21.11.2005 | 01:41 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | In eigener Sache
Die deutschsprachige Blogosphäre, fand Holger Hank, Redaktionsleiter des Online-Portals der Deutschen Welle, anlässlich der Verleihung der letztjährigen Deutsche Welle International Weblogs Awards, sei "derzeit sehr stark mit sich selbst beschäftigt". Ihm fehlten "gut geschriebene Blogs, die sich mit den brennenden Themen befassen: Globalisierung, Sozialabbau, Terrorismus." Hanks Ruf sollte nicht ungehört verhallen; umgehend wurde die Riesenmaschine in Gang gesetzt, die sich seitdem quasi rund um die Uhr mit den Themen Globalisierung, Sozialabbau und Terrorismus (letzteres ausserdem hier und irgendwie auch hier) auseinandergesetzt hat. So konnte es nicht ausbleiben, dass der prestigeträchtige Userpreis 2005 in der Kategorie "Best Journalistic Blogs German" an die Riesenmaschine ging. Wir beglückwünschen unsere Autoren zum Gewinn je eines siebenunddreissigstel iPod-Shuffles und danken allen treuen Lesern, die uns zu diesem herrlichen Preis verholfen haben!
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wahlaufruf
20.11.2005 | 15:00 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Gut, es ist nicht leicht, Jungs zum Spielen mit Puppen zu bewegen. Auch wenn es bestimmt pädagogisch wertvoll ist. Oder wäre. Oder sein könnte. Die Firma Revell, die sich schon seit Urzeiten um das Wohl der zukünftigen Männer sorgt – zum Beispiel mit zusammenklebbaren Panzern – ist sich ihrer Verantwortung bewusst und beglückt die Jungs seit einiger Zeit mit Puppen. Natürlich nicht mit traumatisierend unrealistischem Barbiequatsch, sondern mit "unglaublich ähnlich" aussehenden "Lieblingsfussballstars". Die Kick-O-Mania Figuren bekommen nämlich nicht wie anno Dings die kleinen Tipp-Kick Kicker ihr unverwechselbares Profil durch absplitternden Lack. Oder unverwechselbare Spielerqualitäten durch diverse Tuningtricks. Nein! Die Kick-O-Maniacs sind von Hause aus 3D-gescannte, computermodellierte Stars. Wie obenstehendes Foto eindrucksvoll beweist. Falls sich jemand nicht ganz sicher sein sollte, wer da seinen Kopf hat scannen lassen, kann man sich hier vom gewohnt geschmeidig agierenden Ballack die Revell-Spielerelite vorführen lassen. Auch wenn wir zugeben müssen, dass Deco oder auch Rooney einen spontanen Kaufreiz auslösen, finden wir einen nur 19 Mann umfassenden Kader etwas dürftig und wünschen uns zum Beispiel Lucio oder Ronaldinho – kaum auszudenken, was das für schmucke Püppchen wären! Schön aber, dass Revell den Stars keinen Kick-Knopf aus dem Kopf ragen lässt, bedient werden die erstaunlich grossen Puppen durch Spannen des Schussbeins (alles Rechtsfüsse!) und Drücken des "Actionknopfs" – man sticht dem Kicker mit dem Finger beherzt zwischen die Schulterblätter und schon "zimmert er den Ball ins Netz." Um sich ein abschliessendes Urteil erlauben zu können (Voll bewegliche Gelenke! Super Spielmöglichkeiten!), wird die Anschaffung eines van Nistelrooys erwogen. Denn interessant wäre natürlich auch, was die Kicker so unter ihren Trikots tragen. Aber Puppen ausziehen, das ist wohl Mädchendenken.
19.11.2005 | 17:25 | Anderswo | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn man in der Hohen Tatra durch den nadeligen Bergwald stolpert, kann man auf verschieden Merkwürdigkeiten stossen. Etwa auf Millionen zerstörter Bäume, denn auf den Tag genau vor einem Jahr fegte ein erbarmungsloser Orkan über das Gebirge und riss die Hälfte aller Bäume dort in den Tod. Man kann aber auch auf das abgebildete Gebäude stossen. Es handelt sich um das bemerkenswerte Hotel Panorama in Štrbské Pleso des slowakischen Architekten Zdenik Rihák, erbaut 1965 bis 1970. Das dicht an der schillernden Grenze zur nachgebauten Halluzination entlangtänzelnde Bauwerk ist Teil einer bisher aufmerksamkeitsvernachlässigten Architektur, der Ostmoderne. In die Öffentlichkeit getragen wurde dieser Wortspieltitel einer Bauära von den Machern einer höchst wunderbaren Website: Ostmoderne.com. Dort versammeln die Architekten Maik Novotny und Benjamin Konrad und die Fotografin Hertha Hurnaus die Bauten dieser Nachkriegsrichtung aus Osteuropa. Dass das nicht nur a) kulturell notwendig ist, solange die teilweise abrissgefährdeten Bauten noch stehen, sondern b) auch interessant und c) super fotografiert ist, ist inzwischen sogar in die Hochkultur hochgesickert: Das Louvre stellt einen Teil der auf der Website versammelten Fotos auf der morgen zu Ende gehenden Messeausstellung Paris Photo aus. Konzeptbauten mit dem spröden Charme zwischen subversivem Beton-Ostpop und sozialistischer Farbgestaltung sind aber nicht das einzig Abgebildete. Wie an den Fotografien unten zu erkennen, wurden auch innenarchitektonische Werke geschaffen, die die damaligen Architekten offenbar hemmungslos von vielen, vielen heutigen Clubdesignern kopiert haben.
