Riesenmaschine

25.11.2005 | 21:47 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Ein schöner Tag in der Firma


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als aber die Diskussion um das Dosenpfand wieder ein bisschen abgeebbt war, da warf irgendwer einen Blick ins Gesetz und sagte: "Scheff! Wenn wir in die Dose gar kein Getränk füllen, sondern irgendwas anderes, sagen wir Katzenstreu, oder Klopapier oder meinetwegen belgische Pralinen, dann kostet das gar kein Dosenpfand! Das wäre zwar kompletter Blödsinn, aber ich sag ja nur: theoretisch!" Und jemand anders schneuzte sich in ein Robbenbaby und sagte: "Die Dosen stellen wir dann total sinnlos ins Kühlregal, das wir mit Atomstrom aus der Ukraine kühlen, weil: ist ja eh schon egal!" Und schon bekamen die beiden lustig blinkende rote Leuchthörner zum Aufsetzen und die Goldene Mitarbeitergabel des Monats. Herzlichen Glückwunsch!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein Plakat entsteht


25.11.2005 | 14:17 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Baumbeschilderungsreformen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Reformstau, was ist das? Eine sympathische Einstellung, die die Abteilung Grünflächeninspektion von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin offenbar an den Tag legt. Und so wird dort munter vor sich hinreformiert, und zwar im unfassbar wichtigen Bereich Baumnummerierung, Unterabteilung Beschilderung. Wie man dem nebenstehenden Bild – entstanden Paul-Lincke-Ufer Ecke Forster Strasse – entnehmen kann, scheint man bei der Verwaltungsbehörde zur Baumbeschilderung irgendwann eingesehen zu haben, dass die in weisser Farbe aufgetragenen Baumnummernschilder doch nicht ideal sind. Wind und Wetter, Wuchsschäden, Borkenkäfer – Farbe auf der Rinde hat viele Feinde. Wahrscheinlich kam man zum Schluss, dass angenagelte Schilder besser sind. Und wo man schon mal dabei war, nummerierte man die Bäume um. Aus Baum 59/13 wurde Baum xxx, die Nummer auf dem schwarzen Schild liess sich nicht mehr eruieren, sie muss jedoch drei- statt vierstellig gewesen sein.

Einige Zeit später wird ein junger Baum- und Forsthilfsassessor mit Karrieredrang ein flammendes Pamphlet gegen schwarze Baumschilder bei der Grünflächeninspektion in Umlauf gebracht haben. Er sah in einer vollständigen, 100%igen Totalreform seine Chance, schrieb ein vermutlich dutzendseitiges Konzept namens "Baumbeschriftungsreform des Bezirkes Friedrichshain Kreuzberg unter Berücksichtigung der grosspolitischen und weltwirtschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts". Er stiess beim Oberbaumbeschilderungswart des Überbezirklichen Hauptgrünflächenamtes auf offene Ohren: Das weisse Baumschild wurde eingeführt, inklusive einer anderen Nummerierung, bei diesem Baum nämlich die Nummer 124. Doch auch dieser Vorgang mag länger her sein, die Nägel der weissen Schilder sind zum grossen Teil verrostet. Die Riesenmaschine wird daher die Baumbeschilderungsszene weiter intensiv beobachten – eine neue Reform kann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir hoffen auf eine Lösung, die mindestens Bluetooth, hoffentlich aber auch GPS und ein Autotagging-Webcam-Vlog (Web 2.0!) enthält und antizipieren die entsprechende Schlagzeile des Berliner Baumboten: "Grünflächeninspektion überspringt das 21. Jahrhundert!"


25.11.2005 | 12:54 | Berlin | Alles wird besser

Trash Revival


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Während das SZ-Magazin heute passenderweise mit einer schönen Titelgeschichte über Trash aufmacht (Untertitel: "Der moderne Mensch will sauber sein, dabei braucht er den Dreck zum Leben. Eine Hommage an den Schmutz in unserer Kultur"), verdichten sich die Gerüchte um die Wiedereröffnung und den neuen Standort unseres Berliner Lieblingsklubs, dem White Trash Fast Food, zur handfesten Tatsache.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nach der von lange angekündigten, dann aber doch überraschenden und verheerenden Schliessung des Stammlokals Ende Juli und einem kurzen Flohmarkt -Zwischenspiel soll das White Trash wohl in allerkürzester Zukunft, nämlich heute, im ehemaligen Irish Pub mit angeschlossenem Dolmen Club in der Schönhauser Allee 6-7 eröffnen.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Tradition, geschmacklose Locations weitehend im Urzustand zu bespielen, würde damit nahtlos und geschmackvoll fortgesetzt. In einer Rundmail mit der schönen Betreffzeile: "Bloodthirsty Bitches on Steroids seeking one night of meaningless fist" kündigen die Betreiber in gewohnter Tonalität, die wir so lange vermisst haben, an: So here's the story... They tried to break our balls, yes they tried to use their evil bureaucratic voodoo on us, but it was no match for our fear of having to get normal jobs. White Trash Fast Food is back, same shit, different place. Yes we have a new place, and we'd like you to see it. Your ticket will be sent in the mail, and should arrive thursday. So that's your invitation to come celebrate with us Friday, Saturday, and Sunday for a premiere preview weekend. Seitdem belauern wir den Briefkasten und werden am Wochenende, auch falls die Tickets nicht eintreffen sollten, einfach mal auf Verdacht dort vorbeischauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: White Trash Floh Markt


