Links: Der attraktive Riesenmaschine-Preis. Rechts: Glücklicher Gewinner. (Klagenfurt, Wörtherseestrand, Foto: Kathrin Passig)Am Mittwoch, den 23. Juni, beginnt eins der vier wichtigen Feste im Riesenmaschine-Jahr: die Klagenfurter Tage der deutschsprachigen Literatur. Wie schon 2008 und 2009 werden wir wieder den mit 500 Euro dotierten Automatische Literaturkritik Preis der Riesenmaschine verleihen. Die aktualisierte Kriterienliste steht für den diesjährigen Bewerb fest und kann erst für 2011 wieder geändert werden; Vorschläge bitte wie immer in den Kommentaren einreichen.
Während der Lesungen steht die punktvergebende Riesenmaschine-Jury vor Ort erfahrungsgemäss unter Stress, Zeitdruck und Badewunsch, nicht jedes in den Texten vorkommende Nagetier wird immer sofort entdeckt und gewürdigt. Wir bitten um Verständnis für den Fall, dass die vergebenen Punkte eventuell im Laufe der Lesetage noch nach oben oder unten korrigiert werden müssen, und werden diese Korrekturen in diesem Jahr transparenter als in den Vorjahren zu machen versuchen. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Verfahren frei von jeder Willkür, das jeder Interessierte anhand des Kriterienkatalogs selbst nachvollziehen kann.
In Klagenfurt lesende Riesenmaschineautoren – diesmal: Aleks Scholz – sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Ergänzend zur Punktevergabe in der Riesenmaschine werden auf dem Schwesterschiff Lesemaschine lesevorbereitende und -begleitende Dienste geleistet.
Eindrucksvolle Steine auf Itokawa (Quelle: JAXA) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Das Schicksal der Menschheit hängt am seidenen Faden, und nur Hayabusa kann uns retten. Das sieht jetzt wie eine gnadenlose Übertreibung aus, aber erstmal abwarten. Kurz zur Erinnerung: Die japanische Raumsonde Hayabusa verliess die Erde im Mai 2003, zu einem Zeitpunkt also, als Schröder Kanzler war, die Riesenmaschine noch in Lüdenscheid wohnte und wir alle dachten, Gorbatschow sei kein Ausserirdischer. Gut zwei Jahre später landete Hayabusa auf der einsamen Felsenwurst Itokawa, ein 500m x 300m grosser freischwebender Schutthaufen irgendwo da draussen, viele, viele, viele Meilen entfernt. Die Riesenmaschine trank sich tagelang vor Begeisterung ins Delirium.
Jahre gingen ins Land. Niedliche Tierbabys wurden geboren. Hässliche alte Menschen starben. Hayabusa machte einiges mit. Brutale Sonnenwinde, kaputtes Gyroskop, Treibstoffleck, Triebwerkprobleme, und dann ging auch noch die Landesonde Minerva im Weltall verloren. Ob der eigentliche Plan Hayabusas, nämlich auf die Wurst zu schiessen und mit dem Staubsauger die entstehende Dreckwolke einzuatmen, geklappt hat, ist noch ungewiss. Trotz aller Schwierigkeiten scheint die Geschichte spektakulär erfolgreich auszugehen: Hayabusa wird als erste Sonde ihrer Art auf die Erde zurückkehren, und zwar schon in wenigen Tagen. Genaugenommen nach Australien, wer weiss, ob das noch als Erde zählt. Sollte die Sonde tatsächlich Wurststaub im Bauch haben, könnten wir uns endlich ein Stück Itokawa ins Regal stellen (natürlich nur, wenn die Stücke von Itokawa nicht laufen können).
also am besten, man schaffte das Anfangen komplett ab, so dass es weder Anfang noch Ende gäbe.
Denn Dinge anzufangen ist mühsam. Dabei liegt die Lösung so nah: Einfach keine Dinge mehr anfangen – aber dafür auch nie wieder mit irgendwas aufhören.
Dieses chinesische Konzept für einen Zug, der niemals hält, zeigt wie es geht. Ein Schnellzug trägt eine Art Sozius-Zug huckepack und klinkt ihn an Bahnhöfen sanft ein und wieder aus. Da Passagiere zwischen beiden Zügen während der Fahrt umsteigen können, muss der Schnellzug nie anhalten.
Jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne, der Prokrastinateur weiss es, die Physik lehrt es uns. Anstatt Dinge enden zu lassen, wäre es
Wie man den Bachmannpreis gewinnt - Gebrauchsanweisung zum Lesen und Schreiben von Angela Leinen Heyne, 2010 Flexicover, 12,95 € (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die Riesenmaschine steht traditionell in einer beinahe symbiotischen Verbindung mit dem Ingeborg-Bachmann-Wettlesen. Der Doppelsieg unserer Autorin Kathrin Passig 2006 brachte das kleine Literaturfestival in Klagenfurt überhaupt erst auf die Kulturlandkarte. 2007 begeisterten wir die Welt mit einem Klagenfurt-Wettbüro, 2008 sagten wir mit Hilfe der Automatischen Literaturkritik den späteren Sieger voraus. 2009 nicht. Und in diesem Juni schicken wir wieder unseren besten Windhund ins Leserennen: Aleks Scholz. Gleichzeitig ist bei Heyne ein tolles Buch von Angela Leinen erschienen, das genau erklärt, wie man den Bachmannpreis gewinnt. Es heisst: Wie man den Bachmannpreis gewinnt. Wir haben es der ehrlichsten Methode unterzogen, die der Rezensions-Werkzeugkasten bereit hält: Der automatischen Sachbuchkritik.
Pluspunkte 1. Autorin hat erfolgreich am Tough Guy Contest teilgenommen (doppelt) 2. Covergestaltung von Martin Baaske 3. Buchpapier aus Schweden 4. Nagetiere kommen vor 5. Fotograf des Autorenfotos heisst wie ein Fabelwesen (Schafgans) 6. Flexicover-Format 7. Schamlose Lüge als Titel 8. "Wir haben ein kleines Tier auf dem Cover versteckt – findet ihr es?" 9. Lastenausgleich: Amazonrang >1000 10. Ich-Erzählerin im Sachbuch 11. Autorin hat vollkommen sachfremden Beruf 12. Auf die Rückseite ist "Originalausgabe" gedruckt 13. Zum angekündigten Termin erschienen 14. Gastbeiträge (doppelt) 15. Zitate am Kapitelanfang 16. Alle Seiten sind vorhanden und da, wo sie hingehören 17. Buch ist vollständig grün oder mit grünen Elementen (Flann-O'Brien-Punkt) 18. Tetris-Wachträume werden thematisiert 19. Themenfremde Abschweifungen (Tafelspitzpunkt) 20. Lastenausgleich: Erstes Buch 21. Autorinnenname hat so viele Silben wie der Verlagsname Buchstaben 22. Viele strukturierende Zwischenüberschriften
Minuspunkte 1. Farbverlauf auf dem Cover 2. Keine einzige Landkarte im Buch 3. Vorwort von einer prominenten Autorin 4. Rainald Grebe wird zitiert 5. Literaturverzeichnis (langweilig) 6. Mehr als eine Schriftart im Buchinneren