(Lounge für Regierungsmitglieder, Flughafen Bratislava, J. Bahna, V. Vilhan, 1973)
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
19.11.2005 | 13:50 | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Immer wieder Grund zum Grübeln ist der unter Kreativniks häufigverbreitete Drang zur Doppelbegabung. Man kennt sie doch, die malenden Musiker und Sänger, die Schundromane schreiben und auch noch fechten und dicke Flugzeuge steuern müssen. Der Künstler glaubt, mit einer Disziplin sei es nicht getan, seine übersprudelnde Kreativität zu kanalisieren, und die Scharen der ihn umzäunenden Fans, Groupies und andere Speichellecker wagen seine mickrigen Bilder/Bücher/Fotos nicht zu kritisieren, oder noch schlimmer, sie finden das Zeug wirklich auch noch gut. Einer, der es wirklich kann, der WIRKLICH mehr kann als das, wofür man ihn kennt, nämlich als guten, manischen Schauspieler, ist Vincent Gallo, der sich eigentlich ununterbrochen selbst spielt, eine andere Rolle kann er nicht. Nicht nur, dass er eine unfassbar schöne, skizzenhafte Akustikplatte ausgerechnet beim Elektronikavantgardelabel Warp abgeliefert hat, er führt auch Regie, und während sein Debut Buffalo 66 noch ein kleiner konventioneller, tragikomischer Film war, geht sein letzter Brown Bunny radikal in eine vollkommen andere Richtung, nämlich in die, für die auch Andy Warhol seine zähen Filme produziert hat, fetischreiche, erratische Kunstblöcke. Brown Bunny ist ein schmerzhaft trauriger, unglaublich dunkler, aber auch elendst langweiliger Film über einen verzweifelten Rennmotorradfahrer, Gallo spielt sich selbst natürlich, der seine tote Freundin sucht, gespielt von Chloë Sevigny, der Film kulminiert in einem rohen Blow Job, bei dem beide Akteure nur wispern, flehen, schimpfen und weinen. Niemand mochte den Film, in Cannes wurde er ausgelacht, Gallo hat sich unter Tränen für ihn entschuldigt. Er hätte es nicht tun müssen, weil sein Film den Beweis dafür erbracht hat, dass der normale Kinogeher offenbar doch noch unflexibler, dümmer und muffiger ist, als man bisher angenommen hat, und alles ablehnt, was nicht in ein herkömmliches Erzählschema bzw. seine kleine lineare Welt passt. Und weil Gallo einfach so ein einzigartiger Mensch ist, versteigert er jetzt auch noch sein Sperma im Internet. Bei der Artikelbeschreibung erfährt man, dass er für einen Dreiundvierzigjährigen überraschend wenig graue Haare hat und weiblichen Abkömmlingen von deutschen Soldaten des zweiten Weltkriegs Rabatt gewährt.
19.11.2005 | 03:33 | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"Du willst zwischen den Jahren am Arlberg skifahren und hast kein Zimmer gebucht? Kauf dir einen Denali und eine Isomatte. Ich bin mit Tourenskiern auf 2.000 m gestiegen und habe ohne Zelt im Schlafsack geschlafen. Wenn du das zwei Nächte lang machst, ist die Anschaffung schon bezahlt." So empfiehlt Globetrotter-Kunde Andreas Bronder einen knapp 350 Euro teuren Schlafsack, in dem man bis -44 Grad gerade noch so eben überleben kann. Superidee, gerade für Menschen, die von den Fragen "Hm, Berlin verlassen?", "Oh, schon wieder Weihnachten?" und "Buchen? Wie, buchen? Da kann ich ja gleich Bahn fahren!" notorisch überfordert und deshalb dankbar für jeden Last-Minute-Tipp sind. Konsequent weitergedacht kann man die Ski auch weglassen und auf einer Plastiktüte zu Tal rutschen (weitere 300 Euro gespart), und das statt am Arlberg im Görlitzer Park tun (noch mal ab 79,- EUR) sowie danach einfach für immer dort bleiben und nie mehr Miete zahlen (Ersparnisse bis zu 8.400 Euro pro Person und Jahr). Einerseits geht das natürlich, wir weisen auf den hier bereits erwähnten Trend zur Luxese hin. Aber andererseits – ach was, andererseits! Bitte beachten Sie die Änderung der Redaktionsadresse.
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