Riesenmaschine

09.11.2005 | 16:10 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Begrabt mein Herz an der Biegung der Autobahn

Noch mehr Seltsamkeiten aus dem seltsamen Land Südkorea. So stirbt der Koreaner beispielsweise gleich zwei Mal. Zurückzuführen ist das auf die ganz spezielle Art der hiesigen Bestattung. Die Koreaner lassen sich nämlich nicht einfach so in einem Grab verscharren, sondern ziehen es vor, unter einem rund einsfuffzich Meter hohen, kreisrunden Hügel zu verwesen. Erst wenn dieser Hügel nach rund 100 Jahren in sich zusammengesunken ist und das Grab damit nicht mehr erkennbar, sei der koreanische Mensch, so heisst es, auch wirklich ganz hinüber. Früher liess man sich in Korea vorzugsweise auf einem Berg im Wald begraben. Heute wird, wie dieses Bild von der Autobahn Jinju – Kwangju zeigt, eine erhöhte Position am Rand der Autobahn bevorzugt. Warum, das ist bis heute nicht geklärt. Eventuell lieben es die koreanischen Zombies, sich in den hundert Jahren ihres zweiten Sterbens an den Verkehrstoten zu delektieren, die auf den Schnellstrassen anfallen.

Fest steht jedenfalls, dass man in dem kleinen, beinstumpfförmigen Land ein eher relaxtes Verhältnis zum Tod hat, selbst wenn er unerwartet und massenweise eintritt. Nicht zuletzt beweist das dieser Klopapierspender, den die Riesenmaschine in einer Toilettenkabine auf einer Raststätte vorfand, die ebenfalls an genannter Autobahn liegt. Was das nun wieder bedeuten soll? Die allzu nahe liegende Antwort geben sie sich bitte selber. Minder assoziationsbegabte Zeitgenossen klicken hier.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


09.11.2005 | 12:41 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Westlich von Japan


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass die Amerikaner Australien für den Iran und Norwegen für die Hauptstadt von Schweden halten, ist nicht neu. Aber wie die nebenstehend abgebildete, von Riesenmaschine-Informant Patrick in Japan erworbene Papiertüte zeigt, weiss der Japaner seinerseits auch nicht viel mehr, als dass Amerika ein grosses, dreiecksförmiges Land im Westen ist. Das hätten wir von Japan, immerhin der Hauptstadt Koreas, nicht gedacht!


09.11.2005 | 12:14 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Knochenjobs


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Für grosse Teile der Menschheit ist es völlig selbstverständlich, den eigenen Körper zu verkaufen, um davon zu leben. In China treibt man das Ganze jetzt noch ein Stück weiter und verkauft Teile menschlicher Skelette an durchgeschossene Goths, die sie zu Schmuck verarbeiten. Natürlich ist das Ganze völlig legal, denn die Knochen stammen von ausgedienten medizinischen Präparaten und auch der Artenschutz ist gewährleistet, solange die Zahl chinesischer Knochenspender die westlicher Knochenlutscherteens und Halloween-Kunden um ein Vielfaches übersteigt. Gerüchte, dass Dr. von Hagens demnächst auch ins Schmuckgeschäft einsteigt, sind dagegen bislang unbestätigt.

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link


09.11.2005 | 06:29 | Vermutungen über die Welt

Geist und Materie


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In unserer gründlich durchrationalisierten Gesellschaft wird oft vergessen, dass Vernunft und blinder Glaube nicht etwa zerstritten sind und kein Wort miteinander wechseln, sondern im Gegenteil regelmässig durchaus gelungene Abende zusammen verbringen. So beruht jedes noch so logische und durchdachte Gedankengebäude, zum Beispiel die modernen Naturwissenschaften oder die Funktionsweise der Brotschneidemaschine, auf irgendeinem total willkürlichen, unbeweisbaren Glaubenssatz, und sei es nur die Gewissheit, dass da draussen auf der Aussenseite des Kopfes irgendwas existiert, auch ganz ohne halluzinogene Drogen. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht erwähnenswert, dass Kopernikus, oft als Vater der neuzeitlichen, rationalen Welterkenntnis gefeiert und vor einer Woche vermutlich exhumiert, eine abenteuerliche heliozentrische Theorie ins Leben stiess, die, verglichen mit der Realität, auch nicht besser dastand als der ebenso abenteuerliche geozentrische Quatsch. Kopernikus war nicht vernünftiger und intelligenter als der verblendete Rest, er war nur anders verwirrt.

Umgekehrt ist es aber auch so, dass Dinge, die von Grund auf vernünftig und klug erscheinen, plötzlich über sich hinaus weisen, eine transzendentale, metaphysische Ebene entwickeln. So hat die oben abgebildete kanadische Mülltonne vor kurzem eine Religion gegründet, deren Dreh- und Angelpunkt der unerschütterliche Glauben an die sogenannte (hier auch schon vorgestellte) Megabin ist – ein zumindest für die Mülltonne selbst unbeweisbares Gedankenkonstrukt, in das der Benutzer seinen Müll stattdessen werfen soll. Und so werden wir alle an irgendeinem Punkt zu Fundamentalisten, Kopernikus glaubt an die Sonne, andere an Megabin, und wieder andere an die Worte der Riesenmaschine.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


08.11.2005 | 18:51 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Aussen Perlen, innen Säue


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein Handy aus massivem Gold mit 2.590 blauen Diamanten zum Etwas-geiler-als-Geiz-Preis von über 1 Million US$ mit Ultraschrott-Innenleben von Motorola – genau das richtige Weihnachtsgeschenk für alle Freunde des Absurden, die vegetarisches Essen in Tierschädeln auf Pelztischdecken servieren! Es muss sich wohl um ein weiteres Anzeichen des schon länger propagierten Trends zur "Luxese" handeln, bei der das oberste und teuerste Segment sowie die Discounter und Ramschmärkte boomen, die Mitte aber ausstirbt. (Die Mitte, das wäre in diesem Fall das mit 6-24.000 Euro mittelteure, aber dafür auch richtig mittelgute Handy Vertu.) Ganz neu ist beim Gold-Motorola allerdings die Verschmelzung von Luxus und Askese in einem einzigen Produkt, und da können wir nur sagen: Jetzt aber schnell, Maybach/Lada, Inscene/Prada und Unox Heisse Tasse/KPM!


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