Riesenmaschine

25.09.2009 | 04:21 | Anderswo | Fakten und Figuren | Listen | In eigener Sache

Jörg Schönenborn muss husten


Das ganze Spielfeld besteht aus 5 mal 5 Feldern, man darf ankreuzen,
wenn das Ereignis im Feld eintritt und wer eine Reihe voll hat, hat gewonnen. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Jeder Versuch, 2009 noch einen alsneuverkaufenden Einstieg zum Thema Bullshit Bingo zu finden, ist vergebens. Der Dilbert-Strip zum Thema ist mittlerweile über 15 Jahre alt, sogar der den Dilbert-Strip nacherzählende IBM-Werbespot ist von 2007. Bullshit Bingo gehört längst zum Grundwortschatz der Bürofolklore und wird dereinst sicherlich in die New-Economy-Hall-of-Fame aufgenommen werden. Ungeachtet dessen wurde zur anstehenden Wahl jetzt eine naheliegende Subvariante von Michael Brake und den Gebrüdern Metz entwickelt: Das Wahlshitbingo basiert auf einer Sammlung von rund 400 Floskeln und Fakten und sorgt für eine nachweislich veränderte Fernsehrezeption. Öffentlich vorgeführt wird es am Sonntag ab 17.30 Uhr bei der Wahlparty im Frankfurter Kunstverein, wo es ausserdem noch weitere Gimmicks und Gäste zu sehen gibt. Man kann es sich aber auch einfach nur ausdrucken und zu Hause spielen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: "Hinten kackt die Ente"

Schlager Densford | Dauerhafter Link


24.09.2009 | 11:11 | Vermutungen über die Welt | Effekte und Syndrome

Freiheit aushalten


Das Regime der Freiheit zu Gast an der Staatsoper in Berlin (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Für eine erweiterte Interpretation des Regierens bzw. der Regierungskunst, die auf den Mikrostrukturen der Macht aufbaut, hat Michel Foucault in seinen Vorlesungen Ende der 1970er am Collège de France den Begriff Gouvernmentalität geprägt. Gemeint sind damit weniger physische und institutionelle Machtmittel, sondern die psychische Kondition – buchstäblich: die Mentalität –, die das Regieren zur Angelegenheit der Regierten macht. Wie das allgemeine Einverstandensein so ist auch die Forderung nach Selbstregierung in Eigenregie heute triviale Realität einer gleichermassen deregulierten und permissiven Gesellschaft. Das Paradoxon des antiautoritären Kinderladens ("Tante, müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?") ist uns so sehr zur zweiten Natur geworden, dass es uns selten bewusst wird. Dabei bezieht sich der Zwang zur Freiheit keineswegs nur auf das Erwerbssubjekt, sondern zuvorderst natürlich auf den als mündig und autonom vorgestellten Konsumenten. Dass der Kunde König sei, ist eine Binse. Dass der vermeintliche Souverän aber selbst keineswegs souverän ist, sondern seinerseits in multiple Zwänge verstrickt, die foucaultsche Pointe bei der Angelegenheit. Uns auf offener Strasse in kondensierter Form und unsubtilen Lettern die Zweischneidigkeit und Abgründigkeit des Imperativs zum Selbstregime im entfalteten Konsumkapitalismus vor Augen zu führen – das hinwiederum ist der kollaterale Verdienst einer neuen Bionade-Aussenwerbung, die an sich einfach nur auf die kommende Wahlen eincashen wollte.


