Riesenmaschine

08.12.2005 | 22:00 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Hochsterilisiert


Bildunterschrift (Foto: 21617436@N00) (Lizenz)
Jon Stewart ist ein Fernsehgott für die urbane Jugend Amerikas. Nicht nur seiner famos lustigen Newscomedysendung Daily Show wegen, die die klügsten der coolen Kinder vor den Apparat lockt, sondern auch weil er unerschrocken ins Herz der Propagandamaschine vordringt und Sand streut – zum Beispiel bei seinem legendären Liveauftritt in CNNs Politpropagandazirkus Crossfire, wo er, neben den beiden Moderatoren der Verblödungssendung, gleich die gesamte Diskursvortäuschung des Mainstreams attackierte, was ihn zum Volkshelden der Medienkritik machte. Dies nicht zuletzt deshalb, weil CNNs Programmchef Jonathan Klein wenig später die Sendung aus dem Programm nahm, und dabei Stewarts Auftritt explizit erwähnte. Ein wenig überraschend ist es daher, wenn Stewart nun von der Vereinigung amerikanischer Fussballtrainer NSCAA wegen langvergangener Collegekickereien auch zum Fussballgott (ehrenhalber) ernannt wurde. Aber Sand ins Getriebe, Sand in den Kopf, es ist ja letztlich irgendwie alles dasselbe, und gerade der Fussball besitzt eine enorme soziale Sprengkraft usw. usf.
"Total lustiges Fussballerzitat zum Abschluss".


08.12.2005 | 18:27 | Supertiere

Der Frostschutzfrosch


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Viele der jüngeren RiesenmaschineleserInnen werden sich nicht mehr an den Glykolwein-Skandal erinnern, weil sie damals nur Muttermilch oder Alcopops getrunken haben, statt mit Frostschutzmittel gestreckten Wein, was unseres Erachtens im Falle der Alcopops aufs gleiche rausläuft, und wonach sich Wenedikt Jerofejew mit Sicherheit die Lippen geleckt hätte, nachdem er den überflüssigen Wein weggeschüttet hätte.
Der bis zum Polarkreis vorkommende Waldfrosch hingegen braucht kein österreichisches Frostschutzmittel, weil er sein eigenes produziert, er uriniert nämlich während der Winterstarre so gut wie gar nicht, weswegen sich in seinem Blut eine 50 mal höhere Harnstoffkonzentration aufbaut als in der wärmeren Zeit. Was bei anderen Lebewesen gesundheitsbedrohend ist, weil erhöhte Harnstoffwerte zelluläre Komponenten zerstören, reduziert beim Frosch den Wasseranteil und die Stoffwechselaktivität anderer Organe, z.B. der Leber und Muskeln. Der Igel hingegen sucht sich jetzt in der kühleren Jahreszeit einen behaglichen Bau mit Internetanschluss, dämmert so vor sich hin, hat aber froschtechnisch seinen Metabolismus nicht so im Griff, so dass es schon mal vorkommt, dass unser stacheliger Freund in einem kleinen unerfreulichen See aufwacht, wenn er keine Klingelhose trägt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Lernen von der Lapplandmeise

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


08.12.2005 | 12:50 | Berlin | Zeichen und Wunder

The Strokes in Berlin


Ein Teil von den The Strokes 2004 in Weston Park (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Niemand soll behaupten können, es lohne sich nicht, die Riesenmaschine zu lesen. Heute nehmen wir Freunden der Stromgitarrenmusik den Wind aus den Beschwerdesegeln, indem wir einen total geheimen Geheimgig ankündigen. Bereits Mitte November kündigte die Band Geheimkonzerte zur Vorstellung des neuen Albums "First Impressions of Earth" an und begann eine Clubtour mit Auftritten in Tokio, Sydney, London, Paris, Amsterdam, Stockholm – und am Montag, den 12. Dezember in Berlin in der Maria am Ufer, An der Schillingbrücke. Kartenvorverkauf ist am Freitag vor Ort, wo es 350 Stück zu kaufen gibt, und zwar eine pro anwesender Person. Um Weiterverkäufe zu vermeiden und die Hysterie zu schüren, werden den Kartenkäufern bereits am Freitag Bändchen ums Handgelenk gebunden, die dann eben drei Tage dranbleiben müssen. Bleibt noch festzustellen, dass das Geheimkonzert wohl nicht so geheim ist, als dass es nicht auf der Website des Clubs regulär im Programm angekündigt wäre. Und auf der Website der Strokes unter Dates.
Geheimkonzert, quo vadis?


08.12.2005 | 01:56 | Sachen anziehen

Dos & Dolls


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nein, wir schreiben nichts mehr zur neuen Ausgabe des Vice-Magazine auf Deutsch, wir können ja nicht jede einzelne Ausgabe kommentieren, und insgesamt scheint sich die Tendenz zu bestätigen, dass die deutschen Beiträge zu Themen wie "Dem Grauen auf den Zahn gefühlt" und
"Bärte sind die Härte"
(Wer macht dort eigentlich die Überschriften?) doch im internationalen Vergleich eher abfallen. Hinweisen möchten wir aber ausdrücklich noch einmal auf die völlig zu Recht legendären Dos & Don'ts, die – aus dem Mutterblatt übernommen – zu jeder Ausgabe auch online mitgeliefert werden, und einem jedes Mal aufs Neue den Stecker rausziehen. Dass es sie nach dem Buch jetzt auch als Puppen zum Preis von $17,99 gibt, halten wir für zwar ganz lustig, aber am Ende dann doch ein wenig übertrieben.


07.12.2005 | 17:58 | Berlin | Sachen kaufen

Cushion fashion


Das inzwischen abgerissene "Ahornblatt" (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die nichtironisch gemeinte Wendung "früher war alles besser" ist ja zum Glück weitgehend ausgestorben. Die dahinterliegende Haltung nicht, denn in der Regel handelt es sich um eine der beiden grossen -talgien (Nos, Os), also um Gefühle, die der Riesenmaschine fremd sind und spätestens mit Übernahme der Weltherrschaft abgeschafft werden. Die weinerlich-wehmütigen -talgien dürfen jedoch keinesfalls verwechselt werden mit einem vergangenheitsbezogenen Kulturinteresse, etwa für die beschriebene Ostmoderne. Elegant auf der Grenze zwischen beiden Ansätzen tänzeln die Zornigen Kinder entlang, ein Projekt, das Sofakissen zum Kulturmedium erhebt. Geschickt werden die oft genug in Hassliebe verbundenen Bereiche Architektur und Innenarchitektur miteinander verbunden, indem auf die Kissen stilisierte DDR-Gebäudemotive aufgebracht werden. Die Botschaft wird auch durch den Namen transportiert, es geht um die derzeit bauenden Architekten, die keinen Respekt gegenüber den Bauten ihrer Väter zeigen, sondern sie nach und nach für ihre eigenen Parkhäuser und Einkaufszentren verschwinden lassen. Hinter diesem Projekt steckt die Berlier Firma s.wert design und damit Sandra Siewert, Ingo Müller und Dirk Berger, die sich als architektonisch-kulturwissenschaftlich ausgebildetes Trio mit Ostarchitektur beschäftigen und auch ein Buch über den Fernsehturm als grafisches Symbol ("Von der Partei zur Party") herausgebracht haben. Bezugsadressen und Bestellmöglichkeit findet man hier, ebenso wie das hervorragende Motto der schönen Kissen: "Fassaden zum Kuscheln".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ostmoderne.com


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