr und nicht etwa weniger fördern als normale? So ist es z.B. praktisch unsere Christenpflicht, den bereits erwähnten, nur in günstigen Schlafphasen weckenden Sleeptracker-Wecker als Weihnachtsgeschenk für Menschen zu erstehen, die manchmal aufstehen müssen. Die Sleeptracker-Website ist nicht nur hässlich und funktioniert miserabel, sie ist auch gespickt mit Sätzen wie Dies ist die Uhrzeit am welcher der SLEEPTRACKER® sie spätestens wecken wird, sollte er vorher keinen fast-wach Moment innerhalb Ihres Weckzeitfensters gefunden haben. Da möchte man doch weinen vor Mitleid und gleich zwei kaufen (10 Euro Rabatt!), um den laut Levine unmittelbar bevorstehenden Untergang des Unternehmens vielleicht doch noch abzuwenden. Irgendwie schade wäre es ja schon.


14.12.2005 | 19:37 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Rolltasten


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was haben wir uns geärgert, als die Redaktion der Riesenmaschine ihre neuen Büroräume bezog und feststellen musste, dass wir unseren Flügel nicht mitnehmen können, weil der Platz für ihn nicht vorhanden ist. Was also tun? Zuerst den alten Schimmel zu Feuerholz zerhacken natürlich, aber woher Ersatz nehmen? Denn der Bamberger Klavierbauer, der Anfang der achtziger Jahre den vertikalen Flügel erfunden hat, den gibt es nicht mehr, und einfach wieder zum quäkenden Casio zu greifen, das kam nicht in Frage, das konnte man sich rein imagemässig nicht leisten. In Frage kam dann Christopher Niemitzer, der 16 Jahre am Klagenfurter Konservatorium Klavier gelernt, aber immer bedauert hat, dass auf der Almhütte die Jungs mit der Gitarre die Abende schmissen und ihm nichts anderes übrig blieb, als dazu im Takt "blöd in die Hände zu patschen". Auf einer Elektronikmesse in Japan hat der Werbefachmann dann das Gummiklavier entdeckt. Rollo ist inzwischen zu seiner Hauptbeschäftigung geworden, weil er sich die Europavertriebsrechte sicherte. Es kostet nur schlappe 129 Euros, und Fachleute haben sich bereits wohlwollend über den astreinen Klang geäussert.
Damit nicht genug, Niemitzer hat fürs nächste Jahr bereits vor, eine andere zukunftsweisende Idee, ebenfalls aus Japan, im grossen Stil zu importieren, nämlich ein Spezialradiergummi, das keine Wischspuren mehr hinterlässt, denn handelsübliche achteckige Radierer werden bei Dauereinsatz schnell schwarz und fusseln wie ein alter Pullover.
Klimpern und Radieren, nichts anderes machen wir in der Riesenmaschine. Das ist doch hier die Situation.


14.12.2005 | 13:26 | Berlin | Alles wird besser | Papierrascheln

Romanes eunt domus


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zum Glück kann man ja heutzutage selbst im Rentenalter ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein. So z.B. als pensionierter Lateinlehrer. "Ich habe Ihre Anzeige in der BZ gelesen, junge Dame", sagt man, "wenn Sie sich bitte über jenes Couchtischchen beugen und mir sagen würden, was Sie über die A-Deklination wissen?" – "Sklavia, Sklaviae, Sklaviae, Sklaviam, Sklavia", sagt die junge Dame folgsam, "Plural, äh ... Sklavias ..." Breiten wir das Mäntelchen des Anstands über das folgende Geschehen. Die junge Dame quengelt danach noch ein wenig, ihre Anzeige erscheine ja schliesslich nicht in der FAZ, woraufhin ihr bedeutet wird, korrekte Deklination gehöre sich in allen Lebenslagen, und nächste Woche möge die Anzeige bitte korrigiert erscheinen, "oder muss ich wiederkommen?" Und so hat wenigstens auf den Kontaktanbahnungssseiten der BZ alles seine Richtigkeit. Danke, unbekannter Studienrat!


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