19.09.2009 | 20:54 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Der Einäugige unter den Brillen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Avast! Heute ist schon wieder International Talk Like a Pirate Day! Und damit einjähriger Geburtstag der Google Pirate Edition. Wer den ITLAPD nicht nur verbal, sondern auch fashiontechnisch angemessen feiern will, dem sei die zeitgemässe Adaption der Augenklappe empfohlen: Die Fuck-3D-Brille vom in der Riesenmaschine allseits geschätzten Medienkünstler Aram Bartholl (via Nerdcore, hier als Bausatz-PDF zum Download). Nicht nur ein würdiger Nachfolger von Bartholls First Person Shooter-Brille – sondern zugleich ein wichtiges Statement im täglichen Kampf gegen die 3Disierung unserer Umwelt. Savvy?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Piraten-Statusmeldung


18.09.2009 | 10:15 | Berlin | Anderswo | In eigener Sache

Ein Buch wie ein Atomtest


Der Autor bei einer Levitenlesung während der Kulturrevolution, ca. 1972 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Nachdem Christian Y. Schmidt im letzten Sommer mit seinem Reisebuch Allein unter 1,3 Milliarden – Eine chinesische Reise von Shanghai bis Kathmandu überraschend auf der Spiegel-Bestsellerliste landete, erscheint in diesem Herbst pünktlich zur Chinabuchmesse in Frankfurt sein zweites China-Buch: Bliefe von dlüben. Der China Crash-Kurs erklärt in einfachen Worten, weshalb in China dreissig Tage im Jahr Krieg herrscht, warum die Pandas ausgerottet werden müssen oder wieso die meisten Chinesen sich in einer Stadt nicht orientieren können. Ausserdem erfährt man fast alles über chinesische Pop-, Rock- und Punkmusik, über Raub-DVDs, die Sprache Chinglish, Huntingtons Stadtplan, das chinesische Raumfahrtprogramm, Wachskaulquappen, den Fluch der Saiga-Antilope oder das chinesische Internet. Wer das Buch liest, hat am Ende ein komplettes China-Abitur in der Tasche, das es ihm erlaubt, demnächst zusammen mit den Chinesen diesen Planeten zu übernehmen und das Weltall vielleicht auch.

Um dieses ziemlich unentbehrliche Kompendium zu präsentieren, kommt Schmidt, der ansonsten als Senior Consultant der Zentralen Intelligenz Agentur in Peking wohnt, im Herbst zu einer mittelgrossen Tournee nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Die Tour beginnt am Sonntag, den 20. September, um 20 Uhr im Monarch in Berlin-Kreuzberg, und führt bis November durch insgesamt zwanzig verschiedene Städte. Dabei wird nicht nur vorgelesen, sondern es werden wohl auch wirre China-Fotos an die Wand geworfen und chinesische Krachmusik gespielt. Kommt alle zu den Lesungen, bevor es am Ende andere tun!


16.09.2009 | 17:48 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Abschied von H0

Die Abschaffung sämtlicher Materie mit Ausnahme von Schaumzuckermäusen ist seit jeher eins der zentralen Ziele der Riesenmaschine. Materie, gleich nach dem Fickwunsch zweitwichtigstes Übel der Menschheit, belästigt und beschwert uns bei vielen Gelegenheiten von der Schlüsselbundsuche bis zum Klaviertransport. Aber ganz ohne Umstellungsschmerzen wird sich der Abschied von der Materie nicht vollziehen lassen, Übergangslösungen sind gefragt. Wo auf Materie nicht verzichtet werden kann wie z.B. im Modelleisenbahnbau oder beim Bezahlvorgang, da kann man zumindest versuchen, ihre Menge so gering wie möglich zu halten. Mit gutem Beispiel geht David K. Smith voran, der die kleinste Modelleisenbahn der Welt sowie eine noch etwas kleinere Modelleisenbahn gebaut hat (via Hacker News). Im Video nicht zu sehen: Im letzten Waggon sitzt ein Männchen, das Gesichter in Kirschkerne schnitzt. Ein sperriger Hobbykeller ist damit nicht mehr erforderlich, er wird von der zuständigen Materieentsorgungsstelle nach Terminvereinbarung kostenfrei abgeholt.


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"Lawless", John Hillcoat (2012)

Plus: 23, 35, 37, 48, 55, 56, 80, 138, 149
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