Riesenmaschine

19.12.2005 | 11:13 | Supertiere

Evolution, du Ungerechte


Rechts ist noch Platz für ein Handy – hier war ein wirklich schönes Bild eines Streifenhörnches, das in seiner linken Backentasche eine komplette Erdnuss mit Schale verstaut, aber leider: die Bildrechte
Evolution, wir müssen reden. Wie ist es zu rechtfertigen, dass Tiere serienmässig mit Taschen (siehe Abbildung), Häusern, zweckmässiger Pelzbekleidung, Taschenlampe und Schwimmflossen ausgestattet werden, während wir ohne alles auf die Strasse gejagt werden? Manche können sogar fliegen! Ausserdem sehen sie fast alle unerträglich niedlich aus; das eine oder andere hässliche Alibi-Tier ist da kein Trost. Schon bald werden wir uns verbittert einer dieser Untergrundbewegungen anschliessen müssen, bei denen Frauen mit nackten Füssen (wer hat uns keine Hufe gegeben, hm?) auf pelzigen Kleintieren herumtrampeln. Und das, Evolution, hast du dann davon.


19.12.2005 | 00:38 | Vermutungen über die Welt

Körperteile loswerden


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nachdem sich die BIIDler in letzter Zeit verstärkt in die Debattenöffentlichkeit drängen mit ihrem Wunsch, sich vorsätzlich zu verstümmeln, damit ihr Sehnen zurecht als "angeborene Kondition" anerkannt wird, Bodybuilder hingegen zu Unrecht noch nicht als suchtkranke Narren eingestuft werden, taucht jetzt wieder saisonalbedingt verstärkt ein Zwitter zwischen beiden auf, der Short Track Läufer. Dieser Sport zählt, vergleichbar mit dem schieren Terror des Eisspeedway zweifellos zu den brutalsten, rasantesten, und gleichzeitig graziösesten; die Läufer müssen schnittdichte Unterwäsche, Handschuhe und Rollkragen tragen, weil die Verletzungsgefahr durch die messerscharfen Kufen so gross ist, ihre Füsse sind in den Kurven der enormen Kraft von 1500 Kilopond ausgesetzt, und deshalb ist bei den Profis ein Bein asymmetrisch dicker und das andere, abstossende, dünner ausgeprägt, was aber keine Auswirkungen auf die Eleganz des Ganzen hat, solange sie nicht gehen, sondern gleiten, und dabei kaum mehr Lärm machen als das Rascheln einer Libelle bei ihrem Knisterflug. Wie man eines seiner Gliedmassen auch anders verlieren kann, zeigt der Yogi, der irgendwo im Himalaya sitzt und seit sechzehn Jahren seinen mittlerweile vollkommen schwarzen, verdorrten Arm in die Höhe hält, was in diesem entsetzlich hohlen und eitlen Buch beschrieben wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


18.12.2005 | 20:26 | Sachen kaufen | Listen

Elektrottel


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nehmen Sie phantasiefördernde Substanzen. Setzen Sie sich. Lehnen Sie sich zurück. Schliessen Sie die Augen. Entspannen Sie sich. Lassen Sie Ihren Gedanken vollkommen freien Lauf. Stöbern Sie in den entferntesten Winkeln des dunklen Teils Ihres Gehirns. Stellen Sie sich jetzt einen Alltagsgegenstand vor, in den man keine Elektronik einbauen kann. Lassen Sie naheliegenden Kram wie Nummernschilder und Stifte weg. Sie denken also an Manschettenknöpfe und Visitenkarten, Ich gebe Ihnen einen Rat, vergessen Sie es schnell wieder. Drehen Sie jetzt bitte vollkommen am Rad. Eine Butterschale also, ja, das ist schon besser, aber noch nicht weit genug. Eine Kaffeetasse? Auf keinen Fall, das ist doch Kinderfasching, Sie waren schon besser. Tasten Sie sich langsam weiter vor in der Abstrusität, ja, eine Cocktailzitrone, das hätte ein Treffer sein können. Hätte. Ist aber nicht. Weiter. Ah, Sie geben alles, Sie kommen mit einer Fussmatte. Reicht leider nicht. Schlagen Sie sich jetzt bitte nochmal heftig vor die Stirn, ja, genau so, drehen Sie total ab, was sehen Sie? Einen Pickelstift? Noch viel zu normal, die Elektronik muss wirklich jenseits des Erahnbaren sein. Das Rad eines Einkaufswagen? Ein Grabstein? Alte Hüte, hat meine Oma im Dutzend, hauen Sie endlich auf den Schlamm! Ein mobiles Bidet? Meine Güte, was soll das, wo bleibt Ihre Phantasie, können Sie sich denn gar nichts vorstellen, wo man keine Elektronik einbauen kann? Verdammt, Ich gebe Ihnen noch eine Chance, eine einzige! Und? Was? Ein elektronischer Pastalöffel, den man nicht mal richtig anfassen kann, weil man sonst alle Knöpfe auf einmal drückt? Wie nahe liegt das denn? Ich gebe auf. Sie sind ein hoffnungsloser Fall.

