Riesenmaschine

07.04.2010 | 12:51 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Hartwurstenergie


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Die offizielle Markteinführung war schon zu Jahresbeginn, seit kurzem hängen auch die Citylight-Plakate der neuen Bifi Energy (offenbar vom gleichen Designer wie die Congstar-Kampagne), und ein, nunja, ungewöhnlicher Werbefilm liegt ebenfalls vor. Dabei zeitigte ein der Riesenmaschine zugeschicktes Testmuster mit drei Bifi Energys den gewünschten Effekt in mindestens zwei Fällen. Der bifitypische Geschmack wird weder vom Guarana noch von den Überraschungszutaten Blutorange und Chili beeinflusst, lediglich die Öligkeit scheint leicht über dem Bifi-Durchschnitt zu liegen.

Ob Bifi Energy am Markt bestehen wird oder das Schicksal der weitestgehend vergessenen Bifi-Line-Extensions Bifi Wiener und Bifi Roll Korn erleidet, lässt sich noch nicht absehen. So oder so könnte sie aber der Ausgangspunkt von zwei kommenden Grosstrends werden: 1. das Ende der Dominanz der Flüssignahrung im deutschen Energy-Lebensmittelsektor. Und 2. die Verlagerung von Wachmacherzutaten aus rein anlassbezogenen Speziallebensmitteln in Alltagsprodukte, die man eh konsumiert.

Wobei Bifi für 2. nur ein Zwischenschritt sein kann, denn wer isst schon gerne den ganzen Tag Bifi? Erst mit Energy-Keksen, Energy-Pizza, Energy-Brot und Energy-Milch wäre wirklich ein neues Nebenbeiheits-Level im Wachmachsegment erreicht. Danach dann bitte Shampoos, bei denen Koffein nicht ausschliesslich der Haarwurzelstärkung dient, ein Energy-Waschmittel, mit dessen Hilfe man Modafinil direkt über die Haut aus der Kleidung aufnehmen kann und natürlich: Koffein-Kondome. Obwohl, die gibt es ja schon.

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05.04.2010 | 13:57 | Berlin | Supertiere | Alles wird schlechter

Das Furbyhaus darf nicht sterben!


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Ein Schock für Nordwestkreuzberg und den Rest der Welt: Das allseits beliebte Furby-Haus soll als Teil des Kreuzberg-Tower-Ensembles grundsaniert werden und dabei baulichen Änderungen unterzogen werden. Laut Informationen der taz soll die Farbgebung geändert werden. Ein Skandal! Denn was könnte es schöneres geben, als grau-hellgrün, die Farbe der Flechten und der moosbewachsenen Steine, von Popeln, Schimmel und der Bundeswehr ... naja, okay, anders: Laut Informationen der taz sollen die als Markisen getarnten Augenbrauen verändert oder abmontiert werden. Abgerissene Augenlider! Ein Skandal! Nachdem der echte Furby in freier Wildbahn schon vor vielen Jahren vom Menschen ausgerottet wurde, sind nun auch seine Abbilder dran. Machen Sie es wie Peter Eisenman und unterzeichen Sie noch heute diese Petition.

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03.04.2010 | 16:54 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Der Repariertee


Weidenzweige brechen nicht unter dem Schnee (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der neue Öko-Lebensstil unterscheide sich vom alten, heisst es, durch seine Abkehr vom "Jutesack und Asche"-Asketismus und seine Hinwendung zu Hedonismus und Stilbewusstsein bei gleichbleibend gutem Gewissen. Dennoch wohnte auch dem LOHAS nach unserem Gefühl noch immer eine gehörige Portion Protestantismus inne, indem er die düsteren Seiten und Abgründe eines jeden durch schlichtes Leugnen zu negieren suchte. Indem wir uns zu Gutmenschentum und gesunder Lebensweise bekennen, gelingt es uns auch, so zu leben. Weil die Realität bekanntlich anders aussieht, mieden wir realiter auch die neuen Bioläden – als Horte einer Kirche, der wir leider niemals angehören können. Jetzt aber zeichnen sich erste Risse im puritanistischen Purismus ab, die sich zum Wurmloch für unsereinen weiten könnten. In der Reihe der hübsch designten und selbst für Bioläden hochpreisigen "Hausfreunde"-Kräutertees von Herbaria (4,85 €) gibt es neben den Geschmacksrichtungen Hals, Balance, Nase, Bauch und Nerven seit jüngstem auch Kater: ein Repariertee als echte Alternative zum Stützbier und wie gemacht für uns LOPAS (Lifestyle of Punk and Sustainability).