25.11.2005 | 02:27 | Anderswo

Glücklich sein in Pforzheim


Foto: wallyg
Die BBC hat ein neues, crazy Crossoverformat aus Reality TV, Dschungelcamp und Lebensberatung erfunden: "Making Slough Happy". Die Stadt Slough (sprich: Slau) liegt geringfügig im Westen Londons, wird vom benachbarten Windsor Castle überschattet und schreibt sich exakt wie die englische Vokabel für "Dreckloch", slough, ein Dreckloch, das zudem den meisten Briten, seien sie gebildet oder religiös, via John Bunyans protestantischstem aller Gleichnisse "The Pilgrim's Progress" als "Sumpfloch der Verzweiflung" ein Begriff ist. Schwere Zeichen haben sich über Slough zusammengebraut, das auch in der Serie "The Office" bekannt wurde. "It never rains but cats and dogs" wie der Engländer sagt. Oder auf deutsch, weil das ja auch eine schöne Sprache ist: Wer nicht im Dreckloch sitzt, werfe den ersten Schleim.

Prima Idee also, die Menschen in Slough, die, scheint's, ein wenig mürrisch sind, die zu ihrer Stadt ein tendenzielles Dooffinde-Verhältnis haben, aufzuheitern. Was konkret durch ein "happiness manifesto" geschehen soll, konkreter dadurch, dass man mit ihnen die schöne Natur aufsucht, die den Vorteil hat, schöner zu sein, als – Beispiel jetzt: – Slough, oder indem man sie auf einen Friedhof führt, wo sie lernen, es geht anderen in echt schlechter als dem Slougher an sich. Weil andere beispielsweise tot sind. Manche sogar schon seit längerer Zeit. Und keine Blumen.

Nachdem Programme, in denen man erfuhr, wie man einen Kreativdirektor verpflanzt in die Zeiten der Reformation ("und ich sage ihm noch, 99 Thesen? Ma geule, das ist doch soo Beigbeder"), bis zum Überdruss aus GB stibitzt und umgemendelt wurden, wäre es ziemlich mucho weit vorn, jetzt mutig zu sein – Impossible is Nothing! Warum sich nicht was Neues einklauen? And now for something completely Überraschendes: Zurück zum Textbeginn. Wie wäre es als Titel mit: "Glücklich sein in Pforzheim"? Na? Ja? Noch fucking surprisingly überraschender aber: Das war in echt noch gar nicht das Ende des Textes. Noch weiter vorne sind in diesem Fall nämlich – nein, nicht die Japaner, nicht die Koreaner –, sondern, scheiss die Wand an, ausgerechnet die Amerikaner: Big Brother TV mit Realitytieren aus dem Dschungel.

Martin Bartholmy | Dauerhafter Link


24.11.2005 | 21:26 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Behinderte raus


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es ist wahr, dass Grafiker einen schweren Job haben, weil sie das bunt machen müssen, was andere ihnen sagen, obwohl sie nichts mehr hassen, als bunt zu machen, was andere ihnen sagen. Es ist auch wahr, dass Piktogramme und Stilisierungen viel, viel schwerer zu designen sind, als man annimmt. Trotzdem hätte der entwickelnde Grafiker, aber auch der zuständige Projektmanager und schliesslich die anbringende Person selbst eine Spur mehr Feingefühl zeigen können. "Behinderte verboten", dieses Schild auf dem Nürnberger Flughafen klebt ohne ersichtlichen Grund an einer Säule mitten in der Abflughalle. Im ersten Moment denkt man so bei sich, klar, die Nürnberger Rassegesetze wirken hier im volkshygienischen Bereich noch nach. Erst einige Nachfragen später offenbart sich die Bedeutung des Schilds: "Ab hier keine Möglichkeit mehr für Rollstuhlfahrer, die Ebene zu wechseln, weil nur noch Treppen und keine Fahrstühle mehr vorhanden sind." Hätte man auch selbst drauf kommen können. So weit ist Nürnberg nun auch nicht hinterher.


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