(E-Schrott komplett gesehen bei Strange New Products)


18.12.2005 | 06:21 | Anderswo | Alles wird schlechter

Save the Hoodie


In England verboten: der Sensenmann (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Seit vielen Jahrhunderten wird das Kapuzenshirt, englisch Hoodie, von Minderheiten wie Mönchen, Rotkäppchen, Hooligans und Jugendlichen verehrt und verwendet. Damit muss Schluss sein, sagen nun viele besorgte Engländer aus unbestimmten Gründen. Schon seit längerem leisten sich Englands Polizei und Geheimdienste den etwas eigenwilligen Spleen, einfach alles über jeden herausfinden zu müssen. Als ein Nebenergebnis dieser Philosophie erhalten die Briten fast alleine die Videokameraindustrie am Laufen: Zwanzig Prozent aller weltweit installierten Überwachungskameras, insgesamt vier Millionen Systeme, stehen in Grossbritannien. Desweiteren legt man sich zur Zeit ein ganzes Arsenal an scharfen, sogenannten Anti-Terrorgesetzen zu, die das Leben im Land unkomplizierter gestalten werden – es ist dann einfach fast alles verboten. Im Zuge dieser Entwicklung ist es nur naheliegend, dass auch die Kapuze ins Schussfeuer gerät, schliesslich hat die englische Obrigkeit, zum Beispiel der Sheriff von Nottingham, schlechte Erfahrungen mit Kapuzenträgern gemacht, insbesondere im Wald von Sherwood. Die englische Labour-Regierung unterstützt daher offen, wenn auch etwas dümmlich, dass Einkaufszentren und Schulen neuerdings das Tragen von Kapuzenshirts verbieten. Seltsam ist, dass sich gerade die Kapuzenträger mit Nachdruck wehren, zum Beispiel im Rahmen der "Save the Hoodie" Kampagne von Lady Sovereign. Womöglich wurde hier ein entscheidender Nerv getroffen – solange sie dabei eine Kapuze tragen dürfen, ist Engländern offenbar alles egal. Vielleicht sollte man die empfindlichen Hoodies lieber in Ruhe lassen, immerhin gibt es wesentlich effektivere Varianten, das Gesicht zu verbergen, die ebenfalls noch nicht verboten sind, zum Beispiel Sonnenbrillen, Atemschutzmasken oder einfach Haare im Gesicht. Na los, England, dagegen muss man doch was unternehmen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


17.12.2005 | 18:22 | Anderswo | Alles wird schlechter

Das Waldemar Massaker


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nachdem dem türkischen Schriftsteller Orhan Parmuk momentan der Prozess gemacht wird, weil er das türkische Volk verunglimpft hat, indem er an das Massaker an den Kurden und Armeniern erinnerte, erinnern wir uns an einen anderen ca. neun Jahre zurückliegenden Fall von Volksverunglimpfung, als nämlich der Kärntner Lokalpolitiker Jörg Haider, mühsam seinen Neid unterdrückend, dem damaligen österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky vorwarf, er sei "der Weltmeister im Belügen der Österreicher". Der deutsche Dramatiker Max Goldt setzte noch eins drauf, indem er fragte, ob diese Meisterschaft jedes Jahr ausgeübt werden würde. Er wollte nämlich auch gerne einmal mitmachen, und proklamierte in einem offenen Brief an das Volk, dass die Jahrtausendwendenfeier erstens bereits am 1.1.1997, und zweitens nicht wie üblich auf dem Stephansplatz stattfände, weil dort die Weltmeisterschaft im Tortenheben der Frauenwahnsinnigmacher ausgetragen würde, das Jahreswechselfest würde dadurch kurzfristig in den Richard-Waldemar-Park verlegt. "Geht alle hin, denn es wird euer letztes schönes Silvester. Am 1.7.97 wird Österreich ja von Grossbritannien an China zurückgegeben".

Also direkt etwas Parkartiges hatte er ja nicht unbedingt anzubieten, unten stand die Sonderabfallannahmestelle inmitten dampfender und gärender Trennmülltonnen, gleich daneben, nur durch ein Hartlaubgestrüppensemble voneinander getrennt, eine öffentliche Pissstube, ein von einer flackernden Neonröhre beleuchteter, gekachelter, odeur-und fliegenreicher Raum. Auf den schiefen Bänken ruhten sich Drogensüchtige von den täglichen Mühen und Qualen des Tages aus. Das alles ist jetzt vom Erdboden weggefräst worden, momentan schabt man sich in Sedimente vor, die noch kein Mensch je zuvor gesehen hat, zur Zeit ist man in eine Schicht hellgrauer Tonerde vorgedrungen. Was in dieses Loch kommt, ist noch nicht ganz klar, vermutlich ein riesiges Hundeklo.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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Minus: 28, 196, 218, 219
Gesamt: 14 Punkte


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