29.03.2010 | 23:51 | Anderswo | Alles wird schlechter | Listen

Apfelbäumchenpflanzen jetzt im Live-Ticker verfolgen

Das Geschehen am Large Hadron Collider ist als journalistisches Thema mittlerweile nicht mehr das freshste, aber das interessiert bild.de natürlich nicht. Stattdessen wollte man dort vom morgigen Protonen-Aufeinanderschiess-Experiment per Liveschalte berichten. Zwar wird ein Verantwortlicher zitiert, der die ganze Sache schon im vorhinein zum langweiligen Unereignis erklärte, doch, so die Humeschen Induktionsskeptiker von bild.de, "genau kann er es auch nicht wissen – ein Experiment dieser Dimension wurde noch nie durchgeführt".

Die Videoverbindung kommt aber nun nicht zustande wegen "technischer Probleme", vermutlich hat ein Vogel die aufgestellte Webcam mit Krümeln beworfen. Darum greift man bei bild.de jetzt zum last resort der Berichterstattung: dem Live-Ticker. In diesem Fall ergibt sich daraus natürlich ein interessanter Versuchsaufbau (viel interessanter als diese ewige Protonen-Aufeinanderschiesserei): Entweder bild.de stellt morgen früh ab 9 Uhr den Rekord für den langweiligsten Live-Ticker der Welt auf – oder aber (mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 50%, denn "it's gonna either happen or it's gonna not happen") es ergibt sich für alle Nerds, Geeks und sonstige Stubenhocker die wahrlich einmalige Möglichkeit, für ihren Lebensentwurf ein letztes Zeugnis abzulegen: "Weltuntergang? Ach, das lasse ich nebenbei im Live-Ticker laufen!" Wir werden es vermutlich nie erfahren, denn morgen um 9 Uhr schlafen wir natürlich noch.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zen-Sportberichterstattung


26.03.2010 | 12:09 | Papierrascheln | In eigener Sache

Wenn man nicht alles selber macht


Bild: Martin Baaske / Rowohlt Berlin Verlag
An dieser Stelle sollte eigentlich eine unparteiische Buchkritik von Jochen "Ich muss es jetzt nur noch lesen" Reinecke stehen. Ungern weichen wir auf die zweitbeste Lösung aus, unparteiische Buchkritik durch die Autoren selbst. Wenn man uns beim Verfassen von Amazonrezensionen zu eigenen Büchern unter Pseudonym ertappt, ersticke man uns bitte mit einem Sofakissen.

Letzte Woche erschien das beste Buch der Neuzeit. Gleichzeitig handelt es sich auch um das beste jemals erschienene Sachbuch zum Thema "Verirren", versehen mit einem der attraktivsten Rowohlt-Cover aller Zeiten (gestaltet von Riesenmaschine-Grafiker Martin Baaske). 270 Seiten, gefüllt mit genau der richtigen Mischung aus haarsträubenden Verirrensberichten und harten Fakten. An diesem Buch stimmt einfach alles*.

Da erscheint es nur folgerichtig, dass der Rest der Welt sich in ungebremsten Lobpreisungen ergeht. So hält die Süddeutsche Zeitung das Buch für den grössten Wurf seit "Abrakadabra" von Aleister Crowley, und die Frankfurter Allgemeine urteilt gar, es sei allmählich auch Zeit gewesen, dass jemand Berkeleys katarrhalischen Idealismus in die Postmoderne überträgt. Ausserdem sind achtundachtzig wirre Grafiken im Buch, die alles erklären, was erklärt werden muss. Jetzt kaufen bei den einschlägigen Fachverbänden, wenn's geht, gleich mehrere Exemplare.

* bis auf:
S. 69 "Kap Hoorn" und "Kap der Guten Hoffnung" verwechselt
S. 60 "Südosten" und "Nordosten" verwechselt
S. 270: "Ulf Maiwälder" heisst Ulf Mailänder.

Kathrin Passig, Aleks Scholz | Dauerhafter Link | Kommentare (28)


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