Riesenmaschine

28.10.2009 | 15:55 | Anderswo | Supertiere | Alles wird schlechter

Warum Hummeln?


Hummelbestäubt aus Kassel (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Selbst in der nordhessischen Provinz lassen sich neuerdings Tomaten kaufen, die mit einer exklusiven Bestäubung durch Hummeln für sich werben. Dies wäre nun per se nichts Schlechtes, würden die "gemütlichen Brummer im bunten Pelzrock" nicht wegen ihrer Dummheit ausgenutzt und vor den Karren profitgieriger Bioproduzenten gespannt: So hält die entsprechende Informationsseite zur Hummelbestäubung fest, es sei ein wichtiger "Vorteil der Hummel", dass sie im Vergleich zur Honigbiene kein Kommunikationssystem besitze, mit dem sie ihre Artgenossinnen über attraktivere Nahrungsquellen informieren könne. Im Klartext: Während Kollegin Biene ihren Co-Bienen vortanzt, dass jenseits der langweiligen Tomaten viel leckerere Blüten warten, ist die dicke Hummel so doof, nur dort bestäubend herumzubrummen, wo man sie ausgesetzt hat.

Für die Feldversuche, auf denen das hummelverachtende Profitsystem gründet, hat man eigens eine Hummelwerkstatt eingerichtet und den Hummeln dort sogar einen "Rotlichtraum" geschaffen.

Demnächst erwarten wir artenrein bestäubte Produkte, gibt es doch in Europa allein etwa 70 verschiedene Hummelarten, darunter z.B. die Dufthummel, die Veränderliche Hummel, die Unerwartete Hummel und die Trughummel. Die "exklusiv felsenkuckuckshummelbestäubten cuore di bue" im Feinkostregal sind dann nur noch einen kleinen Bienentanz entfernt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Single Cola, Single Cask


19.10.2009 | 16:49 | Alles wird besser | In eigener Sache

Die Staatsqualle in uns

Die Leute, die sich Google Wave ausgedacht haben, erklären die Neuartigkeit der Wave gerne dadurch, dass es eine neue Art E-Mail ist. E-Mail, wie sie aussehen würde, wenn sie heute erfunden worden wäre und nicht vor ca. 30 Jahren. Natürlich kann man damit dann auch ganz andere Dinge anstellen als mit E-mail (via: Glaserei), aber das soll hier nicht Thema sein. Vorträge jedenfalls sind wesentlich älter als E-Mails, und deswegen hat sich die ZIA für eine Konferenz in Hamburg mit dem Titel "Die Performance der Lecture im Netz" überlegt, wie ein Vortrag aussehen würde, wenn er heute erfunden worden wäre und nicht vor einigen Jahrhunderten. Oder wenn er von Bienen erfunden worden wäre. Deshalb sieht man im nebenstehenden Video Philipp Albers, das Vortragsfrontend der ZIA, vor Publikum im Kreis laufen und die Fühler bewegen, wobei er eine Rede hält, die zeitgleich vom Hivemind ZIA in einem Skypechat abgefasst wird. Das Ergebnis ist langweilig, verworren und zusammenhanglos, unterscheidet sich also in nichts von einem herkömmlichen Vortrag. Und das ist es bekanntlich, woran man die Zukunft erkennt: sie sieht genau wie die Gegenwart aus, nur anders (vgl. Affe/Mensch, Computer/Schreibmaschine). Gleichzeitig ist das Ergebnis auch total innovativ, überraschend und hält intellektuelle Premium-Einsichten bereit, z.B. über Staatsquallen oder frühromantische Schnipselarbeit. Und obwohl Otto von Bismarck zufolge die Leute besser schlafen, wenn sie nicht wissen, wie Würste, Gesetze und Riesenmaschinebeiträge gemacht werden, können interessierte Leser hier ausnahmsweise zusehen, wie dieser Text von unzähligen emsigen Insektenbeinchen hervorgebracht wird.


17.10.2009 | 00:36 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Adiabatische Apokalypse


Der Autor bei der Erschaffung von Dänemark (Foto: Jemand, der zwar nicht so direkt gefragt wurde, Aleks Scholz aber wohl auch nicht abmahnen wird.)
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Erst mussten wir uns mit der Idee anfreunden, dass sich der frühe Kosmos wie ein Irrer ausdehnte, viel schneller als heute so üblich. Jetzt, wo wir das endlich eingesehen haben, obschon unter Hadern und Klagen, kommen so ein paar Leute aus Princeton und behaupten, es sei ganz anders. Und zwar sei es Zeit, über die Zeit vor dem Urknall zu reden. Genaugenommen seien da zwei Welten kollidiert. Dann noch irgendwas mit Superstrings, und schliesslich kam es zu einer ultralangsamen, adiabatischen Kontraktion, an deren Ende das heisse Ding steht, aus dem das heutige Universum, flach und glatt wie es ist, sich wundersam emporquält. Das Ganze führt den schönen Namen Ekpyrosis; ein Wort, das man sich nicht mal merken muss, denn es steht schon in der Wikipedia, erklärt als das finale Feuer, der apokalyptische Weltenbrand, aus dem das Neue entsteht. Das Neue, das sind wir: Fusspilz, Zweites Deutsches Fernsehen, Mu-Neutrinos. Alle zusammen sind wir Kinder der adiabatischen Ekpyrosis.


15.10.2009 | 15:41 | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Stösschen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie immer ist die Riesenmaschine darum bemüht, euch mit dem hottesten shit da draussen zu versorgen, also, Early Adopters: aufgepasst! Wer dieses Mal ganz vorne mit dabei sein möchte, sollte schon mal das halbe Wagenrad im Hobbykeller an die Wand dübeln, das Wildschweinfell abbürsten und die Zapfanlage klarmachen!

Vorhersage:
Der Herbst wird feucht!


Dieser Beitrag ist ein Update zu: Noch neuere neueste Trends


08.10.2009 | 11:11 | Nachtleuchtendes | Effekte und Syndrome

Alles in H0

Es ist äusserst selten, dass auf dem Feld der Kultur jemandem eine wirklich genresprengende Basisinnovation gelingt – wie Brechts "V-Effekt" oder Michael Jacksons "Moonwalk". Dass auf dem jahrhundertelang ausgeforschten Feld der Fotografie noch einmal eine neue – noch dazu analoge – Technik unsere Wahrnehmung puzzelt und unsere Synapsen knirschend neu verdrahtet, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Kein Wunder von daher, dass der Finne Miklos Gaal mit seiner verblüffend simplen Methode, Szenerien wie Modellbaulandschaften aussehen zu lassen, binnen kurzem zum internationalen Star der Fotokunst aufgestiegen ist. (Nicht zu verwecheln mit dem Street-Artist Slinkachu.) Schon vor über zwei Jahren wiesen wir darauf hin, dass die "Tilt-Shift" genannte Methode auch im Amateursegment starken Zuspruch erfährt, spätestens, seit sie alternativ zur teuren Hardware auch mittels eines simplen Photoshop-Filters zu haben ist. Entsprechend durchwachsen sind allerdings auch oft die Resultate.

Nun ist der Effekt endgültig im Mainstream, genauer gesagt: bei der Deutschen Telekom angekommen, die ihn für ihre Kampagne "Millionen fangen an" in Spots und Anzeigenmotiven benutzt – um nicht zu sagen: ausschlachtet. Bis wir uns endgültig an belebten H0-Landschaften, Mini-Fussballstadien und Liliput-Strassenszenen sattgesehen haben, schnell noch ein paar andere Tilt-Shift-Videos.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Sex in H0


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